Die Rebellion
dunklen Freuden seines Blutes bekanntgemacht. Sie
hatte die Beziehung wieder beendet, doch von der Sucht loszukommen hatte ein gutes Stück länger gedauert. Beinahe hätte
es sie umgebracht. Aber schließlich hatte Hazel es geschafft,
vielleicht nur aus dem einen Grund, daß sie niemandes Sklavin
sein wollte, auch nicht ihre eigene.
Doch heute hatte das Blut sie wieder in seinem Griff, und das
alles war allein Owens Schuld. Er hatte Hazel in diese verdammte Rebellion mit hineingezogen, und er hatte nicht bemerkt, wie sie unter dem konstant auf ihr lastenden Druck von
ständiger Flucht und Gefahr langsam zerbrach. Schließlich war
alles zuviel geworden, und sie hatte dem Druck nachgegeben.
Hazel war nie besonders stark gewesen. Sie hatte immer irgendwelche Mittelchen benötigt, die sie unterstützt hatten,
gleichgültig, ob es sich dabei um Alkohol, Drogen oder beschissene Bekanntschaften gehandelt hatte.
Auf der Wolflingswelt hatte Hazel gedacht, sie würde verrückt werden, und nichts hatte ihr Erleichterung verschafft –
bis sie sich daran erinnert hatte, daß die Hadenmänner noch
immer die gefangenen Wampyre in ihrer Gewalt hatten, die die
Imperiale Streitmacht hatte zurücklassen müssen. Die Hadenmänner waren von ihren Nachfolgern fasziniert gewesen und
hatten sie zu weiteren Untersuchungen mit in ihre Stadt genommen. Niemand hatte die Wampyre seither gesehen.
Also war Hazel in die Stadt gegangen, hatte sich mit den Hadenmännern getroffen und sie ohne Umschweife nach dem
Blut gefragt. Die aufgerüsteten Männer hatten sich sehr verständnisvoll gezeigt. Sie versorgten Hazel mit allem Blut, nach
dem sie verlangte, immer nur in kleinen Portionen, und sie redeten niemals über einen Preis. Hazel zweifelte nicht eine Sekunde daran, daß die Hadenmänner irgendwann einen Preis
fordern würden, doch im Augenblick konnte sie sich nicht dazu
durchringen, einen Dreck darauf zu geben oder auch nur darüber nachzudenken, woher das Blut stammte. Das Blut erlöste
sie von dem unerträglichen Druck, und das war alles, was zählte. Für eine Weile hatte Hazel geglaubt, der Zorn , den sie im Labyrinth des Wahnsinns von Owen geerbt hatte, würde einen
Ersatz abgeben, doch er hielt nie lange genug an, und er besaß
seine eigenen Gefahren. Das war typisch Owen. Er ließ einen
immer genau dann im Stich, wenn man ihn wirklich brauchte.
Hazel wußte natürlich, daß das nicht stimmte, doch es war ihr
egal. Sie brauchte einfach jemanden, dem sie die Schuld geben
konnte. Im Augenblick wußte niemand von ihrem Handel mit
den Hadenmännern. Sie hatten versprochen, es für sich zu behalten. Irgendwann würde die Wahrheit ans Licht kommen,
doch der Zeitpunkt lag weit in der Zukunft, und in diesen Tagen benötigte Hazel all ihre Kraft, um allein mit dem fertig zu
werden, was in der Gegenwart lag.
Die Versammlung kam schließlich schleppend in Gang. Jakob
Ohnesorg hatte den Vorsitz. Er stand auf einem kleinen Podest,
wo jeder ihn sehen konnte, und begann, laut und deutlich zu
sprechen. Er mochte nicht mehr sonderlich eindrucksvoll aussehen, doch seine Stimme war noch immer so scharf wie der
Knall einer Peitsche, und er besaß die Gabe, seine Worte mit
natürlicher Autorität zu verbinden. Das Stimmengemurmel
wurde leiser und wich einem erwartungsvollen Schweigen, als
Ohnesorg allen für ihr Kommen dankte. Er stellte sich und ein
paar andere prominente Gesichter vor und eröffnete anschließend die allgemeine Diskussion. Es war für niemanden weiter
überraschend, daß Elias Gutmann als erster die Stimme erhob.
»Bevor wir beginnen, liebe Freunde, möchte ich die Gelegenheit nutzen und feststellen, daß der Anschlag auf die Steuerbehörde unserer Sache einen Bärendienst erwiesen hat. Wegen dieses Anschlages waren die Schilde Golgathas unten, als
das Schiff der Fremden angriff, und jedermann gibt uns die
Schuld für die vielen Toten und die Schäden, die der Angriff
verursachte. Es wird jetzt sogar noch schwerer werden als zuvor, unter der Bevölkerung breite Zustimmung für unsere Sache zu finden.«
»Das ist nicht fair!« protestierte Hazel. »Woher sollten wir
denn wissen, daß ein fremdes Schiff kommen und angreifen
würde? Wir haben nur getan, was wir alle gemeinsam beschlossen hatten, und wir haben dabei unser eigenes Leben
riskiert, wie ich hinzufügen möchte. Außerdem haben wir alles
erreicht, was man uns aufgetragen hat. Wenn du glaubst, das ist
nicht gut genug, dann mach es doch
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