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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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weder aus seinem noch aus ihrem Mund. Genauso wenig an der Lust interessiert schien lange Zeit auch ihr Sohn. Doch Estrith hatte sie eines Besseren belehrt.
    »Also, was hast du gesehen?«, drängte Thorgil.
    Wie war es möglich, so hatte Acha oft gedacht, dass Estrith solche Macht über Thorgil hatte, wo der Christengott doch keine Frauen mochte und seine Mönche noch viel weniger? Wie konnte es sein, dass sich sein Geschlecht oft lange vor der Schlafenszeit unsittlich wölbte, wo doch die neue Religion laut verkündete, dass Lust stets Sünde sei? Ja, wie konnte es sein, dass sie selbst, Acha, den eigenen Mann nie zu jenem feuchten Schafsblick bewegen konnte, wiewohl doch manche ihrer Götter weibliche Namen trugen und auch Frauen Priesterinnen waren?
    »Ich habe nichts Gutes gesehen«, sagte sie keuchend. »Dem Mädchen steht ein hartes Leben bevor...«
    »Lügnerin!«, stöhnte Estrith. »Du bist eine widerwärtige Lügnerin!«
    Thorgil übergab das Kind einer Magd. »Ist das wahr, Mutter?«, fragte er misstrauisch.
    Acha zuckte mit den Schultern. Es war leichter, Estrith etwas vorzumachen als ihm.
    »Asche«, murmelte sie schließlich, um zumindest teilweisebei der Wahrheit zu bleiben. »Ich habe nichts als graue Asche gesehen. Das kann doch kein schönes Leben verheißen, oder?«
    Weitere Menschen strömten ins Langhaus. Ricbert zählte dazu, Thorgils engster Freund, und Sigwulf, der Sachse war – und Mönch.
    Es war nicht gewiss, wie lange er dem Streit zugehört hatte, doch nun trat er vor, um ihn zu beschwichtigen. Er versuchte, es auf eine kluge Art zu tun, indem er keine der beiden Frauen vor den Kopf stieß.
    »Das Leben hier auf Erden ist für uns alle beschwerlich«, sprach er in die dumpfe Schwüle hinein, die nach Schweiß und Blut roch. »Dem neuen Menschenkind wird’s nicht anders ergehen. Darum ist es wichtig, dass es einen Namen erhält, der es stark macht für diese Welt.«
    Thorgil schien erleichtert, dass nicht er derjenige war, der schlichtend eingreifen musste, sich entweder mit dem Weibe oder der Mutter anzulegen hatte.
    »Dann bestimme du einen solchen Namen, Mönch!«, befahl er.
    Acha knurrte leise, indes Sigwulf auf das quietschende Neugeborene zutrat. »Sie soll Bathildis heißen«, beschloss er. »In diesem Namen sind die sächsischen Wörter für Mut und Kampf enthalten – und es kann gewiss nicht schaden, wenn sie eine mutige Kämpferin wird!«
    Acha verbiss sich die Worte, aber wieder stürmte alt vertraute Verbitterung durch ihre Gedanken. Ha! Als ob der feige, geschundene Christengott nach mutigen Kämpferinnen verlangte! Als ob er den Weibern jene Macht überließe, die Acha gerne dem eigenen Geschlecht zugedacht hätte – nur eben nicht der aufmüpfigen Schwiegertochter, die diese Macht als Einzige zu besitzen schien!
    »Wird das reichen, sie zu beschützen?« Estrith blickte hilfesuchend in die Runde.
    »Ach, werte Estrith«, tröstete Ricbert, der an der Seite deswerdenden Vaters die Geburt erwartet hatte. »Bang nicht um das kleine Mädchen hier. Sehr kräftig scheint’s mir, und auch die Laute, die es von sich gibt, verheißen Gesundheit. Als mein Sohn Aidan geboren wurde – er kam vor drei Monaten auf die Welt, und wir haben ihm den Namen jenes irischen Mönchs gegeben, der ihn auch zur Taufe hob –, so war er ganz blau im Gesicht, nicht lebhaft rot wie deine Tochter.«
    »Und wenn doch ein Fluch auf ihr lastet?«, murmelte Estrith zweifelnd.
    Trotz ihrer Verbitterung grinste Acha hämisch. So viel Macht hatte sie an die Schwiegertochter abgeben müssen, dass sie dies Fünkchen Furcht als Wiedergutmachung nicht missen wollte! Wiewohl vom stummen Blick des Sohns dazu gedrängt, versuchte sie nicht, Estrith zu beschwichtigen. Auch dem sächsischen Mönch fiel nichts mehr ein, um die Ängste der Mutter zu entkräften.
    Da sprach Estrith selbst, nach einer Lösung trachtend, um das Bedrohliche, das von Achas Botschaft verheißen ward, vom neugeborenen Töchterlein zu wenden.
    »Ach, guter Ricbert«, seufzte sie, »da du von deinem Sohne sprichst... ist’s nicht ein Zeichen Gottes, dass meine Tochter so bald nach ihm geboren wurde? Ich will dem Ratschluss von euch Männern nicht vorgreifen. Und doch erlaubt mir diesen Vorschlag zu bekunden: Wär’s nicht der beste Beweis für eure Freundschaft, wenn meine Bathildis dereinst deinen Aidan zum Gatten bekommt? Ich weiß, wie nahe du dem Königshofe stehst... dein Sohn könnte meinem Mädchen gewiss ein vorzügliches Leben

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