Die Rebenprinzessin
der Preis dafür wäre. Allein die Hilfe beim Vernichten des Grafen konnte ihm solch einen großen Lohn nicht wert sein. »Es wäre mir eine Ehre, Euer Gnaden«, antwortete er vorsichtig. »Allerdings frage ich mich, ob ich dafür geeignet bin. Immerhin bin ich nicht von Adel.«
»Adel kann verliehen werden«, hielt Roland von Hohenstein dagegen. »Ich genieße die Gunst des Königs und auch die seines Schwiegersohns Albrecht, der wahrscheinlich in Bälde den Thron einnehmen wird. Es kostet mich nicht mehr als ein gutes Wort, und schon könnt Ihr Euch mit einem Titel schmücken.«
Giacomo zögerte dennoch mit seiner Zusage. Der Graf von Bärenwinkel war ein guter Herr, der ihm stets auch Fehler nachgesehen hatte. Außerdem stand da noch eine Fehde mit Heinrich Oldenlohe aus. Der Kampf zwischen ihnen würde eines Tages kommen, und er wollte seinem Widersacher keinesfalls den Triumph gönnen, sagen zu können, dass er vor ihm weggelaufen sei. »Ich werde noch eine oder zwei Nächte darüber schlafen«, entgegnete er und deutete eine Verbeugung an. »Erst einmal werde ich es zu meiner Aufgabe machen, Donnerkraut zu besorgen. Wenn der Weinberg erst brennt, können wir noch immer über meinen Lohn sprechen.«
Roland von Hohenstein grinste breit. »Ihr seid ein vorsichtiger Mann, das gefällt mir. Also gut, warten wir Graf von Katzenburgs Ruin ab. Aber Ihr werdet um eine Belohnung nicht herumkommen, das verspreche ich Euch.« Mit diesen Worten wendete er sein Pferd und tauchte wieder in die Dunkelheit ein.
Giacomo ließ den Blick noch einen Moment auf der Burg ruhen, dann schloss er sich ihm an.
25. K APITEL
Wieder erwachte ein neuer Tag, wieder rief das Tagwerk im Kloster. Zuvor nahmen sie jedoch das Morgenmahl ein. Der Geruch von Milchgrütze waberte den Schwestern aus der Küche entgegen, doch so sehr sie ihn früher gemocht hatte, so unerträglich fand ihn Bella jetzt.
Liegt das an dem Kind, das in mir wächst?, fragte sie sich. Am Morgen war ihr nicht schwarz vor Augen geworden, doch ihre Abneigung gegen die Speise sprach für ihren Verdacht.
Bella fühlte sich beklommen und hatte wiederum das Gefühl, alle würden sie anstarren. Wenn es sich bestätigt, dachte sie, was wird dann aus mir werden? Was werden die Schwestern von mir halten?
Natürlich konnte sie behaupten, dass der Fürst sie vergewaltigt hatte, aber das änderte nichts daran, dass sie ein uneheliches Kind in sich trug.
Ich muss fort von hier, dachte sie. Fort aus dem Kloster, fort aus dem Bannkreis meines Vaters. Alles ist anders gekommen, als es sollte, aber vielleicht hat es auch seinen Sinn. Wenn ich doch nur noch einmal mit Martin reden könnte, setzte sie stumm hinzu und schob die halbleere Schüssel von sich.
»Hast du keinen Appetit?«, fragte Anna, wofür sie sich einen rügenden Blick der Mesnerin einhandelte.
Bella schüttelte den Kopf.
»Vielleicht solltest du doch mal Schwester Johanna aufsuchen, die hat sicher ein Kräutlein für dich.«
Für meinen Kummer gibt es kein Kraut, dachte Bella traurig. Jedenfalls keines, das Gott billigen und mich nicht in Teufels Küche bringen würde. Dennoch nickte sie und wartete dann, bis die Mahlzeit vorüber war.
Am heutigen Morgen ging es nicht hinaus in den Weinberg. Der Bischof hatte Abschriften einiger Bücher bestellt, und da Bellas Schreib-und Malkünste recht gut waren, wurde sie zusammen mit ein paar anderen Schwestern an die Pulte des Skriptoriums beordert, um Pergamente zu kopieren.
Diese Arbeit mochte Bella nicht so sehr wie die Tätigkeit im Weinberg, weil sie dann den ganzen Tag nicht an die frische Luft kam. Aber es war schon Tradition, dass sie im späten Herbst und im Winter kaum noch den Schreibsaal verließen.
Auf ihrem Pult lag bereits ein Packen Papier, Federn und Tinte sowie Farbpigmente, die die jüngeren Schülerinnen zermahlen hatten.
Bevor Bella das Kloster verlassen hatte, hatten Gerüchte die Runde gemacht, dass der Bischof seine Bücher bald nur noch von den Brüdern der Männerklöster kopieren lassen wollte. Doch der neuerliche Auftrag ließ hoffen, dass sie auch weiterhin andere Bücher und Schriftrollen kopieren durften als jene, die in ihrer Bibliothek lagerten.
Wie immer teilte die Mutter Oberin die Schwestern und Schülerinnen in zwei Gruppen ein. Die einen kopierten für den Bischof, die anderen für das Kloster. Auf diese Weise eignete sich Magdalena nach und nach die gesamte Bibliothek ihres Kirchenherrn an. Bedenken, dass dies Diebstahl sei,
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