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Die Regeln der Arbeit

Die Regeln der Arbeit

Titel: Die Regeln der Arbeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Templar
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zu den Urlaubsplänen aufbewahren darf. Ich habe des Öfteren gesehen, dass Leute irgendwelche Aufgaben wahrnehmen, die ihnen nie zugewiesen wurden. So habe ich einmal in einem Büro gearbeitet, wo eine Schweizer Übersetzerin die Urlaubspläne unter sich hatte. Was sollte das, um Himmels willen?
    Man musste zu ihr gehen, wenn man seinen Urlaub genehmigt und eingetragen haben wollte. Aber warum ausgerechnet zu ihr? Als ich danach fragte, erhielt ich zur Antwort, das sei hier eben Tradition, dass die Übersetzer die Urlaubspläne machten. Es war bizarr, dumm, völlig hirnlos. Eigentlich wäre es die Aufgabe meines Bürovorstehers gewesen, aber er war wahrscheinlich froh darüber, dass die Übersetzer sie ihm abnahmen. Seltsam.
    Wenn Sie schon eine Weile an Ihrem Arbeitsplatz tätig sind, sollten Sie alle diese Regeln inzwischen gut kennen. Wenn Sie neu sind, dann sollten Sie sie möglichst schnell herausfinden.

    Gut, Sie kennen diese Regeln also jetzt, und was nützt Ihnen das? Ganz einfach Folgendes. Es ist ein bisschen, wie es einst mit den Gewerkschaften war, die nach einem obskuren Regelwerk funktionierten, das die Arbeitgeber nie ganz kannten und verstanden. Sie können jeden ausmanövrieren, wenn Sie die ungeschriebenen Gesetze kennen.
    „WENN SIE SCHON EINE WEILE AN IHREM ARBEITSPLATZ TÄTIG SIND, SOLLTEN SIE ALLE DIESE REGELN INZWISCHEN GUT KENNEN. WENN SIE NEU SIND, DANN SOLLTEN SIE SIE MÖGLICHST SCHNELL HERAUSFINDEN."
    Ich war einmal in einem Büro, wo es Aufgabe desjüngsten Kollegen war, dem Ranghöchsten am Morgen seinen Kaffee an den Schreibtisch zu bringen und gehorsam neben ihm zu warten, bis der Chef seinen Kaffee getrunken hatte. Natürlich „musste" er es nicht tun, aber es wurde einfach von ihm erwartet. Der junge Mann war niemand anderer als ich. Jeden Morgen hatte ich fünf Minuten lang die ungeteilte Aufmerksamkeit des höchsten Chefs, der mir sein Ohr lieh. Es war wie ein direkter Zugang zum Höchsten, zum Olymp. Und ich nutzte dieses Privileg, wie Sie sich vorstellen können.
    So gelang es mir, zu erreichen, dass der Leiter meiner Abteilung in eine andere Abteilung versetzt wurde. Er war allgemein unbeliebt, und ich brauchte dem Chef gegenüber lediglich beiläufig zu erwähnen, dass er bestimmte Fähigkeiten habe, die er in einer anderen Abteilungviel besser zur Anwendung bringen könnte - schon wurde er versetzt.

     

Sie sollten wissen, wie Sie jeden Einzelnen nennen dürfen, aber das heißt nicht, dass Sie ihn tatsächlich auch so nennen sollen. In meinem Berufsleben gab es einen Mister Cutler. Wer weiß, ob er sich heute noch an mich erinnert. Ich war vor vielen Jahren sein Assistent. Als er in ein anderes Unternehmen wechselte, rief er mich an und fragte mich, ob ich nicht in die neue Firma mitkommen wolle, ich würde dann auch mehr verdienen, und so weiter, und ich sagte zu.
    An meinem ersten Arbeitstag in der neuen Firma sagte er zu mir: „Nenn' mich Mr. Cutler." Ich war irritiert. In der alten Firma hatte ich ihn immer Peter nennen dürfen, und ich wollte es natürlich so beibehalten. Aber das ging nicht sofort. Es gab in der Firma mehrere Assistenten, und alle mussten ihren neuen Chef, den Mr. Cutler, erst kennenlernen. So nannten sie ihn, denn er wollte es so. Ich wartete den richtigen Moment ab, einen Moment, in dem wir alle zusammen waren. Dann nannte ich ihn Peter.
    Er konnte mich nicht gut vor meinen gleichrangigen Kollegen zur Rede stellen. Sie dachten, und das zu Recht, dass ich ihnen etwas voraus hätte, dass ich ein Verhältnis zu ihm hätte, das sie nicht hatten. Ab jetzt verlangte niemand mehr von mir, ich solle „Mr. Cutler" sagen, und ich war sozusagen der Erste Assistent, weil ich ihn Peter nennen durfte. Was besagt schon ein Name? Vieles.

    Sie sollten wissen, warum Mrs. Robinson von der Buchhaltung immer als Mrs. Robinson angesprochen wird und nicht als Mary, obwohl sie so heißt und obwohl Sie ihr übergeordnet sind. Warum darf man sie nicht Mary nennen? Weil sie es nicht leiden kann und weil sie diejenige ist, die die Gehaltsschecks ausstellt. Es ist in der Firma bekannt, dass Gehaltsschecks fehlgelaufen sind, verspätet angekommen sind oder auf eine weit geringere Summe als erwartet ausgestellt wurden -,rein zufälligerweise' meist bei Leuten, die sie, ohne es besser zu wissen, Mary nannten.
    Ein andermal hatte ich beruflich mit einem Verwaltungschef zu tun, der aus irgendeinem witzigen Grund „Eimerkopf" genannt wurde. Warum, das ist eine lange Geschichte,

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