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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Befriedigung darüber, dass es den Richtigen getroffen hatte. Mit aller Macht musste sie dagegen angehen, und als sie wieder die Stimme erhob, so klang sie schneidend: »Das tut hier nichts zur Sache. Du hättest ihn nicht heimlich töten lassen dürfen, nicht in meinem Namen, nicht ohne Gerichtsverfahren!«
    Er verzog seine Lippen, und wiewohl sein Lächeln nicht bissig war wie sonst, sondern müde, sah er nun endlich wieder jenem Ebroin ähnlich, den sie kannte – und verachtete.
    »Was kümmert’s dich?«, fragte er kühl. »Du hattest doch eine schöne Reise, nicht wahr? Hast den armen, hungrigen Menschen geholfen. Das ist es doch, was du willst. Und das ist, was ich dir gestatte – und ermögliche.«
    Sein Blick, eben noch erloschen, begann zu glühen. Verbissen hielt sie ihm stand und wollte sich von ihm nicht zwingen lassen, die Lider zu senken.
    »Ich brauche deine Erlaubnis nicht!«, zischte sie.
    »Nein, das nicht! Jedoch bedarfst du meiner Bemühungen, die dir und deinen Söhnen die Macht erhalten, und das fällt nicht immer leicht.« Er verbiss sich zu schreien, aber er klang heiser vor Erregung. »Es war unser beider Entscheidung, dass wir Burgund an Neustrien binden, nicht minder eng als zu Chlodwigs Lebzeiten. Burgundiones et Franci facti sunt uniti . Nur auf solche Weise ließ sich dem Adel zeigen, dass wir die Macht fest in den Händen halten, und solange wir Burgund befriedet halten, wird sich auch in Neustrien niemand gegen uns erheben. Droht freilich dort Revolte, haben wir alsbald das ganze Land gegen uns, verstehst du? Und das bedeutet, dass wir all jenen Kräften entschieden zuwiderhandeln müssen, die es nach Auflehnung gelüstet, die den Einfluss ihrer Region auf Kosten der Krone stärken wollen! Mit freundlichen Worten ist ihnen nicht beizukommen, vor allem nicht, wenn sie aus meinem Mund kommen oder aus deinem. Doch wenn sie uns fürchten, wenn sie ob unserer Grausamkeit die Schädel ducken, dann...«
    »Das will ich nicht!«, rief sie dazwischen, kindlich trotzig, als gäbe es die Möglichkeit, sich seinen Worten zu verschließen, desgleichen vor jenen, die Audoin zu ihr gesagt hatte: Von jener Münze, mit der du Sklaven die Freiheit kaufst und Hungernden das Brot, ist Ebroin die andere, die dunkle Seite.
    »Wie – du willst keine Macht?«, fragte er, und endlich, endlich wich sämtliche Schwermut von ihm und brach all sein Spott hervor. »Pah! Du gierst nach Macht nicht weniger, als ich es tue – denn sie ist das Einzige, was mich von meiner Herkunft trennt und dich von deiner Vergangenheit als Sklavin. Nie wieder will ich der armselige, kleine Bastard einer Amme sein, und du genauso wenig eine dreckige Magd, die Schafschur wäscht. Du willst dein Leben lenken! Du willst Entscheidungen treffen und sie umsetzen! Du liebst es doch, fordernd deine Hand zu heben, die Finger zu spreizen, und alle hören auf deine Stimme, um sogleich zu erfüllen, was immer du befiehlst!«
    »Hör auf, so mit mir zu sprechen, Ebroin!«
    »Ich spreche, wie ich will! Denn alles, was hier und heute geschieht – es ist nicht minder deine Schuld als die meine. Als Chlodwig noch lebte, hätten wir so viel erreichen können, und er als König hätte uns stets geschützt vor Widersachern. Er war ein Spielball der Großen, und doch: Hätte er seine Würde behauptet und sein Amt selbstbewusst ausgeführt, dann hätte man sich ihm auch ohne übertriebene Gewalt gebeugt, hätte ihn vielleicht respektiert. Uns freilich fällt nichts selbstverständlich zu, Bathildis. Die Anerkennung, die wir brauchen, müssen wir mit Blut erkämpfen. Es wäre leichter gewesen... viel leichter, wenn wir schon vor langer Zeit den Grundstein für unsere gemeinsame Herrschaft gelegt hätten. Doch das wolltest du nicht, erinnerst du dich? Jetzt lebe mit den Folgen!«
    »Ich kann es nicht!«
    »Du musst es können! Du hast schlichtweg keine Wahl! Wenn’s dir gefällt, so reise durch die Lande, tröste heulende Bälger und hungrige Weiber und stopf den grindigen Armen dasBrot ins Maul! Aber wenn du an meiner Seite Regentin bleiben willst, so ist das nicht genug. Hast du mich verstanden?«
    Er setzte ihr nicht nur mit Worten zu. Seine Hände schnellten hoch, umfassten ihre Schultern, hielten sie gepackt. Sie fühlte die Wärme seines Körpers, die langsam durch sämtliche Glieder des eigenen Leibes zu rieseln begann, und sie schwankte darin, sie voll Ekel aus sich herauszuspeien oder sie gänzlich aufzusaugen, sodass ihm nichts mehr von

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