Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
ich hingerissen. »Jetzt ist mir klar, warum alle davon schwärmen.«
Plötzlich hatte ich einen Riesenhunger und verspeiste den Rest meines Frühstücks in kürzester Zeit. Mir fielen die dunklen Ringe unter Justins Augen auf, und mir wurde klar, dass er wahrscheinlich selbst die ganze Nacht wach geblieben war, um die Fluchthelfer zu dirigieren. Eric und er fuhren fort, über Routenplanung und Ähnliches zu diskutieren, und meine Gedanken drifteten ab, sobald mein Bauch gefüllt war. Doch als schließlich eine Pause im Gespräch entstand, ergriff ich die Gelegenheit. Ich legte die Gabel nieder und verschränkte die Arme.
»Jetzt bin ich aber endlich mal an der Reihe, Fragen zu stellen.«
Wieder starrten beide Jungen mich an. In Justins Augen glaubte ich ein amüsiertes Funkeln zu sehen.
»Ich bin ja sehr dankbar für die ganze Rettungsaktion und die Kocherei und so weiter, aber bisher hat mir keiner von euch gesagt, was eigentlich los ist.«
Justin schaute mich abwartend an. Schließlich sagte er: »Eine Menge ist los.«
Ich seufzte. »Als Erstes: Wo bin ich?«
Justin mampfte einen weiteren Bissen Pfannkuchen. »Bayside.«
»Liegt das in Oregon?«
»Nein«, sagte er. »Du bist jetzt in Kalifornien. Oregon ist für dich nicht mehr sicher. Es wird eine Weile dauern, bis du dahin zurückkannst.«
Ich runzelte die Stirn. »Wo genau liegt Bayside?«
»Ein kleines Stück nördlich von San Francisco.«
Ich stieß ein überraschtes Keuchen aus. »Sind wir etwa in Eden?«, flüsterte ich.
Justin schüttelte den Kopf und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Nein.«
Enttäuscht ließ ich meinen Blick wieder durch den Raum wandern. »Wohnt hier sonst noch jemand?«
»Eine unserer Helferinnen kommt regelmäßig vorbei, um Lebensmittel nachzufüllen und zu putzen, aber ansonsten steht das Haus leer. Es ist nur als Notquartier gedacht.«
»Was macht ihr gewöhnlich mit Leuten, die ihr abgefangen habt? Mal abgesehen davon, dass ihr ihnen Pfannkuchen serviert?«
»Das kommt ganz auf die Situation an«, erklärte er. »Aber es gibt drei grundsätzliche Möglichkeiten. Erstens kann die Person sich entscheiden, dass sie gar nicht gerettet werden will und sich lieber wieder der Polizei stellt. Allerdings ist das bisher noch nie passiert. Zweitens kann die Person sich uns anschließen. Das geschieht in den häufigsten Fällen, und eigentlich können wir den Cops dankbar sein, weil sie uns die meisten neuen Mitglieder liefern. Wir brauchen nur Scott darauf anzusetzen, uns die Verhaftungslisten aus dem Polizeicomputer zu besorgen … Dadurch sparen wir uns eine Menge Arbeit.«
»Ihr solltet denen eine Dankeskarte schicken«, schlug ich vor.
»Ja, setze ich gleich auf meine To-Do-Liste«, sagte er.
»Und was tut ihr mit Leuten, die weder beim Widerstand mitmachen, noch sich der Polizei ausliefern wollen?«, fragte ich und hob die Augenbrauen, da mich diese dritte Möglichkeit besonders interessierte. Justin schaute mir in die Augen.
»Wir töten sie.«
Ich ließ die Gabel sinken und wartete darauf, dass er zwinkerte oder grinste oder wenigstens sagte, das sei nur ein Witz gewesen. Aber er sah mich weiter so unbewegt an, als sei es ihm völlig ernst.
»Ihr tötet sie?«, wiederholte ich.
»Na ja, im übertragenen Sinne«, sagte er. »Wir vernichten ihr digitales Ich und helfen ihnen, stattdessen ein Leben in der Wirklichkeit anzufangen. Dazu gehören ein neuer Wohnort und alle nötige Unterstützung, bis sie auf eigenen Füßen stehen können. Stell es dir wie eine Art Wiedergeburt als entkabeltes menschliches Wesen vor.«
»Wie vernichtet man ein digitales Ich?«
»Oh, das ist nicht besonders schwer. Dazu muss man nur die entsprechenden Dateien löschen. Schließlich sind die Leute inzwischen nicht viel mehr als eine Ansammlung von Hard- und Software. Wir helfen ihnen, sich einen neuen Namen zuzulegen, neue Informationen ins Netz einzuspeisen, neue Kontakte zu schaffen. Und schon sind sie eine ganz andere Person.« Er grinste. »Technologie hat auch ihre Vorteile.«
Ich trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte und fragte ihn, wie es jetzt für mich weitergehen würde.
»Am wichtigsten ist erst einmal, dass du dich von Computern fernhältst. Nur so können die staatlichen Stellen heutzutage jemanden aufspüren. Wer in der virtuellen Welt nicht auftaucht, existierst nicht wirklich. Ziemlich verdreht, wenn man darüber nachdenkt.«
»Das heißt also, ich muss untertauchen?«
Er nickte. »Du bist
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