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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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alsbald. Nur sein mit Dornen bewehrter Schwanz zuckte noch kurz, als ob er ein Eigenleben führte.
    »Wie geht’s dir?«, fragte Dym den alten Mann und drehte ihn vorsichtig auf den Rücken.
    »Ging mir schon besser«, erwiderte Afanassi ächzend und rappelte sich auf. »Danke, Junge. Du kamst gerade noch rechtzeitig.« Angewidert betrachtete er das verendete Raubtier. »Was ist das denn für ein Vieh?!«
    »Weiß der Geier . A n der Oberfläche treibt sich alles mögliche Getier herum. Das kleine Monster da ist jedenfalls hinüber . A llerdings glaube ich nicht, dass es allein gekommen ist – bei dem gan zen Wirbel …«
    »Sehe ich genauso«, pflichtete ihm der Alte bei. »Wir müssen uns beeilen.«
    Draußen im Gang kamen sie am zerfleischten Leichnam des Gefängniswärters vorbei. Das Gewehr des Ärmsten war leergeschossen. Ärgerlich warf Dym die Waffe weg und folgte Afanassi über eine Treppe und durch einen Korridor zum Bahnsteig.
    Die Lichtsäulen etlicher Scheinwerfer schwenkten nervös durch die Halle. Über die Wände und die Decke huschten verschwommene Schatten. Überall blitzte Gewehrfeuer auf. Zwischen den Kadavern erschossener Mutanten lagen auch menschliche Körper . A n der Station tobte ein erbitterter Überlebenskampf.
    Gennadi schnappte sich ein herrenlos auf dem Boden liegendes Beil und trabte zur Bahnsteigmitte, wo sich der Großteil der Überlebenden versammelte. Mehrmals versuchten die flinken Bestien, den hünenhaften Mutanten anzugreifen, doch das Resultat war immer dasselbe: Unter seinen verheerenden Beilhieben zerplatzten ihre länglichen Schädel wie überreife Melonen.
    »Einen Kreis! Bildet einen Kreis!«
    Als die Babylonier die donnernde Bassstimme hörten, reckten sie die Köpfe und rieben sich verwundert die Augen, als sie den grünhäutigen Giganten sahen. Der stapfte seelenruhig über den Bahnsteig, als ginge ihn das ganze Chaos ringsum nichts an. Mit seiner dominanten Präsenz gelang es Dym, die panische Flucht und das ziellose Herumgeballere zu einem geordneten Rückzug zu kanalisieren.
    »Keine Hektik, Leute! Bildet zwei Reihen! Dichter zusammenrücken! Bringt Kisten und baut einen Verteidigungsring!«
    Die Seeleute, die noch nie im Leben eine Metrostation verteidigt hatten, begriffen ausgesprochen schnell, was der Mutant von ihnen wollte. Innerhalb weniger Minuten errichteten sie in der Mitte des Bahnsteigs eine Barrikade aus allem, was gerade greifbar war: Mobiliar, Container, Proviantkisten.
    Die Kämpfer brachten die Gewehre in Stellung, teilten die Sektoren auf und eröffneten das Feuer . A llmählich bekam die Sache Hand und Fuß. Beim Versuch, an die Feuer speienden Zweibeiner heranzukommen, wurden die grauhäutigen Bestien systematisch niedergemäht.
    Der Strom der heranstürmenden Monster wollte jedoch kein Ende nehmen . A ls Ersatz für die von Kugeln durchsiebten Raubtiere tauchten immer neue aus der Dunkelheit und stürzten sich ins Sperrfeuer der Maschinengewehre.
    Dym schleppte gerade Munitionskisten zur Verteidigungslinie, als ihn ein graubärtiger Kapitän ansprach.
    »He, Fremder! Wie ich sehe, hat dich Afanassi schon rausgelassen. Gut so. Ich hab einen Job für dich. Nimm dir eine Knarre und schließ dich den anderen an.« Mit einer Kopfbewegung deutete der alte Seemann auf ein Grüppchen grimmiger Kämpfer, die sich waffenrasselnd für einen Ausfall bereit machten. »Wir müssen den Kontrollposten raushauen, sonst nimmt dieser Tierpark hier nie ein Ende!«
    Gennadi warf einen skeptischen Blick auf das traurige Häuflein, das man aus den überlebenden Seeleuten rekrutiert hatte . A ls erfahrene Kämpfer gingen höchsten zwei von ihnen durch. Die Übrigen zeigten sich zwar wild entschlossen, doch ihre Waffen hielten sie wie Tennisschläger. Der Anführer war ein groß gewachsener Typ, der eine schmutzige schusssichere Weste trug. Dem gestreiften Matrosenhemd unter seiner Windjacke nach zu schließen, handelte es sich um einen ehemaligen Marineinfanteristen. Mit zackigen Kommandos hatte er es immerhin geschafft, aus dem Freiwilligenhaufen so eine Art Sturmtrupp zu formen.
    »Übernimm die linke Flanke und renn nicht mit dem Kopf durch die Wand«, rief er Gennadi zu und wandte sich dann an die Übrigen. »Es geht los! Unser Ziel ist der südliche Kontrollposten neben dem Lüftungsschacht. Es könnte sein, dass es dort noch Überlebende gibt. Das weitere Vorgehen entscheiden wir vor Ort. Vorwärts, Männer. Gott schütze euch!«
    Der Verteidigungsring öffnete

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