Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
Rücken des Elefanten ein paar große Klappen befanden, eine Art Falltüren, die ihn augenblicklich an das berühmte trojanische Pferd erinnerten, obwohl der Bauch dieser Statue nicht genügend Platz für einen Soldatentrupp bot, es sei denn, es wären Liliputaner, aber das konnten sie nicht sein, da es dieses Wort damals noch gar nicht gab. Um seine Zweifel loszuwerden, erteilte der beunruhigte Erzherzog dem Intendanten den Befehl, herauszufinden, was zum Teufel dieses schlecht gezimmerte Ungeheuer, das ihm ein solches Unbehagen bereitete, dort zu suchen hatte. Der Intendant begab sich auf die Suche nach Auskünften und kehrte schließlich damit zurück.Es bestand kein Grund zur Aufregung. Der Elefant sei gebaut worden, um die Durchreise Maximilians von Österreich durch die Stadt Trient zu feiern, und in einer weiteren Verwendung sollte er als Stütze für die Feuerwerkskörper dienen, die nach Einbruch der Dunkelheit aus besagtem Gerüst abgefeuert würden. Der Erzherzog atmete erleichtert auf, dem Elefanten wurde in Trient also keine größere Bedeutung beigemessen, außer vielleicht, dass er zu Asche zerfiele, denn schließlich war es sehr wahrscheinlich, dass die Lunten der Feuerwerkskörper am Ende auch das Holz in Brand steckten und so den Zuschauern ein Finale böten, das man viele Jahre später unweigerlich als wagnerianisch bezeichnet hätte. So geschah es. Nach einem Sturm von Farben, in denen das Gelb des Sodiums, das Rot des Calciums, das Grün des Kupfers, das Blau des Kaliums, das Weiß des Magnesiums und das Gold des Eisens wahre Wunder vollbracht hatten, nachdem Sterne, Fontänen, schweifende, kaskadenartige Lichter wie aus einem unerschöpflichen Füllhorn aus dem Inneren des Elefanten hervorgequollen waren, endete das Fest mit einem großen Feuer, welches nicht wenige Trentiner nutzten, um sich ihre Hände daran zu wärmen, während Soliman unter einem eigens für ihn erbauten Vordach seinem zweiten Futterballen zusprach. Nach und nach verwandelte das Feuer sich in heiße Glut, doch bei der Kälte hielt diese nicht lange, sondern wurde zu Asche, aber zu diesem Zeitpunkt, da das Hauptspektakel bereits vorbei war, hatten sich Erzherzog und Erzherzogin bereits zurückgezogen. Es begann zu schneien.
D ort sind die Alpen, Ja, dort sind sie, aber man sieht sie kaum. Sanft fällt der Schnee herab, wie federleichte Wattebäusche, doch die Sanftheit ist trügerisch, das kann uns unser Elefant bestätigen, auf dessen Rücken sich eine immer deutlichere Eisschicht bildet, die dem Mahut bereits hätte auffallen müssen, wäre da nicht der Umstand gewesen, dass er aus heißen Gegenden stammt, wo diese Art von Winter nicht einmal in der Phantasie vorstellbar ist. Natürlich dürfte es auch im alten Indien, dort oben im Norden, an Bergen und dem dazugehörigen Schnee nicht mangeln, aber Subhro oder neuerdings Fritz hat nie die Mittel besessen, um zu seinem Privatvergnügen in der Weltgeschichte herumzureisen. Seine einzige Erfahrung mit Schnee machte er in Lissabon, wenige Wochen nach seiner Ankunft aus Goa, als er in einer kalten Nacht einen weißen atmosphärischen Staub vom Himmel herabrieseln sah wie Mehl, das durch ein Sieb fällt, welcher, kaum dass er den Boden berührte, wieder zerging. Doch das war nichts gegen diese weiße Unendlichkeit, die er nun, so weit das Auge reichte, vor sich hatte. Die Wattebäuschchen hatten sich innerhalb kürzester Zeit in große, schwere, vom Wind getriebene Flocken verwandelt, die dem Mahut unentwegt wie Ohrfeigen ins Gesicht peitschten. In seinen Mantel gewickelt aufSolimans Nacken sitzend, verspürte Fritz keine übermäßige Kälte, doch die unaufhörlichen Peitschenhiebe im Gesicht beunruhigten ihn und kamen ihm wie eine gefährliche Bedrohung vor. Man hatte ihm gesagt, von Trient bis Bozen sei es praktisch ein Spaziergang, nur ungefähr zehn Leguas oder sogar noch weniger, ein Katzensprung also, doch nicht bei solch einem Wetter, wenn der Schnee Krallen zu haben und sämtliche Bewegungen einzuengen und zu verlangsamen scheint, selbst die eigene Atmung, als wäre er nicht bereit, den unvorsichtigen Wanderer von dannen ziehen zu lassen. Soliman, der sich trotz seiner naturgegebenen Kraft nur mühsam den steilen Weg bergauf schleppt, kann dies bestätigen. Wir wissen nicht, was er denkt, doch einer Sache können wir uns in diesen Alpen gewiss sein, er ist kein glücklicher Elefant. Gelegentlich reiten ein paar Kürassiere so gut es eben geht auf ihren erstarrten Tieren
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