Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
unser Leben verschrieben haben, nicht beleidigt. Selbst wenn es nicht zum Zwist kommt, selbst wenn kein einziger Schuss fällt, muss der Sieg unser sein, so, wie er auch unser sein muss, falls sie uns zwingen, zu den Waffen zu greifen. Diese Österreicher kamen ursprünglich nur deswegen nach Figueira de Castelo Rodrigo, um uns zu begrüßen und nach Valladolid zu begleiten, doch nun haben wir den begründeten Verdacht, dass sie beabsichtigen, Salomon mitzunehmen und uns hier im Regen stehenzulassen. Aber so wahr ich weiß, wer ich bin, diese Suppe werde ich ihnen gründlich versalzen. Morgen früh möchte ich noch vor zehn Uhr zwei Späher auf dem höchsten Turm der Burg sehen, für den Fall, dass sie das Gerücht verbreitet haben, sie kämen um die Mittagsstunde, um uns zu überrumpeln. Bei den Österreichern kann man nie wissen, schloss der Kommandant, ohne sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass dies die ersten und vermutlich einzigen Österreicher seines Lebens waren.
D as Misstrauen des Kommandanten war berechtigt gewesen, denn bereits mit dem Zehn-Uhr-Läuten ertönten vom hohen Turm herab die warnenden Schreie der Späher, Feind in Sicht, Feind in Sicht. Es stimmt zwar, dass die Österreicher, zumindest in ihrer militärischen Ausprägung, bei den portugiesischen Truppen keinen guten Ruf genießen, aber sie deshalb so ohne weiteres als Feinde zu bezeichnen, widerspricht jeglichem gesunden Menschenverstand und bietet Anlass zu heftigem Tadel und einer Warnung vor vorschnellen, unbegründeten Urteilen. Für diesen Fall gibt es jedoch eine Erklärung. Den Spähern war befohlen worden, Alarm zu schlagen, doch niemand, nicht einmal der sonst so umsichtige Kommandant, hatte daran gedacht, ihnen zu sagen, mit welchen Worten dies erfolgen sollte. In dem Dilemma, sich zwischen Feind in Sicht, was auch jeder Zivilist verstand, und dem so wenig kriegerischen Die Besucher kommen entscheiden zu müssen, gaben schließlich die Uniformen, derer sie ansichtig wurden, den Ausschlag für die Soldaten, die entsprechenden Worte zu wählen. Der letzte Nachklang der Warnung schwang noch in der Luft, als die Soldaten bereits an die Schießscharten eilten, um den Feind zu sichten, der aus der Entfernung von etwa vier bis fünf Kilometern nichts weiter als ein schwärzlicher, kaum näher kommender Fleck war, welcher allen Erwartungen zum Trotz keine glänzenden Rüstungen aufwies. Ein Soldat fand eine Erklärung für dieses Phänomen, Sie haben die Sonne im Rücken, was zugegebenermaßen sehr viel schöner, viel literarischer klingt, als zu sagen, Sie befinden sich im Gegenlicht. Die Pferde, alles Braune und Füchse, daher auch der dunkle Fleck, den sie bildeten, ritten im kurzen Trab. Sie hätten auch im Schritt kommen können, der Unterschied wäre nicht zu merken gewesen, doch wäre dann die psychologische Wirkung verlorengegangen, nämlich die eines Vorstoßes, der unhaltbar wirken sollte und gleichzeitig die Mittel einzusetzen wusste, über die er verfügte. Natürlich hätte ein Galopp mit hocherhobenen Schwertern im Stile eines Angriffs der leichten Reiterei den Zuschauern weitaus spektakulärere Spezialeffekte geboten, doch für einen so schnellen Sieg, wie dieser es zu werden versprach, wäre es absurd gewesen, die Pferde über die Maßen anzustrengen. Das jedenfalls hatte sich der österreichische Kommandant überlegt, ein Mann mit großer Erfahrung auf den Schlachtfeldern Mitteleuropas, und so ließ er es auch an die von ihm befehligten Soldaten übermitteln. In der Zwischenzeit bereitete Castelo Rodrigo sich auf den Kampf vor. Die Soldaten sattelten ihre Pferde, führten sie im Schritt nach draußen und überließen sie der Obhut einiger Kameraden, die geeignet zu sein schienen für eine Mission, die nach einfachem Grasen ausgesehen hätte, hätte es denn vor den Toren der Burg etwas zum Grasen gegeben. Der Unteroffizier hatte den Bürgermeister davon in Kenntnis gesetzt, dass der Österreicher bereits im Anmarsch sei, Sie werden noch ein Weilchen brauchen, aber wir müssen vorbereitet sein, sagte er, In Ordnung, antworteteder Bürgermeister, ich begleite Sie. Als sie an der Burg ankamen, hatte die Truppe sich schon vor dem Eingang postiert und diesen versperrt, während der Kommandant sich gerade darauf vorbereitete, seine letzte Ansprache zu halten. Angelockt durch die kostenlose Pferdeschau und die Hoffnung, dass vielleicht auch der Elefant herauskäme, waren zahlreiche Einwohner Figueira de Castelo Rodrigos,
Weitere Kostenlose Bücher