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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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erkennbare Verletzung sofort wieder zusammen. Und die ganze Zeit über bildeten sich unablässig neue
Gesichter und sangen verschiedene populäre Stücke in verschiedenen Stimmen. Doch schließlich begann das Wesen, sich
wie ein Wirbelwind immer schneller zu drehen, flog in die Luft
hinauf und krachte durch die verborgene Decke des Saales.
Und war verschwunden.
Plötzlich war es sehr still am Hof. Valentin fand als erster
wieder die Sprache.
»Nun«, begann er. »Ich hätte nie geglaubt, daß eine Invasion
durch eine fremde Rasse so etwas … Albernes sein könnte.«
    Und so endete die Audienz an diesem Tag. Die Höflinge verließen den Saal, so rasch sie konnten, ohne respektlos zu erscheinen. Währenddessen stand die Imperatorin auf ihrem
Thron und kreischte ihre Leute an, den Fremden zu finden,
festzunehmen, zu töten, zu verhören und auseinanderzunehmen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Der Hohe Lord
Dram war einer der ersten, der den Hof verließ. Er verhielt sich
unauffällig und war froh, als er endlich draußen war. In ihm
regte sich der starke Verdacht, daß man den Fremden nicht
finden würde, und er hatte nicht die geringste Lust, sich in Löwensteins Nähe aufzuhalten, wenn irgend so ein armer Hund
ihr die entsprechende Meldung überbrachte. Wenn man die
gestaltwandlerischen Fähigkeiten der Kreatur bedachte, konnte
sie überall und nirgends sein. Oder eine neue Identität angenommen haben. Dram schob den Gedanken entschlossen beiseite. Die Sicherheitssensoren würden den Fremden irgendwann finden, aber es würde eine Zeitlang dauern. Außerdem
war die Frage noch nicht geklärt, worin man das Ding einsperren sollte, wenn man es denn gefunden hatte. Dram beschloß,
auch darüber nicht weiter nachzudenken. Er hatte seine eigenen
Probleme.
    Die Höflinge hatten sich sehr leise verhalten, während sie aus
der Eishölle des Hofes geströmt waren. Jedem brannte eine
Menge Bemerkungen und Fragen auf der Zunge, doch man
wollte nicht in Löwensteins Gegenwart darüber sprechen.
    Dram hatte eine Menge Dinge mit Löwenstein zu bereden.
Im Augenblick schien es ihm allerdings vernünftiger, dies aus
sicherer Entfernung über einen geschützten Komm-Kanal hinweg zu tun. Also begab er sich auf den Weg zu seinen Privatquartieren im Imperialen Palast und ließ sich viel Zeit dabei, in
der Hoffnung, daß Löwenstein sich inzwischen ein wenig beruhigen würde. Aber falsch gedacht: Er war kaum durch die
Tür, als sein Schirm hartnäckig zu summen begann. Dram hatte
keine Eile, Löwensteins Anruf zu beantworten. Sie würde so
oder so verdammt schlecht gelaunt sein, also konnte er die letzten paar ruhigen Minuten auch noch genießen, die ihm verbleiben würden. Er ließ sich in einen bequemen Sessel sinken, legte die Füße auf den Schemel, der rasch herbeigeglitten kam,
seufzte resignierend und schaltete den Bildschirm ein. Löwenstein starrte ihn mißmutig an. Sie trug noch immer die Krone,
obwohl sie aus ihren eigenen Gemächern anrief. Das war ein
gefährliches Zeichen. Es bedeutete in der Regel, daß ihr Anruf
offiziell und gefährlicher Natur war.
    »Dram, ich bin ja so froh, daß du es dir zuerst gemütlich gemacht hast. Mach dir nicht die Mühe, wegen mir wieder aufzustehen. Und nein, wir haben das verdammte Ding bisher noch
nicht gefunden, danke für deine Nachfrage. Das ist alles, was
mir jetzt noch gefehlt hat: weitere Komplikationen. An manchen Tagen geht aber auch wirklich alles schief.«
    »Das solltest du wirklich am besten wissen«, erwiderte
Dram. »Sag mir, wie ich war? War ich überzeugend? Werden
die Leute glauben, daß ich der echte Dram bin?«
    »Natürlich werden sie das«, entgegnete Löwenstein. »Und
wenn der einzige Grund dafür der ist, daß sie die Alternative zu
sehr beunruhigt. Sie werden denken, daß du der echte bist, weil
sie nicht glauben wollen, daß ein Klon so nah an mich herankommen könnte. Sie werden annehmen, daß meine Sicherheitssysteme dich geprüft haben, und es dabei belassen. Solange ich sage, daß du Dram bist, spielt der Rest nicht die geringste Rolle. Die einzigen Menschen, die den Tod des früheren
Dram erlebt haben, befinden sich an Bord der Unerschrocken ,
und sie brechen zu einer Mission auf, die sie für mehrere Jahre
von Golgatha wegführen wird. Wenn ich ihnen erst die Rückkehr erlaube, sind ihre Neuigkeiten Schnee von gestern, und
niemand wird noch einen Dreck darauf geben. Du wirst dich
bis dahin längst bewährt haben.

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