Die Regentin (German Edition)
letztes Mal flackerte sein Misstrauen auf. »Warum tust du das, Weib?«, fragte er. »Was willst du von mir?«
Sie antwortete nicht. »Es tut mir leid«, sagte sie nur. »Es tut mir leid, dass ich dir eine schlechte Gattin, dass ich zu wenig für dich da war. Das wird sich nun ändern.«
Sein versteifter Leib lockerte sich ein wenig. Er glühte unter ihrem Streicheln, erschauderte. Sie setzte es fort, geduldig und mechanisch, im Stillen die Frage überdenkend, auf die sie ihm nicht hatte antworten können.
Warum tat sie das?
Mit manchem hehren Wort hätte sie es umschreiben können. Mit dem Wunsch, etwas Gutes zu tun, mit dem Wunsch, Genugtuung zu erlangen für das Schicksal, das ihr selbst zugestoßen war, indem sie nun andere davon befreite.
Doch in Wahrheit verstummten sämtliche Worte vor dem wohligen Schaudern, das von der Leibesmitte in sämtliche Glieder stieg, noch in den Fingerkuppen kitzelte, noch in den Ohren rauschte; es wärmte und belebte und kräftigte, nicht wie eine plötzlich aufflackernde Flamme, sondern wie glimmende Kohlestücke, dunkel und schwer. Die Gier, die da in ihr erwacht war, verlangte nicht nach den exquisitesten Häppchen; sie begnügte sich mit trockenen Befehlen, knapp und schnörkellos und zurechtgestutzt auf einen einzigen Sinn: Hört auf!
Ja, das war die Macht, die sie wollte. Sie wollte befehlen aufzuhören – mit dem Quälen und Schlagen und Töten; mit der Gewalt und der Unmenschlichkeit.
An die Gesichter der armen Sklaven, an Moschia und Taurin, konnte sie sich kaum mehr erinnern – aber an das Gesicht des Verwalters schon, wie er verwirrt zusammengezuckt war, wie sich in ihm Widerstand geregt hatte und wie er ihn doch in ihrer Gegenwart hatte herunterschlucken müssen. Und Avita, die geschwätzige, kugelrunde Frau – sie mochte hinter ihrem Rücken über Bathildis lästern, sich über deren sonderliches Gebaren lustig machen, aber sie hätte es doch nie gewagt, ihr zu widersprechen, ihre Tat rückgängig zu machen.
Sie begann Chlodwig noch heftiger zu streicheln; sie senkte ihr Gesicht über seines und begann es vorsichtig zu küssen.
Noch einmal so ein Anblick!, lechzte es in ihr. Noch einmal einen rohen, kalten Mann erniedrigen, allein mit Geraune, so zart wie Liebesworte!
Vorsichtig öffnete sie die Schnalle von Chlodwigs Gürtel, zog an der seidigen Tunika, berührte die nackte Haut seines behaarten Bauches, fett und weich.
Ich zahle es ihnen heim, Aidan!, ging ihr durch den Kopf. Ich zahle es ihnen heim! Die Menschen, die mich an einem Strick geführt haben, Menschen wie der Mönch Answin, wie Sicho – ich werde sie künftig mit meinem Flüstern befehligen!
Bei dem Gedanken an Sicho fuhr sie zusammen. Sie dachtean den roten Wurm zwischen seinen Schenkeln, wie jener gezuckt hatte und weiße Tropfen gespuckt.
Chlodwigs Geschlecht regte sich nun ähnlich gierig, erhob sich mit feuchter, heißer Spitze unter ihren Fingern. Ihre Hand zitterte kurz, wollte zurückweichen, doch dann hörte sie ihn stöhnen und packte wieder zu, wagte sogar, sein Geschlecht zu betrachten, so wie sie es noch nie getan hatte. Es war nicht glühend rot wie das von Sicho, sondern mit bläulichen Adern übersät. An einer von ihnen fuhr sie mit der Fingerspitze entlang, spürte das sanfte Pulsieren – und spürte im eigenen Leib jenes satte, warme Gefühl von Macht.
Als sein Stöhnen lauter wurde, zog sie die eigene Tunika nach oben, spreizte die Schenkel und kniete sich über den König.
»Nicht!«, stöhnte er plötzlich. »Nicht!«
Sie wusste, was er meinte. Nach jener ersten Nacht hatte er sich ihr nur mehr so genähert, wie es die Männer der Kirche befahlen, auf dass dem Beischlaf möglichst wenig Sünde anhaftete: Niemals an Sonn- und Feiertagen, niemals am Tage vor der Heiligen Kommunion, niemals wenn sie ihre monatliche Blutung hatte und auch nicht, als sie mit den beiden Söhnen schwanger ging. Vor allem aber galt, dass sich die Eheleute niemals nackt sehen durften und dass stets die Frau auf dem Rücken zu liegen hatte, der Mann aber auf ihr. Würde solche Stellung nicht eingehalten, so könnten Dämonen in die Körperöffnungen dringen, und der Leib müsse hernach durch vierzig Tage Buße gehen.
Bathildis beschwichtigte ihn, indem sie sich nach vorne beugte und sein Gesicht zwischen beide Hände nahm.
»Ruhig, mein König«, raunte sie. »Denk an nichts... mach dir keine Sorgen... deine Stimmen schlafen.«
Langsam ließ sie ihren Körper über sein Geschlecht
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