Die Rebellion
Ehrgefühl. Das machte es viel leichter, die Leute zu manipulieren,
die daran glaubten oder dachten, daß er es tat. Außerdem vertraute der Wolf dem Shreck nicht. Er hatte ihm nie vertraut.
»Ich danke Euch, Gregor.« Nach außen hin war kaum eine
Pause zu seinen letzten Worten spürbar. »Aber zur Zeit habe
ich nicht das geringste Interesse an irgendwelchen Auseinandersetzungen. Ich habe so schrecklich viel zu tun seit meiner
Übernahme des Feldglöck-Clans. Die Chojiros sind ein Ärgernis, mehr nicht. Trotzdem danke ich Euch für Euer Interesse,
Lord Shreck. Laßt Euch nicht von mir aufhalten. Ich bin sicher,
andere warten sehnsüchtig auf Eure Gesellschaft.«
Gregor Shreck stand einen Augenblick lang einfach nur wütend da, dann machte er auf dem Absatz kehrt und stampfte
durch den Schnee davon. Am liebsten hätte er den Wolf unter
Druck gesetzt, um deutlich zu machen, daß es an den Seitenlinien ebenfalls gefährlich war, doch der Shreck besaß nichts,
mit dem er Valentin hätte drohen können, und beide wußten es.
Valentin grinste schwach, während er der kleinen, dicken Gestalt hinterherblickte, die voller wütender Energie über den
dichten Schnee davonstapfte. Der Shreck würde hier am Hof
keine Verbündeten finden, und er hatte nie Freunde besessen.
Natürlich konnte er sich immer an die Kirche wenden, und in
letzter Zeit schien er sie auch verstärkt zu umgarnen, aber die
Kirche war sowieso nicht gut auf Valentin zu sprechen. Von
dieser Seite waren keine Überraschungen zu erwarten.
Valentin Wolf blickte durch die Kammer, um zu sehen, ob
irgend jemand seine kurze Begegnung mit dem Shreck mitverfolgt hatte, doch alle wichen seinem Blick aus. Natürlich hatten
sie ihn beobachtet. Es gab keinen, der nicht irgend etwas von
Valentin gewollt hätte. Alle wollten etwas vom Oberhaupt des
mächtigsten Clans im Imperium. Valentin zuckte die Schultern.
Er hatte wichtigere Sorgen. In letzter Zeit hatten ihm seine
Spione in der Untergrundbewegung immer wieder Nachrichten
über anscheinend übermenschliche Fähigkeiten bei den Rebellen zugetragen, Fähigkeiten, die nicht durch neue EsperTalente erklärbar waren. Stärken und Fähigkeiten, die weit
über alles hinausgingen, wovon man je gehört hatte. Natürlich
waren das alles nur Gerüchte und zufällig aufgefangener
Klatsch, doch wenn es wirklich eine Möglichkeit gab, Fähigkeiten hervorzubringen, die über ESP hinausgingen, dann mußte Valentin diese Technologie oder was immer es war in seinen
Besitz bringen. Erjagte weiterhin hinter der Esper-Droge her,
doch ohne rechten Erfolg. Seit seiner Trennung von der Untergrundbewegung war es schwieriger geworden, aber Valentin
hatte beizeiten dafür gesorgt, seine eigenen Leute in die Reihen
der Rebellen einzuschleusen, nur für den Fall. Es war eine
Schande, daß er nicht mehr selbst dorthin gehen konnte. Der
Untergrund besaß Zugriff auf alle möglichen Arten ungewöhnlicher und verbotener Drogen. Valentin war zu populär geworden, um weiterhin die Verbindung aufrechtzuerhalten.
Der Hohe Lord Dram persönlich hatte sich als der Mann namens Huth in den höchsten Rängen der Klon- und EsperBewegung aufgehalten, bevor er seine wirkliche Identität enthüllt hatte – was bedeutete, daß er alles über Valentins Verbindungen wußte. Valentin Wolf hatte sich nie einen verdammten
Dreck um die Ziele und Ideale der Untergrundbewegung geschert. Ihn hatten nur alternative Wege zur Macht interessiert
und die Esper-Droge, die nachgewiesenermaßen aus jedem
gewöhnlichen Menschen einen Esper machen konnte. Es wäre
Valentin schwergefallen, die Löwenstein davon zu überzeugen,
und deshalb hatte der Wolf sich blitzartig aus dem Untergrund
zurückgezogen und alle Beziehungen abgebrochen, nachdem
Huth sich als der Hohe Lord Dram zu erkennen gegeben hatte,
und sich aller Dinge oder Personen entledigt, die ihn direkt mit
dem Untergrund in Verbindung bringen konnten. Die Spione,
die er eingeschleust hatte, spielten keine Rolle. Sie hatten keine
Ahnung, wem sie ihre Berichte erstatteten, und solange das
Geld regelmäßig kam, stellten sie auch keine Fragen. Dann
hatte Valentin sich zurückgelehnt und wartete seither, daß
Dram seinen ersten Zug machte, und er war sicher, daß der
Mann keine Beweise gegen ihn in der Hand hielt, die Valentin
nicht entkräften konnte. Selbst das Wort eines Obersten Kriegers reichte nicht aus, um jemanden in Valentins Position als
Oberhaupt der Ersten Familie des
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