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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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hatten, gar zu ihrem Eigentum erklärte.
    Das war nicht das einzige Gerede, das die kugelige Avita geschürt hatte. Hinzu kam Spott: Was war denn, so wurde höhnisch gemunkelt, schon anderes zu erwarten von einer Frau, die selbst dem Gesinde entstammte? War es denn nicht eine Beleidigung für alle guten Familien des Landes, dass der König nicht eine von deren Töchtern zur Frau genommen hatte?
    Bathildis wollte zur brüsken Entgegnung ansetzen, aber drosselte, gemahnt daran, welche Macht das leise Reden hatte, gerade noch rechtzeitig die Stimme.
    Freilich – jene Macht, die sie mit geringer Mühe gegen einen einfachen Verwalter und die Frau des Dux hatte ausüben können, schwankte ein wenig vor Chlodwigs strengem Blick.
    »Mein König«, setzte sie mit mildem Lächeln an. »Wenn du wirklich wissen willst, was sich in deinem Reiche tut, so darfst du dich nicht auf das Wort des Dux verlassen. Sprich auch mit seinen Dienern! Sieh dich um in den Städten und Dörfern und erfahre, wie die Menschen leben und was sie denken!«
    Chlodwig blieb stehen. Der verbissene Zug um seinen Mund glättete sich; nur seine Stirne war noch umwölkt.
    »Nun«, fuhr Bathildis fort, und sie begann, sich ihm vorsichtig zu nähern. »So bin denn auch ich zu dem einfachen Volk gegangen. Gleiches, so glaube ich gehört zu haben, tat auch deine Mutter Nanthild...«
    Er weitete die Augen und hob dann abwehrend die Hände, als wollte er sich nicht derart plump bestechen lassen und als wärees eine ungeheuerliche Anmaßung, dass sie das eigene Gebaren mit dem der Mutter verglich.
    »Wer sagt das?«, zischte er böse.
    »Sie hat an jenen Orten, wo die Ernte schlecht war, Getreide verteilen lassen – als Zeichen, dass du für dein Volk sorgst wie ein Vater für seine Kinder!«, erklärte Bathildis eifrig. »Mildtätigkeit steht einem Weibe gut an – warum nicht auch mir?«
    Er schwieg nun, ein wenig ratlos, ein wenig verstockt.
    Sie trat noch näher zu ihm hin, legte vorsichtig die Hand auf seinen Arm. Er wandte sein Gesicht ab.
    »Sieh mich doch an, mein Gemahl!«, raunte sie. »Es kann doch nicht sein, dass du meinen Anblick scheust!«
    Sein Kinn zitterte. »Warum... warum bist du so, Weib?«
    »Warum bin ich wie?«, fragte sie, lehnte den Kopf zurück und stieß ein Lachen aus, hell und sanft, als wäre es belustigend, dass er an ihr eine Veränderung witterte.
    Er fuhr herum und packte sie nun seinerseits schmerzhaft fest am Arm. »Hör auf zu lachen, Weib! Still hast du mir besser gefallen!«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete sie. »Du hast mich nicht zur Frau genommen, damit ich schweige.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Du... du hast den Mann niemals vergessen, von dem du damals gesprochen hast... in jener Nacht... nach unserer Hochzeit. Du schmeichelst mir, Gott weiß warum, aber du denkst an ihn, nicht wahr? Deine Liebe gehört immer noch ihm!«
    Bathildis zuckte zurück. Niemals hatte Chlodwig von der Stunde gesprochen, da sie ihm ihre Liebe zu Aidan bekundet und er sie gewaltsam zu seiner Frau gemacht hatte; niemals hatte er erwähnt, dass er sich an jedes ihrer Worte erinnerte.
    »Du tust mir Unrecht«, erwiderte sie heftig und vergaß kurz, leise zu sprechen. »Du hast von mir gewünscht, dass ich dich begleite, dass ich deine Königin bin, dass ich an deiner Seite stehe! Ich hab’s getan, auf meine Weise. Indem ich mich mildtätigund gnädig zeigte, wie es deine Mutter war. Und du dankst es mir mit Misstrauen und Vorwurf? Wär’s dir lieber, ich würde mich wieder zurückziehen?«
    Wieder kniff Chlodwig die Augen zusammen, doch diesmal nicht misstrauisch, sondern als tobte ein Schmerz hinter seiner Stirne. Er stöhnte auf, hob seine Hände, wollte sie an seine Schläfen führen. Sie kam ihm zuvor, indem sie mit den eigenen Fingern sein Gesicht streichelte. Seine Haut, wiewohl großporig und grau, griff sich weich an. Sein Bart war so glatt und dünn wie sein Haupthaar.
    »Komm«, lockte sie ihn. »Komm. Wir wollen nicht mehr darüber reden. Ruh dich aus!«
    Er wollte sich wegdrehen, ihr widerstehen. Doch sie ließ sein Gesicht nicht los, zog daran, führte ihn – solcherart gebeugt – zum Bett. Sanft drückte sie ihn darauf, bettete seinen Kopf auf eins der Kissen, streichelte weiter sein Gesicht, seine Ohren, die plötzlich glühend heiß waren, seinen Hals, durch den ein trockenes Schluchzen ging.
    »Ruh dich aus!«, wiederholte sie, kniete sich zuerst neben ihn, um sich dann vorsichtig an seiner Seite auszustrecken.
    Ein

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