Die Rebellion
Ich werde persönlich dafür
sorgen. Und wenn es sein muß, kann ich jederzeit Hirntechs
auf Schwejksam und seine Mannschaft hetzen und ihre Erinnerungen entsprechend verändern lassen. Natürlich wäre es einfacher, wenn sie durch einen Unglücks fall sterben würden, aber
im Augenblick sind Schwejksam und seine Leute beliebte Helden. Und man kann nie wissen, wann man einen Helden
braucht.«
»Du brauchst keinen Helden«, sagte Dram. »Du hast schließlich mich.«
Die Herrscherin lächelte kalt. »Meine Leute berichten mir,
daß du die Massenhinrichtung der Sicherheitsabteilung meiner
Steuerbehörde noch immer nicht angeordnet hast.«
»Es scheint mir ein wenig zu hart«, erklärte Dram. »Sie hatten einfach Pech. Es war nicht ihre Schuld. Niemand hätte mit
einem Schiff der Hadenmänner gerechnet.«
»Der alte Dram hätte sie, ohne ein Sekunde zu zögern, hinrichten lassen. Einige von ihnen hätte er sogar persönlich getötet, um die anderen zu entmutigen. Er hat den Namen Witwenmacher nicht umsonst, weißt du? Ich will, daß du noch
heute die Exekutionen anordnest. Die Leute denken sonst noch,
du wirst weich, und das kann ich nicht dulden. Also wirst du
dir willkürlich hundert Mitarbeiter herauspicken, die öffentlich
hingerichtet werden, und die Dienstältesten von ihnen wirst du
persönlich töten. Das wird einen guten Eindruck machen.«
»Selbstverständlich, Euer Majestät. Gibt es sonst noch irgendwelche Besorgungen, die ich für Euch erledigen darf?«
»Werde nicht sarkastisch, Liebling. Es steht dir nicht. Wie
kommst du mit deinem neuen Projekt voran?«
Dram überlegte einen Augenblick, wie er es ihr am besten
beibringen sollte. Sie hatte ihn mit der Überwachung der Massenproduktion von ESP-Blockern beauftragt, bei der tote Esper
aus dem Aufstand von Silo Neun als Rohmaterial eingesetzt
wurden. Selbst unter Einsatz allermodernster Techniken war
zur Herstellung eines einzigen Blockers noch immer ein vollständiges Esper-Gehirn erforderlich – weswegen ESP-Blocker
auch so selten und kostspielig waren. Und unter Berücksichtigung der Massenschlachterei von Silo Neun gingen den Technikern bereits wieder die Gehirne aus. Erschwert wurde die
Situation noch durch ein weiteres Projekt, das die Löwenstein
ins Leben gerufen hatte und bei dem ebenfalls Esper-Gehirne
benötigt wurden. Sie nannte es ›Legion‹, aber mehr wollte sie
selbst Dram nicht darüber verraten.
»Ah ja«, sagte Dram, bevor die Pause ihn in Verlegenheit
bringen konnte. »Hundertundeins Verwendungszwecke für
einen toten Esper. Die Produktion von Blockern macht Fortschritte. Meine Wissenschaftler experimentieren auf deine Anordnung hin auch mit Hirngewebe, um eine Gedankenbombe
herzustellen, die stark genug ist, um eine ganze Stadt auszulöschen, und an Denkmaschinen, wie sie auf Nebelwelt eingesetzt
werden, die schneller und genauer arbeiten als unsere Standardlektronen … und an einer Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit selbst in unserem Sinn zu beeinflussen.«
»Deine Leute experimentieren bereits eine ganze Weile. Hast
du bisher konkrete Ergebnisse vorzuweisen?«
»Nicht direkt … Wir haben nicht genügend Rohmaterial, um
in der gewünschten Geschwindigkeit weiterzuarbeiten.«
»Dann töte noch ein paar Esper«, befahl Löwenstein. »Enttäusche mich nicht, Dram. Ich hasse den Gedanken, dich einstampfen und einen neuen Klon ziehen zu müssen.«
»Ja«, erwiderte Dram. »Ich auch.«
»Ich nehme an, du hast inzwischen in Erfahrung gebracht,
daß Julian Skye bei seiner Flucht einen oder mehrere Helfer
hatte?«
»Ja. Sehr unangenehme Geschichte, das.«
Löwenstein funkelte ihn wütend an. »Du hattest schon immer
einen Hang zur Untertreibung. Skyes Flucht bedeutet einen
herben Rückschlag, aber wir stehen natürlich nicht schlechter
da als vor seiner Festnahme. Er hat einen Fehler begangen, und
er wird irgendwann wieder einen begehen, und dann haben wir
ihn. Und dann wird es keine Flucht in letzter Minute mehr geben. Zur Not lasse ich ihm die Beine abhacken, damit er nicht
weglaufen kann. Im Augenblick interessiert mich allerdings
mehr, wer ihm bei seiner Flucht geholfen hat. Die Überwachungskameras haben einige gute Aufnahmen von ihm. Es war
ganz definitiv Finlay Feldglöck, ausgerechnet er! Der Modenarr. Ich konnte meinen eigenen Augen nicht glauben, als ich
die Bänder zum ersten Mal gesehen habe. Der größte Stutzer
unserer Zeit entpuppt sich als ruchloser Killer für den Untergrund! Das zeigt
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