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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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hat er das getan?«
    »Als er gehört hat, daß Saturnin nicht mehr zur Schule ging, wurde er plötzlich wie besessen.«
    Sie zeigte ihm die Spuren, die das Messer in der Tür hinterlassen hatte, und die feuchten Flecke, die von dem abgewaschenen Blut zurückgeblieben waren.
    »Er hat Princesse an der Tür gekreuzigt und uns dabei verwünscht. Es war grauenvoll.«
    »Und, waren Kunden da?«
    »Was für eine Frage! An einem Samstagnachmittag ist der Laden natürlich voll ! - Ich hoffe, daß du dieses Mal etwas unternehmen wirst. Außerdem hat er Saturnin und all seine Sachen mitgenommen. Wir können ihn nicht allein bei den beiden Alten lassen. Noch dazu jetzt, wo Raymond weg ist ... «
     
    Léon zuckte mit den Schultern. Was geschehen war, war ja vorherzusehen gewesen. Er hatte im Grunde immer gewußt, daß sein Vater die Sache schlecht aufnehmen würde. Er seufzte, als er an Princesse dachte. Es war typisch für ihn, so das Ungeheuer zu spielen ... sicherlich hatte er Beelzebub und Luzifer und die ganze Höllengesellschaft angerufen und dabei wütend mit den Augen gerollt. Es war nicht weiter erstaunlich, daß die alte Bouzouc im Bett lag... Wie sollte er sie davon überzeugen oder ihr erklären, daß sein Vater weder ein Hexer war noch mit dem Teufel und der Hölle im
    Bunde stand ? Seit jeher hatte der Volksglaube die Henker und die Heilkundigen mit den Hexen in Zusammenhang gebracht, und die Tradition lehrte, wie dieser Umstand auszunützen war. Er erinnerte sich nur zu gut an die Unterrichtsstunden, in denen sein Vater ihn die Bannflüche gelehrt hatte. Hippolyte führte ihm die beste Art vor, Verwünschungen auszusprechen. »Zunächst veränderst du deine Stimme, dann denken die Leute, du wärest >besessen<, und die Hälfte der Arbeit ist schon getan.«
    »Worauf wartest du? Statt dazustehen und mich anzustarren, tätest du besser daran, Anzeige zu erstatten. Es muß doch Gesetze geben, die das bestrafen, was er uns angetan hat! « schimpfte Hortense, die Arme in die Hüften gestemmt. » Ich werde auf alle Fälle mit dem Abt darüber sprechen! «
    »Wozu?«, sagte er und ging hinaus, um Benoit beim Abladen der Mehlsäcke zu helfen.
    Die Geschichte der an der Tür gekreuzigten Katze hatte großen Erfolg, die Bäckerei-Konditorei Trouvé hingegen erlebte einen vorübergehenden Rückgang an Kundschaft, und niemanden hätte es überrascht, wenn das Brot dort plötzlich einen Schwefelgeruch verströmt hätte.
    Es war ein trockener Sommer.
    Als die Weinlese vorüber war, kam Saturnin wieder zur Schule. Er schrieb sich für die Nachprüfung ein und bestand sie mit der zweitbesten Note. Der Direktor gratulierte ihm und überreichte ihm sein Zeugnis. Hippolyte zeigte sich weniger überschwenglich. Er beglückwünschte ihn, doch zugleich erinnerte er ihn daran, daß es nur einen ersten Platz gab.
    »Der Zweite ist der Erste der Letzten! «
     
     
    6
     
     
    Trotz aller Anstrengungen, allen Nachdrucks und all der Bestechungssummen wurde das Herrenhaus der Pibracs nicht in das Gesamtverzeichnis der Kunstschätze Frankreichs aufgenommen. Hippolyte lief im Zimmer auf und ab, eine Hand hinter dem Rücken, mit der anderen zwirbelte er die Spitzen seines schwarzen Barts. Saturnin beobachtete, daß er sich in mehrere Rechtsbücher vertiefte und sie bis zum Abendessen, das er zerstreut zu sich nahm, studierte.
    »Wir werden sie einfach vor vollendete Tatsachen stellen«, sagte er schließlich mit sanfter Stimme. »Ich habe nachgesehen, es gibt kein Gesetz, das uns verbietet, das Herrenhaus in ein Museum umzuwandeln. In ein Privatmuseum, für das man Eintritt bezahlen muß.«
    Er lachte zum ersten Mal an diesem Tag.
    Während Casimir und Saturnin den Tisch abräumten, führte er seinen Plan weiter aus.
    »Das Wichtigste ist, unser Haus bei den Touristen, die das Schloß und die Kirche von Saint-Laurent besichtigen, bekannt zu machen. Sie müssen wissen, wo wir sind ... Ah, wenn der Wald Vergogne nicht wäre, könnte man uns von der Stadt aus sehen wie früher. Dann könnten wir ein großes Hinweisschild in leuchtenden Farben aufstellen ... Ah, ich wette, daß sie alle gallegrün werden würden!«
     
    Sie lachten. »Wir werden einen Katalog und Eintrittskarten drucken lassen. Und wir werden Werbung im Guide Michelin und im Baedeker machen. Casimir wird das Tor öffnen, Saturnin die Eintrittskarten verkaufen, und ich werde den Führer spielen.«
    Sie lachten wieder. Die Hunde wedelten einvernehmlich mit dem Schwanz.
    »Wir

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