Die Rebellion
»Helden.«
Owen und Hazel teleportierten in die Große Halle der Fluchtburg hinauf und stellten fest, daß alle anderen bereits versammelt waren. Die Halle war riesig, größer noch als die Halle in
der Todtsteltzer-Burg daheim auf Virimonde, aber sie war
trotzdem bis zum Bersten gefüllt mit den Holos von Menschen,
die sich freundlich miteinander unterhielten. Jede Gruppe, die
an der Rebellion interessiert war, hatte einen holographischen
Repräsentanten entsandt, um sicherzustellen, daß man nichts
Wichtiges versäumte. Owen und Hazel standen unbeachtet am
Rand des Geschehens, wofür zumindest Owen dankbar war. Er
wollte zuerst eine Vorstellung von der Bärenfalle gewinnen, in
die er trat, bevor er den Mund öffnete. Owen blickte sich unauffällig um, doch in dem Meer von Gesichtern erblickte er
niemanden, den er kannte. Einige schienen allein von der
schieren Größe der Halle beeindruckt, obwohl sie sich Mühe
gaben, das nicht zu zeigen. Owen mußte grinsen. Sie sollten
dankbar sein, daß sie hier in der Halle waren. Die Hadenmänner hatten vorgeschlagen, die Versammlung in der Stadt abzuhalten, doch die Menschen hatten das rasch abgelehnt, weil die
Stadt einfach zu beunruhigend war. Ganz besonders Giles hatte
Bedenken geäußert. Er war davon überzeugt, daß die Hadenmänner nicht einfach nur ihre Stadt restaurierten, sondern daß
eine ganze Menge mehr dahintersteckte, wovon die Menschen
keine Ahnung hatten. Jedenfalls waren alle darin übereingekommen, es sei am besten, einen sicheren Abstand zwischen
den aufgerüsteten Männern und möglichen Verbündeten aus
dem Imperium zu wahren. Die Hadenmänner hatten darauf
bestanden, ebenfalls einen Vertreter zu entsenden, in Person.
Der aufgerüstete Mann stand recht isoliert in der Halle. Die
Menschen hielten sich, soweit es ging, von ihm entfernt, doch
es schien ihn nicht weiter zu stören. Er hielt ein Glas Wein in
der Hand, ohne davon zu trinken, und lächelte jedermann
freundlich zu, der seinen Weg kreuzte. Es war kein besonders
erfolgreiches Lächeln, aber für einen Hadenmann gar nicht
schlecht. Vielleicht hatte er vor einem Spiegel geübt.
Hunderte von Holos aus jeder Ecke des Imperiums hatten
sich versammelt, und dank der Kyberratten von Golgatha trafen die Signale über eine verwirrende Vielzahl von Relaisstationen hier ein. Jeder, der einen Versuch unternehmen würde,
die Versammlung abzuhören, würde sich allein bei der Verfolgung des Signalweges von Station zu Station hoffnungslos verlieren, ohne je etwas Nützliches auffangen zu können. Viele
der Anwesenden waren von Jakob Ohnesorgs Namen angezogen worden. Der berühmte Berufsrebell besaß noch immer eine
beträchtliche Anziehungskraft, obwohl seine Niederlagen weitaus zahlreicher waren als seine Siege. Jakob hielt in der Mitte
des Saales hof, mit einem breiten Grinsen und einem freundlichen Wort für jedermann. Ruby Reise stand dicht neben ihm,
bereit, jeden anzugiften, der zu nahe an Jakob herantrat.
Es darf nicht verschwiegen werden, daß eine ganze Reihe
von Leuten schockiert war, Jakob in seinem gegenwärtigen
Zustand zu sehen. Die Jahre und all die bitteren Niederlagen
hatten ihre Spuren hinterlassen, aber es waren besonders die
Hände und Apparate der Imperialen Hirntechs, die ganze Arbeit geleistet hatten. Die Legende von Jakob Ohnesorg hatte
sich durch das gesamte Reich verbreitet, hauptsächlich durch
Propaganda-Holos, die er in seinen früheren, erfolgreicheren
Tagen in Umlauf gesetzt hatte. Aber das war damals, und heute
war heute, und Jakob sah überhaupt nicht mehr wie ein strahlender Held aus.
Er war ein kleiner schmächtiger Mann Ende Vierzig, doch er
wirkte zwanzig Jahre älter. Sein schmales, gefurchtes Gesicht
wurde von zerzaustem Haar eingerahmt, das aussah, als hätte
er es selbst geschnitten. Einst war er ein muskulöser Mann gewesen, aber jetzt konnte man ihn bestenfalls noch als drahtig
bezeichnen. Auf seinen Handrücken zeichneten sich Altersflecken ab, und die Hände zitterten ununterbrochen.
Jakob Ohnesorg sah nicht mehr aus wie ein berühmter Rebell
und Kämpfer. Eher wie ein alter Mann, der um diese Zeit
längst ins Bett gehört.
Ruby Reise andererseits sah aus wie der Tod auf zwei Beinen
mit einem dazu passenden Blick. Sie war die beste Kopfgeldjägerin auf Nebelwelt gewesen, was einiges zu bedeuten hatte,
und die meisten Leute gingen ihr noch mehr aus dem Weg als
dem Hadenmann. Als Holos waren die Versammelten natürlich
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