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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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schließlich.
    Bathildis atmete heftig aus, als könne sie solcherart nicht nur stickige Luft aus sich herauspumpen, sondern den Anflug böser Gedanken, die vor Neid und Missgunst trieften.
    Natürlich hatte er ein Weib – so wie sie mit dem König vermählt gewesen war. Das durfte sie ihm nicht vorwerfen.
    »Was weißt du noch?«
    »Und er hat drei Töchter«, bekundete der Mönch eifrig und sichtbar erleichtert, dass ihre Stimme nicht mehr aufgewühlt klang.
    Bathildis atmete wieder heftig aus. Drei Töchter, nun gut, sie hatte drei Söhne.
    »Trägt eine von ihnen meinen Namen?«
    Der Mönch wand sich. »Ich... ich glaube nicht. Die Jüngste von ihnen heißt wie ihre Mutter... Hereswith.«
    »Hereswith?« Der Name klang vertraut.
    »Ja... ja, ich habe mit ihr gesprochen, sie ist sehr wohlerzogen, sehr bescheiden.« Die Stimme klang schwärmerisch, vermutlich erinnerte er sich gern daran, mit einem Weib zu reden,das sich zu benehmen wusste – im Gegensatz zu dieser unbeherrschten Königin, die selbst im Gotteshaus die Stimme nicht mäßigte.
    »Es heißt«, fuhr er fort, »dass sie aus jenem Kloster stammt, in welchem auch... Ihr erzogen wurdet. Sie war zur Nonne bestimmt, doch ihr Vater entschied anderes, nachdem Aidans Braut gestorben war...«
    »Aber ich bin doch nicht tot!«, rief Bathildis empört und versuchte, sich an Hereswith zu erinnern, die schüchterne, ängstliche Freundin, die gleich ihr aus Northumbrien stammte, aber in Kent erzogen worden war, die nicht verstanden hatte, warum sich Bathildis auf die Welt freute, und die allein beim Gedanken, das Kloster verlassen zu müssen, vor Furcht vergangen war. Wie hatte sie es ertragen, nicht das erhoffte Geschick erleben zu dürfen, sondern Aidans Frau zu werden? Und doch... wer passte besser zu ihr als ein Jüngling, der mit den rohen Männern wenig gemein hatte?
    Bathildis schnaubte verächtlich, ehe sie sich wieder zur Ruhe gemahnte.
    »Nun gut«, meinte sie, »Aidan konnte nicht ahnen, dass ich noch lebte... gewiss hat er versucht, mich zu finden, wie hätte er auch wissen können, dass ich in diesem fremden Lande zur Königin geworden bin? Hast du es ihm gesagt? Hast du ihm von König Chlodwigs Frau berichtet, von der Regentin? Hast du...«
    Der Mönch duckte und wand sich noch mehr, schien lieber in den eigenen Leib einen Knoten schlingen zu wollen, als sie anzusehen. Wiewohl er nicht wie einer aussah, der ihr Trachten durchschaute, so schien er zu ahnen, dass ihr seine Worte nicht gefallen würden.
    »Nun, es ist so... Dagwulf wollte, dass ich gegenüber diesem Aidan von Euch spreche, doch als ich Euren Namen sagte, welcher Bathildis lautet, und ihm von dem Geschick berichtete, das Euch widerfahren ist, so starrte mich jener Aidan an, verständnislosund auch ein wenig ungehalten. Und dann, dann sagte er, dass er sich nicht erinnern könnte an eine Frau, die Euren Namen trug. An eine Braut, die er nicht Wiedersehen durfte... Er schien verwirrt; er runzelte die Stirne. Vielleicht stieg in ihm auch eine unliebsame Ahnung hoch, wer Ihr sein könntet. In jedem Fall blieb er dabei: Sein Gedächtnis gäbe nichts preis. In seinem ganzen Leben wäre er nie einer Frau begegnet, welche Bathildis hieß.«
    Wiewohl Bathildis ihr Umhangtuch tief ins Gesicht gezogen hatte, wurde sie am Tor erkannt.
    »Meine Königin, wo wollt Ihr hin?«
    Mit kleinen, aber entschlossenen Schritten war sie zum Eingang getreten; mit gleichen Schritten ging sie weiter, als hätte sie kein Wort gehört. Lediglich die Hand hob sie, zum Zeichen, dass man das Tor öffnen solle.
    »Meine Königin, es ist mitten in der Nacht... Ihr dürft nicht...«, stotterte eine der Wachen.
    Nicht nur, dass zur finsteren Stunde sämtliche Türen verschlossen werden mussten, so auch jenes Tor der Mauer, welche die Stadt Paris von der Suburbia abgrenzte. Darüber hinaus war es verboten, im Finsteren unterwegs zu sein, es sei denn, ein dringender Anlass gebot es – und der gewöhnliche Bürger gehorchte gerne, wusste er doch, dass die lichtlose Stunde voll war von Teufeln und Dämonen... und vielleicht auch von den alten heidnischen gallischen Göttern, denen man abgeschworen hatte und die sich womöglich dafür rächen wollten.
    »Meine Königin! Meine Königin! Wohin...? Weshalb...? Lasst Euch begleiten!«
    Bathildis blieb nicht stehen, obwohl ihr das noch immer verschlossene Tor ein Hindernis war. Wie ein gefangenes Tier schritt sie davor auf und ab.
    »Macht auf!«, schrie sie jäh. »Öffnet das Tor!

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