Die Reise in die Dunkelheit
Stalker durch den Tunnel in Richtung Swjosdnaja zurückging, trieben ihn immer noch die Enthüllungen seines Freundes um. Pachom war also keineswegs so unbedarft, wie er sich immer geriert hatte. Was verband ihn mit Eden? Warum hatte er diese Verbindung seinem alten Bekannten so lange verschwiegen? Das alles würde sich demnächst aufklären.
Doch zuvor stand noch etwas anderes an: Die unsichtbaren Beobachter aus der geheimen Stadt mussten in die Irre geführt werden. Laut Pachoms Informationen war irgendwo hier am Füllort eine Überwachungskamera versteckt. Diese Bastarde sollten glauben, dass Taran die Stollen verlassen hat. Die Chancen, unbemerkt nach Eden vorzudringen, stiegen dadurch erheblich. Jedenfalls hatte der Waffenhändler das behauptet. Und es machte auch durchaus Sinn. Denn die Bewohner der geheimen Stadt waren gewiss darüber im Bilde, dass der Söldner auf der Suche nach den Hintermännern des Terroranschlags war.
An den mit Brettern verkleideten Wänden des handgegrabenen Tunnels fielen dem Stalker keinerlei Überwachungsgeräte auf. Den Eingang in einen Parallelschacht fand er genau an der Stelle, die ihm Pachom beschrieben hatte.
Nachdem er den schmalen Gang durchquert hatte, kam er wieder in der Hauptröhre des Roten Wegs heraus und bemerkte sofort den verbrannten Geruch. Hinter der nächsten Biegung sah er im Dunst von Rauchschwaden den Widerschein eines lodernden Feuers. Der Stalker setzte die Gasmaske auf und rannte auf den Brandherd zu. Dabei hob er instinktiv die Arme, um sich vor der sengenden Hitze zu schützen. Die Dienstbaracke der »Roten« brannte.
Aus der in Flammen stehenden Hütte lief schreiend ein halb nackter Mann heraus. Der Brand hatte ihn offenbar im Schlaf überrascht. Taran warf ihn auf den Boden und löschte die Flammen an seinem Rücken.
»Ist da noch jemand drin?«
Der Ärmste schüttelte den Kopf. Der Schrecken stand ihm ins Gesicht geschrieben.
In den Rauchschwaden vor der brennenden Hütte hielt der Stalker Ausschau nach Pachoms imposanter Gestalt. Wo war er bloß abgeblieben? Was war hier eigentlich passiert? Der Teil der Baracke, in dem der Waffenhändler hauste, war bereits hinter einer brüllenden Feuerwand verschwunden. Er konnte ja wohl schlecht drinnen geblieben sein?!
Taran ging um das Gebäude herum und hoffte, seinen Freund unversehrt am Eingang ins Waffenlager zu finden. Endlich tauchte eine nebelhafte Silhouette vor ihm auf.
»Pachom, ich bin’s! Was zum Henker ist hier los?!«
Anstatt zu antworten, drehte sich die riesenhafte Gestalt nach dem Söldner um. In der Hand des Kolosses tauchte der schmerzlich bekannte Stutzen des Flammenwerfers auf.
Verflucht! Schon wieder dieser Typ in der Rüstung! Wo kam der schon wieder her?
Taran drückte sich hinter einen Wandvorsprung und verbarg den Kopf unter dem Jackenkragen. Die Feuerwalze schoss durch den Tunnel, züngelte über die Wände und verebbte rasch wieder. Zurück blieben dampfende Streifen verbrannter Erde.
»Daneben!«, höhnte Taran.
Sein Sturmgewehr hämmerte los und spuckte eine Salve todbringenden Bleis. Der Vernichter wurde durchgerüttelt, als die Kugeln gegen seinen Panzer hämmerten. Er flüchtete aus der Schusslinie und zückte erneut den Schlauch des Flammenwerfers. Doch anstelle eines neuen Feuerstrahls puffte nur ein jämmerliches Wölkchen aus der Düse. Offenbar war das Treibgas im Tank versiegt.
»Jetzt bist du fällig, Bastard!«
Der Stalker sprang aus seiner Deckung, zielte und feuerte. Eine Kugel nach der anderen traf ins Ziel. Der Helm des Unbekannten dröhnte wie ein Gong.
»Na, wie gefällt dir das, du Mistkerl?! He, wo willst du hin?«
Der schwankende Gigant drehte sich schwerfällig um und stampfte in die Finsternis des Tunnels davon.
»Pachom!« Der Söldner lief zur Hütte, doch die sengende Hitze stoppte ihn an der Schwelle. »Pachom!!«
Keine Antwort … Die hölzerne Behausung brannte wie Zunder. In dieser Feuerhölle hatte auch ein zäher Bursche wie der Waffenhändler keine Überlebenschance. Spätestens jetzt, als die Bretterbude krachend in sich zusammenfiel, gab es keinerlei Hoffnung mehr.
Es dauerte wertvolle Sekunden, bis der Stalker im Qualm den Ausgang in den Tunnel fand. Dort angekommen, zog er sich die klebrige, verschwitzte Gasmaske vom Kopf.
»Jetzt reicht’s«, murmelte Taran, während er ein neues Magazin einlegte. »Die Spielchen sind jetzt vorbei, Robocop, verdammter …«
Der Söldner befestigte seine Stirnlampe am Kopf und nahm durch
Weitere Kostenlose Bücher