Die Regentin (German Edition)
warme Höhle zwischen ihren Beinen zu tauchen, mit allen Sinnen, allem Fühlen, um sich darin zu verstecken, sich auszuruhen, sich ganz von ihren weichen Wänden bedecken und liebkosen zu lassen.
Erstmals stöhnte auch sie, ein leiser Laut, nicht kräftiger als das vorsichtige Glucksen eines schlafenden Säuglings, dessen Augen noch nichts Böses erschaut haben, dessen Herz noch rein ist, der sich noch behütet weiß in jenem molligen, wohligen Mutterleib.
»Ja«, murmelte Chlodwig und nichts weiter, »ja...«
Er drang noch tiefer in sie, schneller jetzt; sie schien sich um ihn zusammenzuziehen, nicht schmerzhaft, aber dennoch irgendwie auch unerträglich.
Sie stöhnte wieder, und diesmal atemlos. Ein Gedanke huschte durch ihren Kopf, unglaublich fern, unglaublich leise. Dass sie an Aidan denken müsste. Doch in der Höhle war sie blind, und es war kein Platz mehr frei für jenen Dritten.
Noch enger schienen sich ihre Wände um sie zu schließen, noch heißer, noch schützender, um dann, plötzlich, zu zerreißen, in viele kleine Fetzen, die wie ein warmer Regen zu Boden fielen.
Aufseufzend verbarg Chlodwig sein Gesicht in ihrem Hals.
»Ich... ich liebe dich so sehr, meine starke Gattin«, murmelte er.
Sie kam zu sich wie aus einem Traum erwacht, aus einem angenehmen, guten. »Ich glaube«, setzte sie unwillkürlich an, wiewohl sie nie zuvor und nie danach eine solch starke Vorahnung empfunden hatte. »Ich glaube, ich habe in dieser Nacht ein Kind empfangen.«
Neun Monate später gebar Bathildis ihren dritten Sohn, der nach einem seiner merowingischen Vorfahren Theuderich geheißen wurde. Er war das erste ihrer Kinder, das sie von Herzen liebte. Noch in der Zeit der Hoffnung trug sie nicht schwer an ihm wie an Chlothar und Childerich, sondern fühlte sich beschwingt und leicht – bereit, all jene Pläne umzusetzen, auf die sie Chlodwig in der Nacht der Zeugung eingeschworen hatte. Alsbald war sie nicht nur für ihre Mildtätigkeit und ihr Erbarmen bekannt, wenn es um Arme und Versklavte ging, sondern als Freundin und Wohltäterin vieler Klöster. Auch als sich ihr Leib mehr wölbte und sie sich von den Menschen zurückzog, so wollte sie diesem Wirken kein Ende setzen – und übertrug es einem Getreuen, den sie gefunden hatte: einem Mönch mit dem Namen Genesius.
Beruhigt harrte sie der Niederkunft, und jene ging so leicht und schnell vonstatten wie die beiden ersten Male. Erst nach Theuderichs Geburt sollten neue Schatten über ihr Leben ziehen.
XXIII. Kapitel
Fara war zufrieden.
Es war nur wenige Tage nach der Geburt, Bathildis hatte das Wochenbett noch nicht verlassen, als die Kinderfrau mit Chlothar und Childerich zu ihr kam, den Umstand nützend, dass sie zum ersten Mal keiner wortkargen, abweisenden Königin Aufmerksamkeit abzuringen hatte, sondern einer liebevollen Mutter.
Mit roten Wangen hielt Bathildis das Neugeborene in den Armen und musterte es mit einem Ausdruck des Erstaunens. Vorsichtig streichelte sie über den zarten, blonden Flaum, der auf dem Köpfchen spross, war stolz auf ihren Sohn und haderte nicht mit dem Umstand, dass Chlodwig dessen Vater war... nicht Aidan.
Nach den ersten beiden Geburten war ihr das bitter aufgestiegen. Doch dieser Sohn war ihrer beider Kind, lebendig, unschuldig und zart – so wie der Neubeginn zwischen ihnen.
»Sie ist eine gute Wahl«, erklärte Fara, die sich eben lang und breit darin erging, welche Amme sie für das Kindlein ausgesucht hatte. Wohlbeleibt wäre deren Körper, jedoch nicht übermäßig fett. Das Haar kräftig, das Augenweiß sauber, vor allem aber die Brustwarzen von rosigem Glanz.
»Dies ist das Wichtigste von allem«, bekräftigte Fara, »dass die Warzen sauber sind. Was habe ich erlebt an üblen Blähungen, wenn nicht...«
Verlegen und steif standen Bathildis’ Söhne am Wochenbett. Sie hatten das Brüderchen scheu gemustert, doch was die Kinderfrau nun sagte, war schlichtweg peinvoll zu hören, nicht so sehr für Chlothar, der selten eine Gefühlsregung erkennen ließ, jedoch für den jüngeren Childerich, der tief errötete.
Bathildis aber kicherte prustend. Das Lachen saß seit der Geburt sehr locker in ihrem Hals. Kaum ein Wort wurde ihr gesagt, das sie nicht veranlasste loszukichern, gleich so, als wäre alles, was sie sah und hörte, Ursache eines Freudentaumels – berechtigt oder nicht.
Fara gab es auf, die Beschaffung von Ammenbrüsten zu diskutieren, und trat zum Bette hin, um das Kind wieder in Gewahrsam zu nehmen.
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