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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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seiner Kindheit erlaubte, dem König nah zu sein.
    Bathildis verkniff sich Widerworte – um Chlodwigs willen, dessen Miene zeigte, wie unlieb ihm Streit war, vor allem aber auch, um sich vor Ebroin keine Blöße zu geben. Wenn jener ihr die Kränkung, ihm ein Bündnis verweigert zu haben, heimzahlen wollte – nun, dann würde sie mit Gleichmut und Geduld beweisen, dass sie den Kampf mit ihm durchaus aufnehmen konnte.
    Freilich: Ebroin verunsicherte sie zutiefst – nicht nur, weil er heimlich versucht hatte, ihr Childerich zu entfremden, sondern weil er alles, was sie tat, alles, was sie sagte, auf eine Weise aufnahm, als hätte er es längst erahnt, als wäre er ihr jeweils einen Schritt voraus und als wäre ihr Wesen so durchschaubar wie Glas. Immer wieder versuchte sie sich einzureden, dass er ihr diese Gewissheit nur vorgaukelte, und nahm sich fest vor, ihm nicht die Freude zu machen, darauf hereinzufallen.
    Dann kam eines Abends die Rede auf Sigibert, Herrscher von Austrasien und Chlodwigs Halbbruder, zu dessen Reich auch die Auvergne zählte, die austrasische Provence und desgleichen Poitiers und Cahors. Die Wisconia freilich, jene Provinz im Südosten, war nach längerem Krieg den Basken überlassen worden,jedoch unter der Voraussetzung, dass die dort ansässige gallorömische und fränkische Bevölkerung nicht der baskischen Willkür unterliege, sondern unter der Aufsicht eines merowingischen Königs lebe.
    Jener aber, so der Wille der Basken, sollte nicht Sigibert sein, der alte Gegner, sondern Chlodwig.
    »Und das hat sein Gutes!«, sprach Ebroin forsch auf den König ein. »Denn solcherart ist Ausgleich geschaffen zwischen Neustrien und Austrasien. Der Friede wird nur gewahrt, wenn die beiden Reiche gleich groß sind, und mit Wisconia...«
    Bathildis fiel ihm scharf ins Wort. »Ich wusste bislang nicht, dass du so denkst, Ebroin!«, spottete sie. »Du machst dir also dieselben Sorgen um unser Land wie ich – und hintergehst doch mein Trachten, dessen Zukunft zu ordnen und Kriege zu vermeiden!«
    In den letzten Tagen hatte sie in seiner Gegenwart meist geschwiegen. Nun freilich nutzte sie seine Überraschung, dass sie sich wieder zu Wort gemeldet hatte, um entschlossen fortzufahren: »Hast du nicht verstanden, dass ich das Gleiche will wie du, Ebroin? Nämlich dafür sorgen, dass sich das Gewicht von Neustrien und Austrasien die Waage hält? Dies kann nur sein, bleibt Neustrien, wie es ist – ein geeintes Land und nicht etwa aufgeteilt auf drei Söhne!«
    Nachlässig neigte er sich nach vorne, sprach wieder gedehnt, um ihrem Eifer mit Langsamkeit zu begegnen.
    »Wer sagt dir, dass ich dagegen bin, Königin? Wer sagt dir, dass ich nicht Gleiches will?«
    »Und wenn’s so wäre und du tatsächlich Gleiches wolltest – woher soll ich’s wissen?«, gab sie zurück. »Ich weiß doch nicht einmal, warum du zwischen mir und Childerich Zwietracht zu sähen suchst!«
    Er lächelte schmal. »Ist es etwa meine Schuld, dass ich über lange Jahre mehr Zeit mit deinen Söhnen verbracht habe als du?«
    »Ich schwöre dir, hätte ich das gewusst, ich hätte...«
    »Gar nichts hättest du!«, gab er kalt zurück. »Du hast dich wohlgefühlt in deinem Dämmerschlaf, und daraus erweckt hat dich nicht dein eigen Fleisch und Blut, sondern das Los der Sklaven! Chlothar und Childerich hätten dir freilich näher stehen sollen als diese verdammte, dreckige Brut.«
    »Von so hohem Rang bist du selbst nicht, Ebroin, dass du dich über die Unfreien erheben kannst!«
    »Nun, mein Rang, ob nun von Geburt gesichert oder durch Treue erworben, spricht mir das Recht zu, mir über die Zukunft des Landes so viele Gedanken zu machen wie du! Und wenn du nicht ständig gegen mich kämpftest, sondern endlich Einsicht zeigtest, dass ich genauso wie du...«
    »Mach mir nicht vor, du stündest auf meiner Seite!«
    »Ich täte es gewiss, zeigtest du nur den Willen, auf mich zu hören!«
    »Ich brauche keinen, der den Sinn meiner Söhne verwirrt! Mit böser Absicht, nur um mich zu strafen!«, rief sie heftig. Es fiel ihr schwer, noch länger Ebroins funkelndem Blick standzuhalten. Er schien sie zu verbrennen, zu verzehren. Hastig wandte sie sich darum Chlodwig zu. »Ach mein Gemahl! Siehst du denn nicht: Wenn es schon jetzt so viele Einflüsterer gibt, die unsere Kleinen zu lenken versuchen – wie viel schlimmer wird es sein, haben sie dereinst echte Macht und streiten um jedes Fleckchen Land? Viel besser wär’s, die Dinge klar zu ordnen,

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