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Die Reise-Bibel

Titel: Die Reise-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Braun
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achtziger Jahren für das Tennis war: Volksheld
     und Auslöser eines Booms, den man so nicht erwarten konnte und auf den die Menschen zwischen Kevelaer und Lourdes nicht eingestellt
     waren, von denen aus Santiago de Compostela am Ende des Jakobsweges mal ganz abgesehen. Dabei wollte der Recklinghausener
     Kerkeling, nun auch schon Mitte vierzig, nur »ein wenig Klarheit in einer hektischen Welt« gewinnen. Es gibt Leute, die für
     so was einen Woody-Allen-Film besuchen, Kerkeling wanderte sich sechs Wochen heiße Füße und schrieb anschließend ein gar nicht
     mal so launiges Buch darüber. Vermutlich ahnte er nicht, dass er mit ›Ich bin dann mal weg‹ einen Bestseller produzieren und
     Tausende von Fußlahmen auf die staubigen Wege Spaniens lotsen sollte. Dabei wäre der nicht gerade austrainierte Komödiant
     am liebsten schon nach dem ersten Tag in den Pyrenäen wieder abgereist. Kein Gefühl mehr in den Beinen habe er nach acht Stunden
     latschen gehabt, und außerdem hatte es den ganzen Tag geregnet. Dennoch biss Hape sich durch. Und die Pilger-Tourismusbranche
     dankt es ihm heute noch.
    |87| Kerouac, Jack
    Um ein Haar wäre aus der amerikanischen Ikone der spirituellen Tippelbrüderei ein Football-Star geworden – das war jedenfalls
     Plan A von Jack Kerouac, als in jungen Jahren sein Vater langsam in den Alkoholismus abdriftete und Jack das Gefühl entwickelte,
     er müsse von nun an die Familie ernähren (Plan B übrigens war Versicherungskaufmann). Wie man weiß, wurde aus beiden Plänen
     nichts, obwohl Kerouac tatsächlich ein Football-Stipendium an der Uni erhielt und offenbar überaus talentiert war. Stattdessen
     verfasste Jack Kerouac 1951 die Bibel der Beat Generation, ›On the road‹ (›Unterwegs‹). Ein Buch, das viele seiner Zeitgenossen
     beeinflusste und über das zum Beispiel heute Johnny Depp sagt: »Dieses Buch ist mein Koran!« Es verherrlicht das Leben auf
     der Straße, Drogen, Wein, Weib und Gesang. Kerouacs Lebensstil zu dieser Zeit war der eines herumvagabundierenden Cowboys,
     der sein Pferd gegen ein Auto eingetauscht hat. Irgendwann wollte Kerouac dann mit den kiffenden und saufenden Horden nichts
     mehr zu schaffen haben, sondern als Schriftsteller wahrgenommen werden, doch die seriöse Kritik nahm ihn nicht zur Kenntnis,
     Kollegen wie Truman Capote spotteten: »Das ist nicht Schreiben, das ist Tippen!« Kerouac litt zudem zeitlebens unter Geldnot.
     Das macht den Umstand, dass die Zeichenpapierrolle, auf der er ›On the road‹ geschrieben hatte, nach seinem Tod für 2,5   Millionen Dollar versteigert wurde, umso infamer.
    Kolumbus, Christoph
    Wenn man später mal als Entdecker Amerikas in die Geschichtsbücher eingehen will, dann muss man wohl früh anfangen. Schon
     als Kind soll sich der um 1451 geborene Christoph für Berichte aus fernen Ländern und Seekarten interessiert haben. Mit 14
     fuhr der Sohn eines Wollwebers in Genua zur See, 1476 siedelte er nach Lissabon über und |88| erwarb Kenntnisse in der Seefahrt, knüpfte auch erste Kontakte zu einflussreichen Kaufleuten und Adeligen, weil er glaubte,
     einen Seeweg nach Indien gefunden zu haben. Überliefertes Zitat: »Die Welt gehört den Tapferen!« Erst 1492 wurden ihm von
     der spanischen Krone die Gelder bewilligt, die Kolumbus brauchte, um den Beweis anzutreten, dass es die Passage nach Indien
     wirklich gab. Amerika war nie sein Ziel, und auch als er am 12.   Oktober die karibischen Inseln erreichte, glaubte Kolumbus an keine besonders relevante Entdeckung, sondern nur daran, eine
     Route auf dem Weg nach »Hinterindien« gefunden zu haben. Heute weiß man, dass der Seefahrer und Pionier Amerika auch nicht
     wirklich entdeckt hat, sondern dass das schon fünfhundert Jahre vorher von Isländern geschafft worden ist. Allerdings hat
     erst Kolumbus’ »Entdeckung« dafür gesorgt, dass es zur Kolonisierung Amerikas kam.
    Kracht, Christian
    Für sein ›Faserland‹ drückte sich der scharf gescheitelte Begründer der Popliteratur in Deutschland noch in den Jagdgründen
     der deutschen Jeunesse dorée auf Sylt herum, doch schon bald darauf setzte sich Kracht nach Bangkok ab (unter anderem) und
     versorgte die irritierte Leserschaft im deutschsprachigen Raum fortan mit Romanen, Magazinbeiträgen und schnöselig naseweisen
     Interviews. So ganz schlau wird das deutsche Feuilleton nicht aus dem vielgereisten Kleinwuchs, der zuweilen in kurzer Hose
     auftritt und sich selbst als Kosmopolit bezeichnet. Fakt

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