Die Rebenprinzessin
und ab und hatten sicher auch das Gelände rings um den Weinberg im Blick.
Die Baumkronen hatten mittlerweile einiges an Laub verloren und boten nicht mehr den Schutz wie im Sommer. Deshalb machten sie halt, als sie in Gefahr gerieten, entdeckt zu werden.
»Vermutlich ist der Graf aufmerksamer geworden seit der Sache mit Gernot von Bärenwinkels Sohn.«
Roland von Hohenstein zog sich die Kapuze noch ein Stück tiefer ins Gesicht. Eigentlich hätte er auch einen seiner Soldaten mit dem Italiener losschicken können, aber als geschickter Kriegsherr wollte er den Ort der Schlacht selbst in Augenschein nehmen.
Selbst bei Nacht wirkte der Weinberg imposant. Als er mit dem Grafen hindurchgeschritten war, war es ihm nicht so erschienen, aber da hatte er ja auch eher über dessen Mitgift für Bella nachgedacht.
Jetzt allerdings erkannte er den wahren Reichtum der Burg. Den Reichtum, der bald ihm gehören würde.
»Davon können wir ausgehen«, beantwortete Giacomo seine Frage, während er den Blick nicht von der fernen Burg abwandte. Er dachte aber seltsamerweise nicht an Rudolph von Katzenburg, sondern an Heinrich Oldenlohe.
Ich habe dir damals gesagt, dass du dich nicht mit den Ketzern einlassen sollst, ging es ihm durch den Sinn. Doch du wolltest nicht hören. Angesichts seines persönlichen Hasses auf die Hussiten war es ihm nicht schwergefallen, die Kirche anzustecken. Auch die Tatsache, dass die Frau darunter war, die Heinrich Oldenlohe begehrte, hatte ihn nicht gekümmert. Sie ist Abschaum, dachte er. Früher oder später wäre sie ebenso wie Johannes Hus auf dem Scheiterhaufen gelandet.
Die Worte seines Begleiters holten ihn aus seinem Nachdenken fort.
»Was glaubt Ihr, wie kommt man dem Grafen am besten bei?«, fragte Roland von Hohenstein, dessen schwarzer Mantel die prächtige Kleidung nicht vollständig bedecken konnte.
Giacomo legte den Kopf schief. »Ihr solltet ihn bei seiner Einnahmequelle packen. Dem Weinberg.«
Der Fürst zog überrascht die Augenbrauen nach oben. »Ihr wollt ihn vernichten?«
Der Italiener nickte. »Ich glaube, dies ist der größte Verlust, den der Graf erleiden könnte.«
»Wie wollt Ihr das anstellen?«
»Durch Feuer«, entgegnete Giacomo. »Wenn der Weinberg niederbrennt, ist Katzenburg ruiniert.«
»Feuer?«, fragte der Fürst ungläubig. »Jetzt, wo es beinahe jeden Tag regnet?«
»Es gibt Mittel und Wege, dennoch einen Brand zu legen«, gab Giacomo zurück. »Wir müssen nur eine trockene Nacht abwarten, dann können wir das feuchte Holz mit Hilfe von Donnerkraut in Flammen setzen. In manchen Gegenden wird es auch schwarzes Pulver genannt. Es dient nicht nur zum Abfeuern von Kanonen, es brennt auch recht ordentlich. Wenn erst einmal das Wasser aus den Rebstöcken herausgedampft ist, wird es nicht lange dauern, bis auch sie in Flammen aufgehen.«
Diese Vorstellung gefiel Roland von Hohenstein, und ein breites Lächeln trat auf sein Gesicht.
»Woher gedenkt Ihr dieses Donnerkraut zu nehmen?«
Man merkt, dass er lange schon nicht mehr im Felde war, dachte Giacomo, sparte sich allerdings eine Bemerkung dazu. »Ich kenne ein paar Männer, die es mir beschaffen können. Allerdings wird es eine Weile dauern. Solange solltet Ihr Eure Leute irgendwo unterbringen, wo sie keinen Verdacht erregen.«
»Die Unterbringung sollte keine Schwierigkeit darstellen, oder?« Der Fürst deutete mit einer ausschweifenden Handbewegung auf den Wald ringsherum.
»Auf den ersten Blick mag das so scheinen, allerdings solltet Ihr bedenken, dass der Graf Wildhüter hat, die sehr wachsam sind. Ihr solltet Euch also eine Stelle tief im Wald aussuchen, wo es keine Fallen gibt, denn sonst könntet Ihr leicht aufgespürt werden.«
Roland von Hohenstein sah seinen Begleiter einen Moment lang nachdenklich an, dann nickte er. »Ein guter Ratschlag. Überhaupt scheint Ihr recht bewandert zu sein. Wie wäre es denn, wenn Ihr in meine Dienste treten würdet, sobald die Katzenburg mir gehört?«
Giacomo blickte den Fürsten überrascht an. »Meint Ihr wirklich, ich könnte Euch von Nutzen sein?«
»Nur keine falsche Bescheidenheit«, gab der Fürst zurück. »Ihr seid mir bereits von großem Nutzen. Und ich bin sicher, dass ich für Euch noch eine bessere Verwendung habe, als mein Spion zu sein. Wie wäre es, wenn ich Euch zum Truchsess der Katzenburg erklärte?«
Damit hatte Giacomo nicht gerechnet. Misstrauen machte sich in ihm breit, und sein über die Jahre geschulter Instinkt fragte sich, was
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