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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Arzt ohne lange Vorrede. »Ich habe die Wunde gesäubert, aber es kann dauern, bis sie verheilt. Mit der Rippe solltest du auch ein bisschen vorsichtiger sein. Ein Knochenbruch ist kein Schnupfen. Zwei oder drei Monate wirst du noch deine Freude daran haben. Wer hat dich Möchtegern-Rambo eigentlich so zugerichtet?«
    »Schön, dich zu sehen, Kantemirow …«
    Wladlen zwinkerte ihm aufmunternd zu. Er wandte sich zur Eingangstür des Zimmers und winkte jemanden herbei.
    »Komm rein. Er ist schon aufgewacht.«
    Ein Zweimeter-Koloss mit gewaltigem Brustkorb und baumdicken Armen bückte sich unter dem Türstock und kam auf Taran zu. Unterwegs schnappte er sich einen Stuhl, der in seiner mächtigen Pranke wie ein Kinderspielzeug wirkte. Skeptisch betrachtete er die wackeligen Holzbeine, dann stellte er das Sitzmöbel zur Seite und setzte sich auf den Rand eines am Boden verschraubten Metalltischs.
    »Pachom? Was machst du denn hier?«, fragte der Söldner mit schmerzverzerrtem Gesicht – seine kaputte Rippe meldete sich zu Wort.
    »Da fragt er noch, der freche Hund!« Der Waffenhändler warf theatralisch die Arme in die Luft und wandte sich Unterstützung heischend an den Arzt. »Dabei habe ich diesen Schinder auf den Schultern getragen – vom hermetischen Tor der Majak bis hierher!«
    »Na hoffentlich hast du dich nicht überanstrengt«, stichelte Taran und befühlte seine dicke Rippenbandage. »Du hättest mich doch auch bei denen lassen können.«
    Zutiefst in seiner Ehre gekränkt, sah Pachom seinen alten Bekannten vorwurfsvoll an, und als der gar nicht daran dachte, sich zu entschuldigen, winkte er entrüstet ab.
    »Von wegen! Die Allianzler hatten eine Ausgangssperre verhängt und alle Fremden mit einem Tritt in den Hintern von ihrem Territorium verjagt. So. Dich wollten sie übrigens auch nicht in die Station lassen. Dein Glück, dass ich an der Majak zu tun hatte! Am hermetischen Tor war ein halber Volksauflauf, und wie ich schaue, sehe ich, dass du dort neben den Rolltreppen liegst! Was blieb mir übrig, als dich zu diesen Äskalopen zu schleppen?«
    »Äskulapen, wenn schon«, meckerte Wladlen.
    »Ist doch Jacke wie Hose, Metzger seid ihr so oder so allesamt.« Der Waffenhändler wandte sich wieder an den Stalker und grinste zufrieden. »Das kostet dich übrigens eine Runde – kleine Aufwandsentschädigung.«
    »Geht klar, Pachom. Du weißt ja, ich lass mich nicht lumpen.«
    Taran nickte dankbar und schloss die Augen. Er fühlte sich auf einmal erschöpft. Ein paar Dinge waren ihm noch nicht so ganz klar: Wer hatte ihm geholfen, bis zur Metro zu kommen? Oder war dieser unbekannte Retter nur ein Hirngespinst, und er hatte es aus eigener Kraft bis zum hermetischen Tor geschafft?
    »Weg da«, kommandierte Kantemirow und verscheuchte den Waffenhändler kurzerhand von seinem Platz. »Zum Quatschen habt ihr noch genug Zeit. So, Taran, jetzt hängen wir dich an die Glukose-Infusion, dann wirst du wieder wie neu!«
    Mit routinierter Geschicklichkeit trieb der Arzt die Kanüle in die Vene.
    »Ich habe übrigens auch Neuigkeiten«, sagte Wladlen und zwinkerte verschwörerisch. »Dein Junge war hier … Ruhig halten! Es ist alles in Ordnung mit ihm. Du hattest mir das mit dem Sonderobjekt unter der Metro ja nicht geglaubt seinerzeit. Gleb dagegen war gleich Feuer und Flamme und ist es suchen gegangen.«
    »Was für ein Sonderobjekt denn?«, mischte sich Pachom ein und ließ von den bunten Reagenzgläsern im Regal ab, mit denen er gelangweilt herumgespielt hatte.
    »Ein geheimer Komplex tief unter der Erde. Für die Mächtigen dieser Welt. Es glaubt mir zwar niemand, aber ich weiß, dass es ihn gibt. Und bald werde ich auch wissen, wo er ist!«
    Der dösige Blick des Waffenhändlers wanderte von Wladlen zu Taran und wieder zurück. Dann fing er plötzlich grölend zu lachen an, was seine gewaltigen Lungen hergaben.
    Kantemirow wurde ein bisschen rot, ließ sich jedoch nicht weiter beeindrucken und machte sich an den Schläuchen der Infusion zu schaffen.
    »Ich erzähl’s dir später genauer«, sagte er zu Taran. »Unter vier Augen. Es gibt Leute hier, die haben eben keine Ahnung …«
    Pachom prustete abermals los. Erst als ihn Wladlens zorniger Blick traf, nahm er sich zusammen.
    »Na gut, alter Herumtreiber, dann gute Besserung! Ich gehe dann mal lieber, bevor dieser Märchenonkel hier neue Geschichten auftischt.«
    Die Tür fiel ins Schloss. Ohne Pachoms dominierende Präsenz war es auf einmal ganz still im OP . Nur

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