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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Wir hören auch so, wenn sich jemand im Tunnel rührt.« Kondor warf einen Blick auf die junge Frau und wandte sich flüsternd an Ksiwa. »Sag du mir lieber mal, warum du zum Teufel die Granate geworfen hast?!«
    »Mann, die haben ihn aufgefressen! Ich war einfach so wütend! Ich dachte, so zahle ich es ihnen wenigstens heim.«
    »Du dachtest?«, unterbrach ihn der Kommandeur. »Du hast überhaupt nicht gedacht, verdammt! Was, wenn du ihn mit der Explosion erledigt hast?«

    Ksiwa verstummte verblüfft. Die Anschuldigung überrumpelte ihn.
    »Denkst du etwa, ich habe ihn …«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Du musst zuerst deinen Kopf einschalten, und danach die Reflexe! Merk dir, Ksiwa: Noch so ein Fehltritt, und ich reiße dich in Stücke! Ich brauche ein Team, keine Psychopathen, die um sich ballern!«
    Gleb nahm den Streit der Stalker kaum noch wahr. Die Gedanken bewegten sich nur träge in seinem Kopf. Die nervliche Anspannung des vergangenen Tages machte sich nun bemerkbar. Ungeschickt versuchte er sich umzudrehen und stieß dabei mit dem Fuß gegen einen Teebecher. Die dampfende Flüssigkeit schwappte auf den Boden. Ksiwa schaute jedoch nur flüchtig hin und winkte beruhigend ab. Der Junge atmete erleichtert auf.
    »Diese Prüfungen sind uns von oben gesandt.« Bruder Ischkari fing erneut mit seiner Leier an. »Durch Entbehrungen und Not erlangen nur die Starken Erlösung, die Schwachen aber und die Verirrten werden in Sünde und Totschlag versinken.«
    »Wovon faselst du, Sektierer?« Ksiwa starrte Ischkari herausfordernd an. »Spielst du etwa auf mich an? Was für Sünden meinst du?«
    »Wer im Geist schwach ist, ist auch schwach im Verstand. Seine Taten wirken sich wie nichts anderes auf das Schicksal seiner Nächsten aus.« Der Sektierer fuhr mit seiner Botschaft fort, ohne den Anfeindungen des Kämpfers Beachtung zu schenken. »Den Rubikon werden die Würdigen überschreiten, auf die anderen aber warten
Verdammnis und Verwesung … Verwesung und Vergessen. «
    Dieses Mal versuchte niemand mehr, den wahnsinnigen Diener des »Exodus« zu beschwichtigen. Ihnen fehlte die Kraft dazu. Seine monotone, betäubende Stimme ließ Gleb vollends erschlaffen. Seine Augenlider wurden immer schwerer. Der Kocher erlosch, aber niemand rührte sich. Die kleine Kammer versank in völliger Dunkelheit. Der Sektierer hörte auf, vor sich hin zu murmeln, und seufzte tief. Hinter der Tür war das leise Heulen des Luftzugs im Tunnel zu hören. Für einen Moment schien es Gleb, dass in dem Rascheln des Laubs, das der Wind über den Asphalt trieb, sich Worte bildeten, Sätze. Dieses kaum wahrnehmbare, unverständliche Flüstern bedrückte ihn, ließ ihn nicht nüchtern denken. Wie aus der Ferne hörte er Ksiwas Stimme: »Ich bin an allem schuld. Ich allein. Ich war neidisch auf den Belgier. Hab immerzu sein Gewehr gelobt. Ich hab ihm gesagt, was brauchst du noch deine Kalaschnikow, mit einer solchen Kanone in der Hand? Und er hat drauf gehört. Hat sie weggeworfen.«
    »Rede dir nichts ein«, mischte sich Kondor ein. »Das war seine Entscheidung. Jeder macht mal Fehler.«
    »Nein, nein …« Die Worte des Kommandeurs hatten Ksiwa nicht überzeugt. »Dass Okun draufgegangen ist, liegt auch an mir. Ich hab ihn doch immer aufgezogen. Arm wie eine Kirchenmaus, hab ich gesagt, und will sich dann noch ne Familie zulegen. Er hat immer nur gelacht, aber es wohl doch in sich reingefressen. Deshalb wollte er auch damals was für sich rausschlagen. Ischkari hat Recht. Worte haben eine große Macht.«

    »Blödsinn«, warf Kondor kaum vernehmbar ein. Dann gähnte er und drehte sich auf die andere Seite. Für mehr reichte es nicht: Der Stalker schlief ein.
    Gleb regte sich nicht, um auf keine Weise Ksiwas Aufmerksamkeit zu erregen. Nicht, weil er Angst vor dem impulsiven Kämpfer hatte, nein: Er wollte einfach nicht als einziger Gesprächspartner für ihn übrig bleiben. Irgendwo an der gegenüberliegenden Wand schnaufte Ksiwa, dann stockte plötzlich sein Atem, und Stiefelsohlen schlurften über den Boden.
    »He? Wer ist dort? Wieso … Ich wusste es nicht! Wollte es nicht!«
    Der Junge lauschte im Halbschlaf. Ksiwa flüsterte fiebrig mit jemandem, jagte diesen immer wieder fort. Der arme Teufel war scheinbar vollkommen übergeschnappt.
    Gleb hatte nicht mehr die Kraft, über Ksiwas Worte nachzugrübeln – er selbst konnte kaum noch klar denken. Als er das gleichmäßige Atmen der Stalker vernahm, ergab auch er sich der Woge, die sie

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