Die Regeln der Arbeit
aufzuwerten oder zurechtzuweisen. Sie müssen sich in der Sprache ausdrücken, die in Ihrem Unternehmen nun einmal üblich ist. Ich kann mirvorstellen, dass Sie manchmal am liebsten laut schreien möchten, weil es Sie so sehr nervt - aber Sie müssen sich der Sprache anpassen.
Ich habe einmal für einen italienischen Chef gearbeitet, der, weil er nicht gut Englisch sprach, immer von „Klienden" anstatt von „Klienten" redete - das war sein persönlicher Mischmasch von „Klient" und „Kunde". Weil er der Chef war, übernahm jeder Mitarbeiter, egal ob obere oder untere Ebene, diesen albernen und falschen Ausdruck. Nun hätte ich natürlich aufstehen und laut und energisch gegen diesen Ausdruck protestieren können, aber das wäre mir vermutlich nicht gut bekommen. Stattdessen redeten wir alle von „Klienden", und ich zuckte jedesmal innerlich zusammen, wenn ich es hörte, aber als Regelbefolger sagte ich es auch.
Nehmen Sie sich etwas Zeit und hören Sie genauer hin, wie Ihr Büro spricht. Ist es feinstes Hochdeutsch oder eher regionaler Dialekt? Wir reden hier nicht über Betonungen, sondern über kuriose Wörter und Wortschöpfungen wie „Klienden", die in irgendeiner Form in jedem Büro kursieren. Zum Beispiel habe ich einmal mit einem Amerikaner zusammengearbeitet, der besonders hart arbeitende Menschen immer als Mexikaner bezeichnete. Er hielt das für politisch korrekt, es war eben seine Art zu reden. Natürlich war es im Grunde eine grobe Verallgemeinerung, falsch und beleidigend. Aber er war der Besitzer der Firma, und deshalb bürgerte sich ein Ausdruck, so falsch und dümmlich er war, eben ein.
Die einzige Ausnahme von dieser Regel, die Sie machen sollten, ist das Fluchen. Die Regeln verbieten Ihnen, zu fluchen, aber was sollen Sie tun, wenn Fluchen in Ihrem Unternehmen nun mal gang und gäbe ist? Die Antwort: Fluchen Sie trotzdem nicht. In diesem Fall sticht Regel 38 die Regel 52, sowie beim Kartenspielen die höhere Karte die niedrigere sticht, auch wenn beide Trumpfkarten sind.
„WENN ALLE UM SIE HERUM SELTSAM SPRECHEN, DANN TUN SIE ES EBEN AUCH."
Wir haben bereits darüber gesprochen, dass Sie sich immer elegant, modern und schick anziehen sollten. Aber was ist, wenn Sie in einem Konstruktionsbüro arbeiten, wo alle Beschäftigten Jeans und T-Shirt tragen? Dann tragen Sie eben auch Jeans und T-Shirt. Aber sorgen Sie dafür, dass Ihre Jeans die schicksten, modernsten, elegantesten Jeans sind - halt, nicht bügeln, um Gottes willen keine Bügelfalten!
Beobachten Sie, was die anderen tun. Wenn in einem Meeting alle ohne Jackett und mit hochgekrempelten Hemdsärmeln dasitzen, tun Sie es auch. Wenn es förmlicher zugeht und jeder sein Jackett anbehält, tun Sie es ebenfalls. Ich weiß, das klingt alles ziemlich banal, aber Sie werden erstaunt sein, wie oft jemand in einer Sitzung gegen die Kleiderordnung verstößt - und wie oft es genau diese Person ist, die von den anderen gemieden und letztlich verstoßen wird.
Wir alle haben mehr oder weniger das Bedürfnis, mit der Herde zu marschieren, dazuzugehören und uns zu tarnen, um die Aufmerksamkeit der anderen nicht unnötig auf uns zu ziehen. Wenn Ihre Chefin ihr Jackett auszieht, tun Sie es auch. Aber imitieren Sie nicht in blindem Kadavergehorsam alles, was jemand anderer tut. Wir sprechen hiervon vornehmer oder legerer Kleidung, nicht davon, dass Sie alles innerhalb einer Minute nachmachen sollen.
Ich fand es immer schon besser, mich ein oder zwei Minuten lang zurückzulehnen und zu beobachten, was die anderen tun, anstatt der Erste sein zu wollen, der dem Leittier folgt. Warten Sie lieber einen Moment lang, es könnte auch eine Klippe statt einer Beförderungschance sein - oder ein Sprungbrett ohne Wasser im Becken.
Ich fand es immer nützlich, ein Vorbild zu haben und daraufhin zu prüfen, ob andere es auch so machen oder sich auch so kleiden. Über lange Jahre meines Berufslebens war dieses Vorbild für mich Cary Grant. Es war für mich ein Leichtes, mich zu fragen: „Würde Cary so etwas tragen?" Wenn die Antwort Ja war, kaufte ich das Kleidungsstück, sonst nicht. So einfach ist das. Sie können auch Humphrey Bogart nehmen, aber nehmen Sie dann lieber den aus „Casablanca" als den aus „African Queen".
Auch wenn die Firmenkultur zwanglose Kleidung vorsieht, können Sie sich trotzdem etwas eleganter kleiden, wenn Sie es so gewohnt sind. Was wir Engländer nicht so gut können, ist, uns leger anzuziehen. Wir haben nie das Wetter
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