Die Rebellion
mir seht, wird in Kürze mit der Massenfertigung des
neuen und stark verbesserten Hyperraumantriebs beginnen.
Das Personal arbeitet hingebungsvoll, die Führung ist stark und
entschlossen, und die kleine Armee von Sicherheitsleuten ist
hervorragend ausgebildet, erfahren und äußerst entschlossen.
Ideale Bedingungen, so sollte man meinen, für ein derart wichtiges Unterfangen. Aber wir befinden uns auf Technos III , und
hier sind die Dinge nicht wie anderswo.
Als erstes wären da die vier Jahreszeiten zu nennen, die es
hier wie auf jeder anderen kolonisierten Welt auch gibt. Doch
im Unterschied zu jeder anderen Welt des Imperiums dauern
die Jahreszeiten auf Technos III nur Tage, und aus diesem
Grunde neigen die Wetterbedingungen ständig zu Extremen.
Im Frühling regnet es. Ein konstanter, hämmernder Monsunregen, der mehr als einen Zentimeter Niederschlag in weniger als
einer Viertelstunde bringt. Im Sommer ist es heiß wie in einem
Backofen, und das Licht der Sonne ist so stark, daß es jede
ungeschützte Haut innerhalb von Minuten verbrennt. Im Herbst
herrschen Orkane vor, die stark genug sind, alles an ungesicherter Ausrüstung kilometerweit davonzutragen. Und im Winter, da schneit es. In einem fort. Eisstürme und schwere Verwehungen begraben alles unter sich, das nicht durch den
Schutzschirm des Geländes gesichert ist. Die Kälte ist so extrem, daß sie innerhalb von Minuten tötet. Blut gefriert, und
schlechte Legierungen reißen.
Diese Bedingungen sind nicht natürlich. Verantwortlich dafür sind diese Lektronenterroristen, die sich in alles einmischen. Ich spreche von den Kyberratten. Sie haben sich in die
Wettersatelliten von Technos III gehackt, und das Ergebnis ist
diese Hölle. Ich stehe hier vor der Fabrik am frühen Morgen
des ersten Wintertages. Die Temperatur ist in der letzten Stunde um dreißig Grad gefallen. Der Wind wird von Minute zu
Minute stärker und vermittelt einen Vorgeschmack auf das,
was als nächstes kommt. Bald schon werde ich in die Sicherheit des Fabrikkomplexes zurückkehren müssen, wenn ich
nicht den Tod durch ein Dutzend verschiedener Naturgewalten
zugleich riskieren will. Imperiale Techniker arbeiten mit höchster Dringlichkeit daran, die Wettersatelliten zu reparieren, und
wie ich erfahren habe, sollen die Wetterbedingungen sich
schon in Kürze wieder normalisieren. In der Zwischenzeit jedoch kämpfen die tapferen Männer und Frauen des Wolf-Clans
unermüdlich darum, alle Systeme rechtzeitig einsatzbereit zu
machen, um planmäßig und wie versprochen mit der Produktion des neuen Raumschiffsantriebs zu beginnen. Selbstverständlich werde ich zur Eröffnungszeremonie live von hier berichten.
Tobias Shreck für die Imperialen Nachrichten berichtet von Technos III. Mir ist kalt, ich leide an Langeweile und bin müde
…, und ich habe die Nase voll, wirklich gestrichen voll, verdammt noch mal, und ich bin hungrig.«
Das Bild auf dem Monitor verschwand und wich für einen
Augenblick den wirbelnden Fraktalen, bevor einer der beiden
Zuschauer sich vorbeugte und abschaltete. Tobias Shreck, auch
bekannt als Toby der Troubadour, der als PR-Kanone des
Shreck-Clans seinen Onkel Gregor richtig wütend gemacht
hatte und deswegen als freier Reporter auf einer Höllenwelt
wie Technos III gelandet war, richtete sich auf und starrte in
den bedeckten Himmel. Die dunklen Wolken wurden von Minute zu Minute schwerer, und der böige Wind war so heftig,
daß er sich dagegenstemmen mußte. Toby schlang den Pelzmantel enger um den Leib und zog ein schmutziges Taschentuch hervor, um sich laut zu schneuzen.
»Ich hasse diesen Planeten. Das Wetter ist vollkommen verrückt, die Eingeborenen sind so freundlich wie Massenmörder
unter dem Einfluß von Amphetaminen, und es gibt im Umkreis
von mehreren Lichtjahren kein einziges ordentliches Restaurant. Ich hätte wissen müssen, daß ein verborgener Grund dahintersteckte, als das Heimatbüro mich so begierig unter Vertrag nahm und mir sofort einen Auftrag anbot.«
»Seht es doch einmal von der positiven Seite«, erwiderte Tobys Kameramann, ein großer, schlaksiger Bursche namens
Flynn. Er steckte in einem langen Mantel aus dem Fell verschiedener toter Tiere, der allerdings nicht lang genug war, um
einen so großen Menschen vollkommen zu schützen. Flynn
besaß ein trügerisch ehrliches Gesicht, dessen Ausdruck nur
zum Teil von der schweren Holokamera gestört wurde, die wie
eine dicke, mißgestaltete Eule auf
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