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Die Reise Nach Helsinki

Die Reise Nach Helsinki

Titel: Die Reise Nach Helsinki Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gibiec
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Salander.«
    Schlipköter schlug die Hände vor das
Gesicht. »Wenn ich sie wenigstens davon hätte abhalten können, das
ist doch der größte Wahnsinn. Aber sie hatte so schreckliche Angst
vor der Polizei, irgendwann erfahren sie es und stellen mich bloß,
hat sie nach dem Mord zu mir gesagt, Sie hätten sie sehen müssen,
sie war vollkommen aufgelöst, und ich glaube, es war eine Art
Kurzschlussreaktion, dass sie mitgefahren ist.«
    Er schluchzte, Hugo verstand ihn
kaum noch und entschied, es für heute gut sein zu lassen. Er
ermahnte ihn, in Zukunft besser mit der Polizei zusammenzuarbeiten,
und versicherte, dass außer Kommissar Hohenstein niemand vom Inhalt
ihres Gespräches erfahren würde. Falls sich noch Fragen ergeben
würden, werde er noch einmal vorbeikommen, Schlipköter solle sich
möglichst nicht aus der Stadt entfernen. Der Kürschner nickte,
Tränen rannen in seinen Bart, als er den Sergeanten zur Tür
brachte.
    *
    »Und es passierte ganz
plötzlich?«
    Sie fuhren durch das endlose
norddeutsche Flachland, das Abteil war blau verqualmt, weil Anna
sich eine Zigarette nach der anderen anzündete. Linas Geständnis
erschütterte sie zutiefst, sie war rot und blass geworden, als Lina
es herausgestoßen hatte, sie schnappte nach Luft, rang die Hände
und konnte es kaum fassen. Die Affäre hatte zu der Zeit begonnen,
als sie nach Berlin gegangen war, deshalb hatte sie nichts davon
mitbekommen, und natürlich war sie eine plausible Erklärung für die
schlechte Stimmung zu Hause.
    »Eigentlich fing es schon an, als
ich bei euch gearbeitet habe. Etwas zuckte und blitzte immer
zwischen uns, wenn Pekka hereinkam, wir gerieten in eine Art
Verzückung, mir stieg das Blut in den Kopf, und ich war ganz außer
mir. Aber ich konnte damit gar nicht umgehen, es war mir eher
unangenehm, und auch Pekka hat mir später gesagt, dass die
Heftigkeit ihn erschreckt hat. Ich glaube, dass es sogar einer der
Hauptgründe war, weshalb ich damals gegangen bin, es machte mir
Angst und erschien mir gefährlich.«
    Lina war nach Köln gegangen, hatte
sich dort wieder eine Stelle als Verkäuferin gesucht und sich einer
Frauengruppe angeschlossen. Einige Jahre später begann sie ein
Verhältnis mit einem jungen Rechtsassessor, der sehr verliebt
schien. Er verließ sie jedoch, nachdem seine Eltern eine Heirat mit
einer vermögenden jungen Frau aus gutem Hause arrangiert hatten,
die ihm auch den Weg zu einer glänzenden Karriere öffnete. Lina war
tief verletzt, gleichzeitig wurde ihre Mutter krank und brauchte
ihre Unterstützung. So ging sie zurück und lebte sich in Elberfeld
wieder gut ein. Die Kölner Erfahrung trat in den Hintergrund, sie
war ganz zufrieden und hatte sich mit ihrem Leben arrangiert, als
sie zufällig in der Schwebebahn Pekka wiedertraf.
    »Es war so ähnlich wie unser
Wiedersehen, Anna, er sprach mich beim Aussteigen an und lud mich
in ein kleines Cafe an der Hardt ein. Es hat sofort gefunkt, wir
mussten die ganze Zeit lachen und redeten ununterbrochen, es war
eine Vertrautheit da, als hätten wir uns nie aus den Augen
verloren. Es war wie eine Naturgewalt, wir konnten uns dem nicht
entziehen, ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst.«
    Dieses Luder. Louises düstere Stimme, sie musste es gewusst
haben.
    »Ich hatte natürlich immer Angst vor
Entdeckung, ich hätte Hedwig ja wegen dieses verdammten
Kuppeleiparagraphen ins Gefängnis bringen können, wenn uns jemand
denunziert hätte. Außerdem wäre ich mit Sicherheit meine Stelle
losgeworden, und auch für Pekka wäre es eine Katastrophe gewesen.
Zum Glück stand Hedwigs Haus so einsam, dass er sich immer
unbemerkt hereinschleichen konnte. Ob Onkel Elias etwas geahnt hat,
als er uns eines Tages überraschte, weiß ich nicht. Er hat gesagt,
es sei reiner Zufall gewesen, aber so ganz kann ich das nicht
glauben. Kurz danach kam ein Brief, anonym, ohne Absender. Darin
stand, es sei bekannt, dass ich eine Ehebrecherin sei und dass man
das meiner Arbeitgeberin mitteilen werde. Lassen Sie Herrn Salander
in Ruhe, stand da mit drei Ausrufungszeichen. Ich habe geglaubt, es
sei die Schrift deiner Mutter, die kannte ich ja aus der Zeit, in
der ich bei euch gearbeitet habe. Ich dachte, sie wisse es
vielleicht von Elias, aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher, weil
sie nichts davon der Polizei gesagt hat. Vielleicht kam der Brief
ja auch aus der Nachbarschaft oder von einem der Angestellten. Ich
warf ihn fort, erzählte Pekka allerdings davon. Ich sagte ihm, das
alles sei

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