Die Rebellion
vor ihr sicher, aber irgendwie mußten sie nur einen Blick auf
Ruby werfen und hatten plötzlich tausend verschiedene Ausreden, warum sie nicht in Rubys Nähe sein konnten. Die Kopfgeldjägerin war mittelgroß und geschmeidig, und sie trug glänzend schwarze Lederkleidung unter verschmutzten weißen Fellen. An den Hüften hingen Schwert und Pistole, und niemand
bezweifelte auch nur für eine Sekunde, daß Ruby wußte, wie
man damit umging. Ihr Gesicht war schmal und spitz, ihr Blick
fest und ihr Lächeln wild. Sie war dunkelhaarig und nicht gerade schön, doch auf gefährliche Weise attraktiv. Jakob Ohnesorg gewann bei den Anwesenden allein schon dadurch eine
Menge zusätzlichen Respekt, daß er sich so ungezwungen in
Rubys Nähe aufhielt.
Owen und Hazel bewegten sich ohne Eile durch die Menge,
nickten nach hier und verbeugten sich nach dort und begrüßten
jedermann, während sie sich darum bemühten, Zuversicht auszustrahlen. Sie bemühten sich außerdem, niemanden anzurempeln, obwohl es sehr voll war. Owen hatte mehr Erfahrung in
Diplomatie und im Lügen mit unbewegtem Gesicht, und so
hinterließ er einen besseren Eindruck als Hazel, doch er mußte
ihr zugestehen, daß sie sich zumindest Mühe gab. Hazel war
selbst zu ihren besten Zeiten nicht besonders gesellig gewesen,
und in letzter Zeit hatte sie sich noch weiter zurückgezogen.
Owen hatte zaghaft versucht, sie daraufhin anzusprechen, aber
ihr kalter Blick hielt ihn auf Distanz, genau wie jeden anderen
auch. Wahrscheinlich war sie noch immer stocksauer, daß sie
auf einer leeren und öden Welt festsaß, die Lichtjahre von jeder
Zivilisation entfernt war. Hazel liebte den Luxus, und sie interessierte sich einen Dreck für Politik. Wenn man etwas nicht
trinken, nicht essen und auch keinen Streit mit ihm vom Zaun
brechen konnte, war es Hazel in der Regel egal.
Schließlich beendeten Owen und Hazel ihren Rundgang
durch die Reihen der anwesenden Gäste und wandten sich der
kleinen Selbstbedienungstheke zu, die Giles vorausschauend in
einer Ecke der Halle aufgestellt hatte. Owen stützte einen Ellbogen auf den Tresen und seufzte. Seine Wangen schmerzten.
Er hatte seit Jahren nicht mehr so viel lächeln müssen. Hazel
erlaubte ihm, ihr ein großes Glas auszuschenken, und betrachtete die Menge mit verdrießlichem Gesicht.
»Kennst du einige von diesen Leuten?« fragte sie Owen leise.
»Ich hasse den Gedanken, diese Schau für eine Bande von Nullen abgezogen zu haben.«
»Einige kenne ich tatsächlich«, antwortete Owen und hielt
überrascht inne, um den exzellenten Jahrgang in seinem Glas
mit gehobener Augenbraue zu betrachten. Irgendwo in der Festung schien es einen ganz außerordentlichen Weinkeller zu
geben. Hazel kippte ihr Glas hinunter, als wäre darin ein billiger Claret. Owen unterdrückte ein schockiertes Zusammenzukken und fuhr fort zu sprechen.
»Eine Handvoll unbedeutenderer Lords sind anwesend, Vertreter verschiedener Clans und Gesellschaften, und ein paar
unbedeutende Helden. Niemand von Jakob Ohnesorgs Klasse,
aber es ist trotzdem gut, daß sie gekommen sind. Man nimmt
uns also ernst. Hallo, seht mal dort! Ihr wißt sicherlich, wer das
ist, oder?«
»Verdammt gut sogar«, brummte Hazel. »Investigator Topas
von Nebelwelt. Der einzige wirklich mächtige Esper, der jemals zum Investigator ausgebildet wurde. Die stärkste Sirene,
die es je im Imperium gegeben hat. Als sie abtrünnig wurde
und nach Nebelwelt floh, schickten sie eine ganze Kompanie
Soldaten hinter ihr her, und Topas tötete alle mit einem einzigen Lied. Und sie rettete Nebelwelt praktisch ganz allein, als
das Imperium eine Typhus-Marie auf den Planeten schmuggelte. Ich kenne Topas nicht persönlich. Wir sind uns nie begegnet, aber ich kann nicht sagen, daß mir das leid tut. Man sagt,
sie sei kalt wie Eis und doppelt so gefährlich. Ich fühle mich
ihr gegenüber ziemlich deklassiert.«
»Das ist nicht nötig«, erwiderte Owen. »Schließlich ist sie zu
uns gekommen, und nicht umgekehrt.«
»Guter Punkt«, sagte Hazel. »Aber wir sollten Ruby trotzdem
von ihr fernhalten. Nur für den Fall.«
Owen und Hazel fuhren herum, als jemand Owens Namen
rief, und ein Hologramm näherte sich mit breitem Grinsen. Ein
dicker, selbstzufrieden wirkender Mann, ganz in bunte Seide
gekleidet, kam vor Owen zum Stehen, verbeugte sich, grinste
noch breiter und nickte Hazel zu. »Owen, mein lieber Junge!
Es tut gut, dich wiederzusehen.«
»Ich hätte wissen müssen,
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