Die Rebellion
wahrscheinlich unsere Köpfe mit stumpfen Löffeln ausschaben. Ihr seid ein Held, genau wie der Rest unserer
großen Familie.«
»Aber kein großer Held, Sir. Ich habe mich nicht freiwillig
gemeldet, um mit Euch an Bord der Verfechter zu gehen.«
»Es gibt verschiedene Arten von Helden, Stelmach. Wichtig
ist doch nur, daß Ihr im entscheidenden Augenblick die Nerven
behalten habt. Also widersprecht mir nicht. Schwejksam Ende.«
Der Kapitän beugte sich gemeinsam mit Frost über das Geländer des Laufstegs und blickte hinunter in den Laderaum.
Die Geistkrieger hatten sich noch immer nicht bewegt.
Schwejksam hielt sie trotzdem mißtrauisch im Auge. Man
konnte schließlich nie wissen.
»Ich dachte, wir würden auf die Brücke zurückkehren?« fragte Frost.
»In einer Minute«, erwiderte Schwejksam. »Nach allem, was
wir hinter uns haben, denke ich, wir laben uns eine kurze Pause
verdient, um wieder zu Atem zu kommen.«
»Wir führen ein interessantes Leben«, sagte Frost. »Und
diesmal haben wir wenigstens nicht das Schiff verloren.«
»Stimmt«, bestätigte Schwejksam. »Ich schätze, wir gewöhnen uns nach und nach an unser Heldentum.« Er verstummte
und überlegte für ein paar Sekunden. Dann hob er den Blick
und sah Frost in die Augen. »Meint Ihr wirklich, diese Stimmen, die wir aufgefangen haben, gehörten zu der Falle, die Shub uns gestellt hat?«
»Selbstverständlich«, antwortete Frost. »Woher sollten sie
denn sonst gekommen sein?«
Schwejksam zuckte unbehaglich die Schultern. »Wenn ich
das wüßte. Es ist nur … Ich hatte eher den Eindruck, daß sie
uns warnen wollten.«
»Aber wenn sie nicht von der Verfechter kamen – woher,
zum Teufel, dann sonst?«
»Ich weiß es nicht. Und ich glaube, ich will auch nicht darüber nachdenken. Die Schlußfolgerungen beunruhigen mich zu
sehr.«
»Zur Hölle«, entgegnete Frost. »Jeder weiß doch, wie eigenartig es hier draußen am Abgrund zugeht.«
K APITEL VII
D
IE
K
REISE DER
H
ÖLLE
Auf dem Monitorschirm zeichneten sich ein paar wirbelnde
Fraktale ab, während die Speicherkristalle warmliefen, und
dann lösten sich die verwirrenden Farben in ein scharfes Hologramm auf. Eine blasse metallische Landschaft, hier und da
von dunklen Gräben durchbrochen, übersät von tiefen Kratern
und aufragenden Hügeln aus Schrott, erstreckte sich Kilometer
um Kilometer in die Ferne, bis sie im Dunst des frühen Morgens versank. Eine trübe rote Sonne erhob sich zögernd in einen grauen Himmel, der von dunklen Wolken beherrscht wurde. Unnatürliche Stille beherrschte die gesamte Szenerie, von
keinem Vogelzwitschern und keinem Insektenzirpen unterbrochen, und das einzige Geräusch war das schwache, an- und
abschwellende Flüstern und Stöhnen des Windes, als würde er
all seine Kraft zusammenziehen für einen aufkommenden
Sturm.
Die Kamera schwenkte langsam nach rechts, und ein ausladender Industriekomplex erschien auf dem Schirm. Nach den
gewaltigen Türmen und den vielen Lichtern in seinen Fenstern
zu urteilen, hätte er die Szene eigentlich beherrschen müssen,
aber eigenartigerweise tat er das nicht. Die Umgebung aus zerrissenem, korrodierendem Metall und angesammeltem Schrott
sah ganz aus wie ein Ort, an den alte Fabriken sich zurückzogen zum Sterben. Die Kamera zoomte langsam näher, bis der
Komplex schließlich den ganzen Schirm ausfüllte. Jetzt wurden
bewaffnete Posten sichtbar, die in den Gräben und Kasematten
lagen und kühl die Umgebung beobachteten, und der Eindruck
entstand, daß die Fabrik von einem unsichtbaren, geheimnisvollen Feind belagert wurde.
Eine einzelne Gestalt trat in das Blickfeld der Kamera und
suchte sich bedächtig ihren Weg über die verrottende metallene
Oberfläche. Schmutz und Wasser hatten sich in den Vertiefungen gesammelt und spritzten unter dem Schritt ihrer Stiefel.
Schließlich kam der Mann zum Stehen. Er füllte den halben
Schirm aus, als er mit ernstem Gesicht in die Kamera blickte.
Selbst unter seinen dicken Fellen wirkte er noch klein und eindeutig übergewichtig, und sein glattes blondes Haar über dem
geröteten Gesicht klebte am Schädel, doch seine Augen blickten ruhig, und sein Mund wirkte fest. Er machte einen ganz und
gar vertrauenerweckenden Eindruck. Der aufkommende Wind
zerrte an seinem Haar, aber der Mann ignorierte es, als er zu
sprechen begann.
»Ihr blickt auf Technos III . Es ist früher Morgen, und der
Winter hat begonnen. Der Fabrikkomplex des Wolf-Clans, den
Ihr hinter
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