Die rechte Hand Gottes
mit Gott zerstritten war, knieten die drei anderen Banditen vor dem Militärgeistlichen und beteten mit Inbrust.
Der Bürgermeister Barthélemy Boutefeux mit seiner Schärpe in den Farben der Trikolore, der Staatsanwalt, der Gerichtsarzt, der Kommandant Calmejane in Uniform und einige andere Persönlichkeiten betraten die Zelle, gefolgt von Anatole, seinen Gehilfen und Hippolyte. Die meisten Amtsdiener bedauerten seine Anwesenheit, doch sie wagten es nicht, etwas dagegen zu sagen, da sie seine unvorhersehbare und immer sehr heftige Reaktion fürchteten.
Saturnin war mit Casimir bei der Guillotine geblieben, um sich ihre Funktion erklären zu lassen.
Mit einer Stimme, die feierlich klingen sollte, erklärte der Bürgermeister, daß ihr Gnadengesuch abgelehnt worden war.
» Das haben wir uns schon gedacht« brummte Raflette und zeigte auf die geöffneten Luken, durch die das ungeduldige Gemurmel der Menge zu ihnen hereindrang.
»Möge die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen«, sagte der ehemalige Baron und wandte sich dabei an Deibler, der auf nichts anderes gewartet hatte.
»Jetzt sind wir dran «, sagte er zu seinen Männern, die sich daran machten, die Hand- und Fußgelenke der Verurteilten zu fesseln.
Dann wurden ihnen die Haare und die Kragen abgeschnitten. Hippolyte sammelte sie auf und steckte sie wortlos ein. Anatole lächelte nachsichtig, als er den Text einer Tätowierung auf Guez Hals sah: »Reserviert für Deibler.«
Raflette nahm das Glas Rum und die Zigarette an, die drei anderen lehnten ab, da sie, wie sie sagten, mit reinem Atem vor Gott treten wollten.
Vor Gott?« wunderte sich Hippolyte sarkastisch und sah Thomas an.
Der Geistliche empörte sich, ebenso wie der Bürgermeister.
»Aber Monsieur Pibrac! Wir verstehen Ihren Schmerz ja, aber dennoch! «
» Da kommen sie! « riefen die, die auf den Gaslaternen hockten, als die Verurteilten aus dem Rathaus traten.
Raflette, der als erster ging, sah auf den doppelten Ring von Soldaten, die die Guillotine umstellten. Dann rief er mit lauter Stimme:
»Präääsentiert das Gewehr!«
Alle gehorchten. Die Gewehre hoben sich, und man hörte das Klatschen der Handflächen auf den Gewehrschäften. Dann vernahm man die Stimme des Hauptmanns der Abordnung:
»Aber ich habe nichts gesagt! Das war ich doch gar nicht! «
Der Zwischenfall machte schnell auf dem Platz die Runde, auf dem bald das Gelächter widerhallte.
Die Gehilfen überließen auf Anatoles Zeichen hin Hippolyte und Casimir ihren Platz. Diese ergriffen sogleich Raflette, und acht Sekunden später rollte sein Kopf. Das Fallbeil wurde wieder gespannt, und Marius kam an die Reihe. Man tauschte den Weidenkorb, der inzwischen voll war, gegen einen anderen aus. Guez und Thomas beteten mit geschlossenen Augen. Dann wurde Guez von den beiden Alten ergriffen. Das Fallbeil sauste zum dritten Mal hinunter.
Nun packten Casimir und Hippolyte Thomas, der erschauderte. Was dann folgte, dauerte nur wenige Sekunden, doch die Schilderung dieses kurzen Augenblicks füllte die Seiten der Zeitungen.
Statt Thomas auf den Bauch zu legen, legten die beiden alten Füchse ihn auf den Rücken. Hippolyte stieß Anatole mit der Schulter zur Seite und betätigte selbst das Fallbeil, wobei er dem Banditen zurief:
» Sieh, was auf dich zukommt! «
»Nach der Verwünschung, die Rache des alten Henkers Pibrac! «
»Skandalöse Hinrichtung im Aveyron. Der Henker guillotinierte verkehrt herum«, » Sadismus oder Leichtfertigkeit?« schrieben die Zeitungen. Léon legte sich ins Bett, das Weiße in seinen Augen war gelb geworden, er war das Opfer einer schlimmen Gelbsucht geworden. Anatole Deibler verließ Bellerocaille, ohne Hippolyte die Hand zu reichen. Er verzieh ihm nicht, daß er das Fallbeil an seiner Stelle betätigt hatte.
»Was Sie getan haben, könnte man als vorsätzliche Tötung bezeichnen. Sie wissen besser als jeder andere, daß nur der oberste Henker köpfen darf.«
» Sei uns nicht böse, mein Freund. Er, genau er war es, der Henri und Antoine die Fußsohlen über dem Feuer verbrannt hat. In jenem Augenblick haben mich meine Gefühle übermannt.«
3
Léon erholte sich langsam von seiner Gelbsucht. Indes sann er ohne Unterlag auf Rache gegen seinen niederträchtigen Vater, eine Rache, die ihn direkt ins Herz treffen sollte, oder besser, in die Leber.
»Dieses Mal ist er zu weit gegangen, wir müssen etwas unternehmen«, schärfte ihm Hortense ein.
»Da will ich dir gerne zustimmen, aber
Weitere Kostenlose Bücher