Die Regentin (German Edition)
gleiten. Er kniff stöhnend die Augen zusammen.
»Nein«, flüsterte sie, »schau mich an! Schau in mein Gesicht! Meine Gedanken... sie sind nur bei dir...«
Ermattet lag er später neben ihr, die Haare auf seinem Bauch waren verklebt – von seinem und ihrem Schweiß.
»Ich wollte immer, dass es so ist wie heute«, murmelte er.
»Chlodwig«, sprach sie erstmals seinen Namen aus. »Chlodwig ... ich habe einen Wunsch.«
Er hob den Kopf und sah sie an – sein Gesicht, ansonsten grau, war von einem matten Rot überzogen.
»Was willst du, dass ich für dich tue, Weib?«
Ihr Leib fühlte sich schwer und müde an. Doch ihren Geist hatte die fiebrige Aufregung von vorhin nicht verlassen. Sie gab ihm Antwort, ohne darüber nachzudenken.
»Es ist ein schweres Unrecht, dass Menschen andere Menschen versklaven«, murmelte sie und drückte ihn fester an sich. »Es ist eine schwere Sünde, dass sie wie Vieh behandelt werden. Ach Chlodwig, ich will... ich will, dass du dem ein Ende bereitest.«
XX. Kapitel
Geliebter Aidan!
Ich kann mich gut des Tages entsinnen, da wir gebunden in Quentovic standen – und ich denke, dass kein Mensch, gleich, welcher Herkunft er ist und was immer er getan, solches verdient, vor allem nicht, wenn er ein Getaufter ist, was heißt, dass er das Siegel Gottes trägt.
Ich habe mich entschieden, das Los der Sklaven zu verbessern – und im Kleinen ist es ein Leichtes. Man hört auf mein Wort. Wenn der Hof von Residenz zu Residenz zieht, so ist das Erste, was ich befehle, dass man die Unfreien nicht wie Vieh zu halten habe. Ihre Unterkünfte sollen nicht schlecht sein, desgleichen nicht die Nahrung. Schläge sind verboten, vor allem solche, die das Leben bedrohen, und auch jede andere irrwitzige Strafe. Wenn es möglich ist, so schenke ich manchen den Freibrief – vor allem jenen, die ich von früher kenne, da ich an ihrer Seite geschuftet habe.
Wie sehr reut es mich heute, dass ich ihrer nicht längst gedacht habe! Wie gedankenlos war’s, meine Stellung nicht zu gebrauchen, um ihr Los zu verbessern!
Ich tue alles, um jenes Versäumnis wiedergutzumachen. Noch gestern schenkte ich Oda neue Kleider, obwohl sie niemals eine Sklavin war, sondern die Gattin einen freien Mannes. Dankbar war sie trotzdem – wie alle anderen auch, denen ich manche Wohltat zukommen lasse.
Freilich schaffe ich noch zu wenig. Die Ursachen dieses Übels reichen tief.
Der König unterstützt mich, aber eine große Hilfe ist er nicht. Betrüblich findet er das, was manche seiner Untertanen zu erleiden haben, doch als ich sagte, dass wir die Sklaverei für immer verbieten müssten, da sah er mich voller Entsetzen an.
»Es ist Gesetz«, sagte er, »keiner meiner Vorfahren hat je daran gerüttelt. Ich darf es nicht!«
Gewiss, ich hätte weiter in ihn dringen können, doch seine erste Antwort zeigte mir, dass ich mir stärkere Verbündete zu suchen habe als einen schwachen König.
Drei Monate, nachdem sie Taurin und Moschia gerettet hatte, erklärte Bathildis erstmals ihren Plan. Bislang hatte sie sich vorbereitet, indem sie sich Bücher und Schriften hatte bringen lassen und lange Gespräche mit Mönchen und Priestern führte, ohne jemandem zu verraten, zu welchem Zwecke sie sich dieses Wissen aneignete.
Nun sagte sie’s Rigunth, und jene lauschte mit ihrem schwarzen, tiefen Blick. Die neue Betriebsamkeit der Königin hatte sie stets gutgeheißen – jetzt freilich schien sie zu zögern, wiewohl sie ihre Meinung nicht laut bekundete, sondern sich damit begnügte, schweigend zu lauschen.
»Es ist zu wenig, verstehst du?«, schloss Bathildis. »Es ist zu wenig, was ich alleine tun kann... viel zu wenig. Und der König... er ist mir zugetan wie einst, vertraut mir, liebt mich, seitdem wir uns wieder angenähert haben. Doch er ist kein Kämpfer.«
Rigunth zuckte die Schultern.
»Ich kann den Menschen befehlen, in meiner Gegenwart die Unfreien gut zu behandeln«, fuhr Bathildis eifrig fort, »sie nicht zu schlagen und zu foltern, aber was geschieht, wenn ich ihnen wieder den Rücken zuwende? Was geschieht mit all jenen, die ich nicht in meine Obhut nehmen kann, weil es zu viele sind?Und jene, denen ich die Freiheit schenke – können sie allein davon überleben?«
Redend hatte sie ihre Hand gehoben – eine Geste, die sie sich in den letzten Wochen angeeignet hatte und die ihre sanfte, leise Stimme unterstreichen sollte.
»Alleine... alleine schaffe ich zu wenig«, murmelte sie. »Also brauche ich Helfer. Was
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