Die rechte Hand Gottes
das Hirn aus dem Kopf! «
»Wir sind die Wache, zum Teufel. Wir sind es, die dir das Hirn ausblasen, wenn du dich nicht zeigst, du Schurke!«
Justinien wagte sich ein wenig vor und atmete auf, als er die Uniformen in den Farben des Barons erkannte. Er verließ sein Versteck. Die Reiter bildeten einen Kreis um ihn, und die Pferde schnaubten geräuschvoll.
» Da wird nur Gestrüpp verbrannt«, sagte einer der Bogenschützen, nachdem er die Feuer genauer untersucht hatte.
» Ihr seid wegen der Feuer hergekommen? « wunderte sich der junge Mann grinsend. » Habt Ihr gedacht, daß ich meine >Hundehütte< angezündet hätte?«
Er deutete dabei auf die dunklen Umrisse des Schafotts.
Die Späher der Burg hatten das Feuer entdeckt und gerufen: » Es brennt an der Kreuzung der Quatre-Chemins! « Der Prévôt hatte eine Wachpatrouille ausgesandt, um den Schaden zu sichten.
»Warum diese Feuersbrunst?« fragte die Wache streng, ohne von seinem Pferd abzusteigen.
»Primo bin ich ebenso ein Beamter der Gendarmerie wie Ihr selbst, und angesichts dieser Tatsache bitte ich Euch, mir etwas mehr Respekt zu bezeugen. Außerdem bin ich, falls Ihr es noch nicht wissen solltet, hier zu Hause. Ich zünde also so viele Feuer an, wie es mir gefällt. Und ich denke nicht daran, Euch eine gute Nacht zu wünschen.«
Er kehrte ihnen den Rücken und ging unter das einen Klafter hohe Schafott, ohne dabei den Kopf beugen zu müssen. Da es Nacht wurde, schlug er mit seinen Feuersteinen Feuer und zündete mehrere Kerzen mit Baumwolldochten an. Draußen machte die Wache kehrt und ritt zurück.
Er schnitt sich eine Scheibe von der Lammkeule ab und aß sie mit einem Stück Brot, es war jenes weiche Brot, dessen gebräunte Kruste zuvor mit Eigelb bestrichen und mit Weizenkörnern bestreut wurde, Aponine hatte es jeden Sonntag gebacken, und er hatte es so gern gegessen ... Bei der Vorstellung, daß Roumégoux nur drei Tagesreisen, vielleicht vier für die Langsamen - von Bellerocaille entfernt lag, erzitterte er. Früher oder später würde ihn jemand erkennen. Mit seiner Nase war das zwangsläufig.
Er trank noch einen kräftigen Schluck und versuchte, wieder zum Kaiser von ganz Amerika zu werden, doch die Stimmung war verflogen. Er hörte den Schrei einer Waldmaus, die in die Fänge eines Marders geraten war. Und wieder dachte er an die Wölfe. Er lud seine Pistolen. Um nicht im Schlaf gefressen zu werden, verstellte er den Zugang zu dem Raum unter dem Schafott mit Brettern, die in Mengen auf der Baustelle herumlagen.
Er legte das Rapier und die geladenen Pistolen auf den Tisch, die Eisenstange an das Fußende seines Bettes und den linkshändigen Degen aus Italien unter das Kopfkissen. So gerüstet setzte er sich an den Tisch und zählte sein Geld noch einmal. Außer den fünfeinhalb Livres vom Verkauf des Hemdes, das der Tote getragen hatte, waren es noch acht weitere Livres. Kaufleute hatten sie ihm gegeben, die nicht wollten, daß er ihre Waren mit seiner Hand berührte, da sie sie als unrein betrachteten, seit er damit getötet hatte.
Eine Weile betrachtete er die Häufchen von Silber- und Kupfermünzen. Nicht alle trugen das Bildnis des Barons Raoul, bei weitem nicht. Hier erkannte man das Profil des alten Königs Ludwig XIII. und das des jungen Ludwigs XIV. Dort auf der Dublone das wenig einnehmende Gesicht des Königs Karl II. von Spanien. Im ganzen Königreich waren mehr als achtunddreißig verschiedene Münzarten im Umlauf. Er trank auf all diese großen Männer, dann ließ er die Geldstücke in seine neue rauhlederne Börse gleiten.
Als die Wölfe angriffen, schlief er tief und fest. Der Lärm der zum Schutz aufgestellten Bretter, die unter dem Ansturm zusammenbrachen, ließ ihn hochfahren.
»He, wer da?« rief er, tastete auf dem Tisch nach seinen Pistolen und schoß auf die schwarzen Schatten mit den langen, spitzen Ohren.
Ein Wolf heulte auf, während er den Rückzug antrat, ein anderer kletterte über das Durcheinander der zusammengefallenen Bretterwand. Justinien legte seine leeren Pistolen ab und bückte sich, um nach der Eisenstange zu greifen. Diese Bewegung rettete ihn. Der Wolf, der sich auf ihn stürzen wollte, sprang über ihn hinweg und schlug gegen die Bretterwand aus provenzalischer Eiche, einem außergewöhnlich harten Holz. Justinien versetzte ihm mit der Eisenstange einen Schlag auf den Schädel, so daß er auf der Plane zusammenbrach. Er hörte das Mietpferd - zuerst vor Schrecken, dann vor Schmerz -
Weitere Kostenlose Bücher