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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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gegangen.«
    »Ein Gedanke mit dem Namen Pa?«, hakte die Grafentochter nach. »Ist dir deine Liebste wieder in den Sinn gekommen?«
    Blut schoss in Martins Wangen, und er senkte den Blick. »Lass uns von etwas anderem reden.«
    Bella betrachtete ihn eine Weile prüfend, dann griff sie nach seiner Hand. Sie war überraschend warm und weich, keineswegs schwielig wie die Hände anderer Pflücker. Sie war erstaunt, wollte aber nicht weiter darüber sprechen. Also zog sie Martin weiter in den Weinberg hinein, während die Sonne jenseits der Felsen höher stieg.
    Zunächst passierten sie die Weinstöcke, die fein säuberlich auf hohe Stecken gezogen waren, schweigend, dann sagte Martin: »Dein Vater hat gestern mit diesem Fettwanst auch über eine neue Rebsorte gesprochen. Kannst du sie mir zeigen?«
    Bella zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Eine neue Rebsorte?« Ihre Verwunderung war nicht gespielt, das sah Martin sofort. »Davon hat er mir gar nichts erzählt.«
    »Aber diesem Kerl, der bei ihm war«, entgegnete Martin. »Das war der Heiratswerber, nicht wahr?«
    Bella nickte beklommen, und ihre Brust schnürte sich auf einmal zusammen. Ihr Vater hatte ihr kein Wort von einer neuen Weinsorte erzählt. Stattdessen hatte er verzweifelt versucht, sie vor Hans von Uhlenfels zu preisen, als sei sie eine zahnlose Schindmähre.
    Martin spürte ihre aufkommende Traurigkeit und griff nach ihrer anderen Hand. Nun standen sie sich wieder gegenüber, wie damals, als sie sich als Kinder getroffen hatten. Nur wurden sie diesmal nicht von ihren Vätern auseinandergerissen.
    »Dann lass sie uns gemeinsam suchen«, schlug er vor und fragte sich gleichzeitig, ob sie ihn wirklich nicht wiedererkannte. Woher sollte sie?, antwortete eine kleine Stimme. Du hast doch auch nicht mehr gewusst, dass sie die Tochter des Grafen ist. »Bestimmt erkennst du eine neue Sorte, wenn du sie siehst, oder?«
    Bella nickte und schluckte ein paar enttäuschte Tränen herunter, die ihr in die Augen steigen wollten. Ihr Vater war es, den sie mittlerweile nicht mehr wiedererkannte. Er hätte mit ihr durch den Weinberg schlendern und ihr berichten sollen, was sich alles auf der Burg ereignet hatte. Er hätte mit ihr am Fenster sitzen und Geschichten austauschen sollen. Doch er wollte sie anscheinend nur loswerden. Weil sie Martin den versprochenen Spaziergang nicht verderben wollte, setzte sie ihren Weg fort.
    »Wie viel verstehst du eigentlich vom Wein?«, fragte Bella, um sich von der Bitterkeit in ihrem Herzen abzulenken.
    »Nicht viel«, flunkerte Martin.
    »Und dann verdingst du dich als Pflücker?«
    »Ich bin mir eben für keine Arbeit zu schade. Außerdem, braucht man wirklich Wissen um den Wein, wenn man ihn pflücken soll?«
    Bella sah ihn fast schon entsetzt an. »Natürlich brauchst du Wissen! Wie konnte Bernhard Wackernagel dich nur anstellen, wenn du gar nichts über den Wein weißt?«
    Martin schoss die Röte ins Gesicht. »Ich habe nicht behauptet, dass ich gar nichts weiß. Ich sagte nur, dass ich nicht viel weiß.«
    »Dann sollte ich wohl erst prüfen, was du kannst, bevor ich dich auf die Trauben loslasse.«
    Mit diesen Worten hockte sich Bella vor den nächstbesten Weinstock und versuchte die strenge Miene des Kellermeisters nachzuahmen. »Wie nennt man diese Triebe hier?«, fragte sie, während sie nach einem der Äste griff, dessen Rinde noch nicht so knorrig war wie bei den anderen.
    Martin lächelte leise vor sich hin. Soll ich mich offenbaren oder noch ein bisschen mit ihr spielen?, überlegte er. »Ich weiß es nicht«, antwortete er dann.
    »Besieh sie dir doch mal genauer!«, forderte Bella ihn auf.
    Martin neigte den Kopf und tat ihr den Gefallen. »Ich nehme an, dass dieser Trieb jünger ist als der andere. Er ist vielleicht erst in diesem Sommer gewachsen.«
    Bella nickte, und für einen kurzen Moment lockerte sich ihre gespielt strenge Miene auf. »Man nennt sie Sommertriebe oder einjähriges Holz.« Doch dann rief sie sich wieder zur Ordnung, denn sie wollte es Martin nicht zu leicht machen. »Was ist damit?«, fragte sie und griff nach einem Abzweig, der vom Sommertrieb abging und zwar Blätter trug, aber keine Reben, und der sich zum Ende hin kringelte wie ein Schweineschwanz.
    »Sag du es mir.«
    »Das sind Geiztriebe. Die Blätter dienen der Zuckerbildung in der Rebe, dadurch reifen die Trauben besser. Allerdings passt jeder gute Winzer auf, dass sie nicht überhandnehmen, denn wie du siehst, wächst an ihnen selbst

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