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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Zeit in der Station gestanden? Geh sofort zu Taran. Sag ihm, dass Gleb …«
    »Der ist schon weg.«
    »Wer? Der Handelstross oder Taran?«
    »Beide . A ber machen Sie sich keine Sorgen, Viktor Saweljewitsch. Der Stalker geht ja nicht verloren. Der Handelstross ist doch viel schneller unterwegs und wird ihn bis zur Technoloschka längst eingeholt haben.«
    Diesmal blieb er länger als sonst bei Bewusstsein. Dafür waren die Muskelkrämpfe so schlimm, dass er kaum Luft bekam . A nstatt eines Schreis brachte er nur ein kaum hörbares Röcheln heraus.
    In seinem Blickfeld lag ein Gleisabschnitt, der fast völlig in der Dunkelheit des Tunnels versank – seine Taschenlampe war beim Sturz zu Bruch gegangen. Doch auf der metallischen Oberfläche der Gleise tanzte der Schein eines fernen Lichts. Dazu Geräusche: Räderklopfen auf Schienenstößen und das gleichmäßige Schnurren eines Motors – eine Draisine näherte sich.
    Glücklicherweise hatte der Stalker noch rechtzeitig einen Seitengang gefunden, in dem er sich für die Dauer des Anfalls verbergen konnte. Ein Albtraum, hilflos mitten im Tunnel zu liegen. Taran biss vor Schmerz die Zähne zusammen und ließ die Kreuzung nicht aus den Augen.
    Kurz darauf erreichte die Draisine den Seitengang. Das Scheinwerferlicht wurde von einem Streckenschild im Tunnel reflektiert und fiel für einen kurzen Augenblick auf die Gesichter der Passagiere. Gleb! Und neben ihm anscheinend dieses Mädchen aus Eden. Das Gesicht hatte er schon mal gesehen. War das nicht die schmutzige Göre, der irgendein Unhold an der Sennaja damals die Tasche entreißen wollte? Sie hatte sich noch für die Hilfe bedankt. Die Welt ist klein …
    Die Draisine fuhr vorbei, und der Tunnel versank abermals in Finsternis. Jetzt aufspringen, winken, irgendwie auf sich aufmerksam machen … Keine Chance. Sein schwächlicher Ruf verhallte ungehört im Schlund der alten Röhre.
    Schon zum zweiten Mal hatten sich heute seine und Glebs Wege gekreuzt . A ber nur um sich sofort wieder zu trennen. Was war das? Chronisches Pech? Eine Verschwörung höherer Mächte? Oder, im Gegenteil, eine glückliche Fügung?
    Die Metro, diese heimtückische alte Hexe, ist nur den Starken gewogen. Wenn du in Selbstzweifel verfällst, wittert sie das sofort und lässt dich gnadenlos in irgendein Unheil laufen.
    Er durfte also auf keinen Fall den Kopf hängen lassen. Es war eben noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen. Noch nicht …
    Der Stalker verlor das Bewusstsein. Kraftlos sank sein Kopf auf den kalten Beton.

17
    WEG INS NIRGENDWO
    »Rutscht mir doch den Buckel runter, verdammte Fanatiker! …«
    Die Vorstellung, sich von der gemütlichen, mit warmen Wildschweinfellen bezogenen Couch zu erheben, war schlichtweg absurd . A n Aufstehen war überhaupt nicht zu denken. Er brachte ja noch nicht einmal die Augen auf.
    Doch das penetrante Klopfen an der Tür wollte einfach nicht aufhören. Es zerrte an den Nerven und bohrte sich ins Bewusstsein, das in einem Dämmerzustand zwischen Schlafen und Wachen lag.
    Pachom gab auf und wälzte sich von seiner Schlafstatt. Er trank einen Schluck modrigen Wassers aus der Kanne und schlappte zur Tür. Das Klopfen hatte sich zu einem blindwütigen Gehämmer ausgewachsen. Die ganze Bretterwand bebte unter den Schlägen. Fehlte nicht mehr viel, dass die ganze Hütte zusammenkrachte.
    »Na warte, jetzt werd ich aber mal bei dir anklopfen …«
    Der Händler malte sich bereits in den schönsten Farben aus, wie er seine mächtige Faust mitten in die freche aufgeklärt-kommunistische Visage rammt. Doch als er öffnete, stand in der Tür keineswegs ein Aufseher der »Roten«, die ständig in seinem Waffenlager aufkreuzten, sondern der Söldner Taran höchstpersönlich – grimmig, müde und mit eingefallenem Gesicht.
    »Du siehst beschissen aus«, konstatierte Pachom anstelle einer Begrüßung und ließ seinen Freund herein.
    »Das sagt der Richtige. Schau dich doch selber an. Gab’s was zu feiern gestern?«
    »Ach nö …«, winkte der Waffenhändler ab. »Ich hab einfach ein bisschen Stress abgebaut. Schade, dass du nicht früher gekommen bist. Zu zweit wär’s lustiger gewesen.«
    »War Gleb zufällig hier?«
    Pachom schüttelte den Kopf . A bermals trank er gierig aus der Kanne und wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab. Dann plumpste er auf seine geliebte Couch.
    »Was führt dich her? Kommst du geschäftlich oder nur zum Quatschen? Der Herr Doktor hatte doch gesagt, dass er dich mindestens eine

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