Die Rebellion
geredet. Ich werde Euch herumführen, dann könnt Ihr sehen, mit welcher Art von Wunden
wir uns hier befassen. Einige der Patienten werden vielleicht
sogar mit Euch sprechen. Aber Ihr müßt die Obszönitäten herausschneiden.«
Sie verließen den privaten Bereich und folgten Beatrice den
Gang zwischen den Betten hindurch zurück. Flynn filmte ununterbrochen. Seine Kamera schwenkte hierhin und dorthin. Im
Zelt herrschte noch immer eine fast unheimliche Stille, und
niemand wollte mit den beiden Besuchern sprechen. Toby
vermutete, daß die Verwundeten einfach nicht genügend Kraft
aufbrachten, um über ihre Schmerzen zu klagen. Die anderen
Schwestern bewegten sich leise zwischen den Betten, überprüften Verbände und maßen Fieber oder legten, wenn es sonst
nichts zu tun gab, einfach eine kühlende Hand auf eine heiße
Stirn. Auch Toby schwieg. Die Szene bedurfte keines Kommentars, und er hatte keine Fragen mehr. Die Antworten waren
zu offensichtlich. Zu seiner Überraschung spürte er, wie Wut in
ihm aufstieg. Dinge wie diese hier durften einfach nicht geschehen. Nicht in diesen Tagen und in diesem Zeitalter. Toby
hatte selbst viele Ungerechtigkeiten verheimlicht und gedeckt
in seiner Zeit bei Gregor Shreck, aber niemals etwas wie das
hier. Die Armee einer Familie starb, um ihre Schande zu verbergen. Toby redete sich ununterbrochen ein, daß ihn die Sache
nichts anging. Daß es nur eine gute Geschichte war … und
stellte überrascht fest, wie nahe er daran war, vor Frustration
und Wut zu weinen.
»Filmt nur, soviel Ihr mögt«, sagte Mutter Beatrice. »Die
Chancen stehen nicht schlecht, daß niemand jemals etwas davon zu Gesicht bekommt. Ich versuche ständig, Berichte nach
draußen zu bringen, doch die Wolfs hindern mich daran. Sie
können es sich nicht leisten zuzugeben, daß sie den Kampf um Technos III zu verlieren drohen. Die Imperatorin könnte ihnen
den Planeten und die Fabrik wegnehmen.«
»Aber einige Nachrichten sind nach außen gedrungen«, erwiderte Toby. »Von Schiffsbesatzungen und so weiter. Zum
Beispiel über die Heilige von Technos III , die ihre aristokratische Abstammung vergaß, um den Verwundeten und den Sterbenden zu helfen. Das ist genau der Grund, aus dem wir hier
sind.«
»Ich bin keine Heilige«, widersprach Beatrice. »Das würde
jeder tun, der gesehen hat, was ich gesehen habe.«
»Wir werden den Bericht nach draußen bringen. Irgendwie
werden wir es schaffen«, versprach Toby. »Und wenn ich die
Filmkassetten in meinem Hintern verstecken muß.«
Beatrice grinste plötzlich. »Sicher«, meinte sie schelmisch,
»ich habe schon immer gesagt, daß die Wolfs wie Hämorrhoiden sind.«
Jakob Ohnesorg, Ruby Reise und Alexander Sturm folgten
ihren Führern durch ein Labyrinth aus Tunnels, weg von den
offenen Gräben und der Gewalt des aufkommenden Schneesharms. Die Tunnel verliefen steil nach unten, und ihre Wände
enthüllten die vielen Schichten aus Abfall und Metallschrott,
die die Geschichte der Planetenoberfläche erzählten. Die Luft
war wärmer hier unten, doch die drei Neuankömmlinge zitterten noch immer. Laternen an der Decke verbreiteten ein trübes
Licht, ein bleicher gelblicher Schein, der in ihren unangepaßten
Augen schmerzte. Ringsum hasteten Menschen geschäftig hin
und her, während die drei tiefer hinabstiegen. Alle waren viel
zu sehr in Eile, um mehr zu tun, als herüberzustarren oder einen gelegentlichen Gruß zu nicken. Es waren muskelbepackte
Gestalten, und nur wenig Fett verhüllte ihre Umrisse. Ihre Augen wirkten hart und auf die jeweilige Aufgabe konzentriert,
und niemand lächelte oder verschwendete ein einziges unnötiges Wort. Der Lange Tom und die Halsabschneider-Marie
führten die drei Rebellen schweigend nach unten. Ohnesorg,
Ruby und Sturm blieben dicht beisammen, nicht nur wegen der
Temperaturen, sondern auch, um sich gegenseitig Mut zu machen.
»Wie, zur Hölle, haben sie nur all diese Tunnel und Gräben
anlegen können?« fragte Ruby und starrte auf die Metallwände.
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Gegner einem Waffenstillstand zugestimmt hat, um den Rebellen das Heranschaffen
von Minenausrüstung zu erlauben.«
»Wahrscheinlich haben sie erbeutete Energiewaffen eingesetzt, um die ursprünglichen Tunnel aus dem Schrott zu
schneiden. Im Lauf der Jahre wurden sie dann von Hand erweitert«, mutmaßte Ohnesorg. »Wir sehen das Resultat jahrelanger
Arbeit vor uns. Vielleicht hat es noch länger
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