Die Reise in die Dunkelheit
Augen zu. Bumm … Bumm … Bumm … Jeder Schritt des Riesen hallte wie ein Donner im Kopf wider und befeuerte die Angst. Das Knarzen der Panzerplatten ließ das Blut in den Adern gefrieren.
Als das Getöse, das den Gang des Schwarzen Vernichters begleitete, seinen Höhepunkt erreicht hatte, brach es auf einmal ab. In der plötzlichen Grabesstille hörte Gleb nur noch seinen eigenen, stockenden Atem. Die Zeit schien stehen zu bleiben. War er weg? Ein verzweifelter Gedanke zwischen Hoffen und Bangen.
Der Junge ertrug die Ungewissheit nicht länger und öffnete einen Spaltbreit die Augen. Sein Blick fiel auf gigantische Stiefel aus Stahl und glitt an der gepanzerten Gestalt empor … Der Kopf des Schwarzen Vernichters war auf ihn gerichtet. Wegen des geschlossenen Helms konnte Gleb seine Augen nicht sehen, doch er war sich sicher, dass sie ihn anstarrten.
Der Junge verharrte. Irgendetwas in ihm sträubte sich, feige wegzuschauen. Wie ein riesiger Fels baute sich der Schwarze Vernichter vor ihm auf und schien direkt in seine Seele zu blicken. Glebs Nerven waren zum Bersten gespannt, und die Sekunden dehnten sich zur Ewigkeit.
Neben sich hörte der Junge ein hysterisches Schluchzen. Die Frau mit dem Strickzeug hielt es nicht mehr aus und begann langsam davonzukriechen.
Wer weiß, wie diese Geduldsprobe ausgegangen wäre, wenn es an der Treppe zum Maschinenraum nicht plötzlich Krawall gegeben hätte. Dort drüben stauchte ein untersetztes Männchen mit einem uralten Aktenkoffer fluchend und gestikulierend die Stationsmechaniker zusammen . A bgetragener Rautenpullover, riesige Brille … Gleb kannte den Mann. Es war Pantelej Gromow, der Administrator der Sennaja . Hin und wieder verließ er sein gemütliches Büro an der Heimatstation, um nützliche Handelsbeziehungen zu pflegen.
Ein örtlicher Funktionär folgte dem tobenden Pantelej auf den Bahnsteig und redete verzweifelt auf ihn ein, doch als er den gepanzerten Riesen bemerkte, verstummte er schlagartig und zog sich schnurstracks in die Technikräume zurück.
Endlich erwachte der Schwarze Vernichter aus seiner Erstarrung und wandte sich dem Lärm zu . A ls er Pantelej erblickte, verharrte er wie ein Jagdhund, der Witterung aufgenommen hatte, und stampfte dann entschlossen auf den Administrator zu . A ls er ihn fast erreicht hatte, zog er unter seinem Panzer ein undefinierbares Gerät hervor. Es ähnelte einer Pistole, nur dass anstelle der Zielvorrichtung ein kleiner Bildschirm montiert war.
Sosehr sich Gleb auch mühte, er konnte das seltsame Ding aus seiner Warte nicht genau identifizieren geschweige denn erkennen, was sich auf dem Bildschirm abspielte.
Doch der Vernichter hatte offenkundig genug gesehen. Er steckte den Detektor unter den Panzer zurück und packte Pantelej mit seiner Pranke am Kragen seines zerschlissenen Pullovers. Der perplexe Administrator schnappte nach Luft und rollte ungläubig mit den Augen, während der Gigant ihn quer über den Bahnsteig zum improvisierten Hauptplatz in der Mitte schleifte.
Nach einer äußerst unsanften Landung auf dem Betonboden schrie der Administrator empört auf und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Das Unterfangen fand ein abruptes Ende, als sich ein stählerner Stiefel in seine Magengrube bohrte. Nach dem brutalen Tritt krümmte sich Pantelej in Embryopose.
Niemand unternahm etwas . A uch die Kämpfer der Patrouille wagten es nicht einzugreifen, als eine brüllende Feuerzunge aus der Düse des Flammenwerfers schoss. Wo zuvor noch eine menschliche Gestalt gezappelt hatte, loderte nun ein flammendes Inferno. Schwarze Rauchwolken stiegen empor und ballten sich unter der gewölbten Decke.
Die Siedler, die unfreiwillig Zeugen der grausamen Hinrichtung wurden, wandten sich schockiert ab. Einigen besonders Sensiblen gingen völlig die Nerven durch. Sie schrien hysterisch und stürmten zu den Eingängen der Tunnel.
»Stehen bleiben!«, gellte die machtvolle Stimme des Chefs der Stationswache. »Zurück! Ruhe bewahren!«
Am Kontrollposten entstand ein bedenkliches Gedränge. Nur mit Mühe schafften es die Soldaten, die in Panik geratene Menge zurückzuhalten. Niemand wollte Gromows Schicksal teilen. Es schien nur eine Frage der Zeit, wann der Druck des Menschenstroms die Sperre durchbrechen würde.
Doch als sich die Gestalt des Schwarzen Vernichters in entgegengesetzter Richtung entfernte, gewannen die Bewohner der Tschernyschewskaja rasch ihre Fassung zurück. Der Tumult ging genauso schnell zu Ende,
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