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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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gegen die gewaltsame Trennung wehrte und sein Kopf, just als er vom Leib geschlagen war, in die Richtung seines Herrn rollte.«
    Wieder senkte sich Schweigen über die kleine Gruppe; deutlich war Bathildis’ Atem zu hören. Beim letzten Wort hatte sie sich abgewandt, die Hände an die Schläfen gepresst, auf dass niemand in ihr Gesicht sehen konnte.
    Ebroin hat das getan, ging ihr durch den Kopf. Ebroin, der um unsere vielen Feinde und Widersacher weiß, der sich ein machtvolles Zeichen wie dieses ausdachte, um sie in ihre Schranken zu weisen. Mein Gott, wie konntest du nur, Ebroin!
    Gemordet hatten viele Könige aus dem Geschlecht der Merowinger, jedoch meist weltliche Widersacher. Gewiss hatte manch einer den Gottesmännern das Leben schwergemacht, sie enteignet, sie aus dem Amt gejagt. Doch fast jeder wäre davor zurückgeschreckt, einen Bischof heimtückisch töten zu lassen, obendrein keinen gewöhnlichen, sondern den Patriarchen von Lyon.
    Ja, Aunemund war mächtig, sie wusste darob, sie erinnerte sich an seine kleine, feiste Gestalt, an seine scharfen Augen. Damals, als sie sich an die Bischöfe gewandt hatte, um die Sklaverei anzuprangern, war er der bissigste und lauteste Spötter gewesen. Er hatte sich nicht darum bemühen müssen, sich mit einer Königin gutzustellen, die in seinen Augen doch nur eine kleine Sklavin war, bestenfalls tauglich, großen Männern wie ihm wortlos den Weinkelch zu reichen. Verächtlich war seinBlick gewesen – und gewiss hatte er auch Ebroin für einen Emporkömmling gehalten, dem nicht zustand, Major Domus zu sein. Vielleicht in Neustrien, nicht aber in Burgund. Dort hatte es bis vor kurzem noch einen eigenen Major Domus gegeben, doch Ebroin hatte jenen Radobertus abgelöst und dessen Amt mit seinem eigenen verschmolzen.
    Bathildis atmete noch schwerer. Zu ihrem Entsetzen über seine Tat gesellte sich, sehr kurz nur und doch verräterisch klar, ein Anflug von Befriedigung. So hatte der alte Widersacher sie am Ende doch noch ernst nehmen müssen – die kleine Sklavin und den gewöhnlichen Franken.
    Doch rasch überwog das Grauen über eine schändliche, empörende Tat, die ihrer nicht würdig war. Eine gerechte Regentin hatte sie sein wollen, mildtätig und gnädig.
    »Ich habe es nicht gewusst«, murmelte sie erstickt, »ich schwöre es vor Gott! Ich habe es nicht gewusst!«
    Audoin nickte ausdruckslos, bekundend, dass er ihr gern Glauben schenken wollte, doch dass dies am Geschehenen nichts mehr ändern konnte.
    »Das ist gut für deine unsterbliche Seele, Königin«, sagte er leise und ein wenig freundlicher. »Und doch ist es besser, du bist in den Augen der Adeligen, meiner Amtsbrüder und des Volkes eine Bischofsmörderin... als eine schwächliche, gutgläubige Regentin, die ihren Major Domus walten lässt, wie ihm beliebt. Es ist besser, du erntest Furcht und Hass... als Verachtung für deine Schwäche.«
    Was er da sagte, war ebenso richtig wie grauenhaft.
    Sie riss die Hände vom Gesicht und schlug ein zweites Mal auf den Tisch.
    »Verdammter Ebroin!«, entfuhr es ihr, und kurz dachte sie an Rigunths Warnung, ehe sie vor einem Monat Paris verlassen hatte. Ich meine, hatte sie gesagt, dass er nur dann finstere Pläne hecken könnte, wärst du weit fort von ihm...
    »Meine Königin«, sprach nun auch Chrodebert, »meine Königin!Gebt Euch nicht der Unbeherrschtheit hin! Ihr müsst bedenken, warum Ebroin das getan hat, warum er...«
    »Ich werde ihm niemals verzeihen, dass er hinter meinem Rücken...«
    »Meine Königin, ich weiß nicht, ob du davon wusstest, aber vor nicht langer Zeit war ein Mord an ihm geplant. Ein Verwandter jenes Radobertus, welchem er in Burgund das Amt des Major Domus raubte, wollte ihn heimtückisch erstechen.«
    Bathildis schritt wütend auf und ab. »Nun und? Wessen Leben wurde noch nicht bedroht?«, rief sie erregt. Verjährt, wiewohl niemals vergessen war Ebroins gemeines Attentat wider sie...
    »Da hast du recht«, pflichtet Audoin ihr bei. »Nicht minder gesetzlos als jetzt hat Ebroin jenen Mann ins Kloster stecken und dort heimlich erwürgen lassen, anstatt ihn vors Gericht zu stellen.«
    »Oh, ich will es nicht!«, tobte Bathildis. »Ich will es nicht, dass er mich so beschmutzt – meinen Namen und den meiner Söhne. Ich will mit diesen schauerlichen Taten nichts zu tun haben! Ich werde...«
    Audoins Blick brachte sie zum Schweigen. Nun klang er erstmals nicht nur schroff, sondern ein wenig mitleidig.
    »Gleichwohl ich dieses Verbrechen

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