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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Geigerzähler in jede Ecke und nahm dann mit Genugtuung die Atemmaske ab. Nata kramte in ihrem Rucksack herum und fischte eine Packung Zwieback und Konserven heraus.
    »Nata, du bist ein Miststück.« Ksiwa fuhr sich vorsichtig mit der Zunge über das geschwollene Zahnfleisch. »Du hast mir einen Zahn ausgeschlagen.«
    »Schade, dass es nicht alle waren«, entgegnete sie bissig. »Das nächste Mal denkst du zuerst, bevor du den Mund aufreißt.«

    Als Gleb bemerkte, wie sich der Tadschike mit dem Schutzanzug abmühte, lief er zu ihm und half ihm, den widerspenstigen, gummierten Stoff abzustreifen. Währenddessen breitete die junge Frau auf dem Boden eine kleine Apotheke aus.
    »Vorsichtig … So ist’s gut. Was haben wir hier?« Nata nahm die blutgetränkte Binde ab und untersuchte den Rücken des Tadschiken. »Sieht gar nicht so schlecht aus. Der Schorf ist schon fast trocken. Die Wunden haben sich kaum entzündet. Du hast Glück gehabt, Farid.«
    Der Tadschike lächelte und zwinkerte Gleb zu. Nata gab ihm eine Tetanusspritze, rollte ihren Schlafsack auf, schlüpfte hinein und drehte sich zur Wand. Keiner hatte Lust auf ein Gespräch. Unterwegs hatten sie andere Dinge im Kopf gehabt – der Marsch hatte all ihre Konzentration gefordert –, nun aber musste jeder an Dyms Tod denken.
    Als Kondor und Schaman von ihrer Erkundungstour zurückkamen, trafen sie die Gruppe in dieser mürrischen und schweigsamen Stimmung an. Der Wegführer hatte ihre Schritte in dem hallenden Tunnel gehört, war ihnen entgegengegangen und hatte sie zu der kleinen Kammer geführt. Taran und Kondor berieten sich und versperrten den Ausgang dann mit einem schweren Transformator.
    »Alles leer.« Der Mechaniker hatte die stumme Frage in dem Blick seines Freundes gelesen und setzte sich zu Farid. »Nirgends eine Menschenseele. Sogar die Ratten haben sich versteckt.«
    Die Stalker verstummten und blickten starr vor sich hin. Die Flamme im Kocher loderte auf. Der Tadschike machte sich an dem Geschirr zu schaffen, um Tee zu kochen.

    Kondor erkundigte sich: »Wie geht’s dir, Farid?«
    »Wird schon heilen, Chef. Schade um den Schutzanzug! Der Schaitan hat ihn mir kaputt gemacht. Der muss genäht werden.«
    »Wir werden ihn schon flicken. Und dich auch, keine Angst. Bis zur Hochzeit ist alles wieder gut! Hast du denn jemanden ins Auge gefasst?«
    Verlegen klapperte der Tadschike mit den Bechern und lächelte verträumt. »Ja. Sobald wir von dieser Expedition zurückkommen, werde ich sie heiraten.«
    » Falls wir zurückkommen.« Ksiwa nahm seinen Becher Tee in Empfang, versuchte einen Schluck, verbrühte sich jedoch fast die Lippen. »Irgendwie glaube ich noch nicht so recht daran.«
    »Schluss mit der Unkerei!«, herrschte Kondor ihn an. »Wir sind bis hierher gekommen, also können wir auch weiter. Wir müssen nur diese Signalgeber finden.«
    »Nicht jedem ist es vergönnt, das Licht der Arche zu erblicken. Nur den Auserwählten wird sich der Weg in das Gelobte Land öffnen …«
    Gleb fuhr auf, als er diese beunruhigenden Worte hörte, aber der Sektierer war schon wieder verstummt. Offensichtlich hatte die außergewöhnliche Situation auch ihn beeindruckt.
    »Nata, komm, lass uns Tee trinken.« Kondor erstarrte mit dem ausgestreckten Becher in der Hand.
    »Lass sie schlafen, Chef. Sie muss sich ausruhen.«
    Kondor reichte Ischkari den Becher. Der saß da, die Knie umfasst, mit vor Kälte zuckenden Schultern, schüttelte aber nur den Kopf.

    »Trink, du komischer Heiliger. Du musst dich aufwärmen und Kräfte sammeln. Von der ganzen Lauferei musst du doch fix und fertig sein … Trink, sage ich. Das ist ein Befehl.«
    Der Sektierer nahm unwillig einen Schluck von dem heißen Gebräu. In der zunehmenden Dunkelheit trat erneut eine dumpfe Stille ein. Ein Gespräch wollte sich nicht ergeben. Nur von Nata war von Zeit zu Zeit ein leises Schluchzen zu hören. Die junge Frau weinte offenbar im Schlaf.
    »Dieser Ort hier ist böse. Nichts als Verderben und Gefahr«, sagte Ksiwa schließlich. Er überlegte kurz und zog aus einer Brusttasche einen Flachmann. »Egal. Wodka spült die Strahlung raus und hebt die Stimmung.«
    »Lass das sein«, fuhr Kondor ihn an. »Steck die Flasche weg. Oder besser, gib sie … dem Welpen. Bei ihm ist sie sicherer. «
    Ksiwa runzelte die Stirn, fügte sich aber dem Befehl und reichte dem Jungen den Flachmann. Verärgert spuckte er aus und hüllte sich in seine Windjacke ein.
    »Wir sollten eine Wache aufstellen.«
    »Wozu?

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