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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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es dir gemütlich machen?«
    »Du misst mit den Maßstäben deiner Welt, Martin. Hier ticken die Uhren anders, wenn du verstehst, was ich meine.« Sie ging in Richtung Ausgang und er folgte ihr. Auf einem Steg, etwa zwei Meter breit und mit Holzbalken ausgelegt, marschierten sie weiter in die Stadt hinein. Die Häuserschlucht wurde immer enger und bald zeichnete sich ihr Ende ab. Bevor ihr Weg in die übereinander gestapelten Bauten führte, drehte sich Martin nochmal um und blickte zurück. Welch eine Stadt! Wie ein zerfurchter Ameisenhügel kam sie ihm vor. Was würde passieren, wenn die mechanischen Rebellen hier einfielen?
    Gerade wollte er Eliane fragen, wie sie von Stonehenge nach Orb kämen, da entdeckte er eine einzelne Person unter ihnen auf einer Terrasse. Es war eine Frau mit knallrot gefärbten Haaren, die unter einem Zylinderhut hervorquollen und im Wind ihr Gesicht umspielten. Eine Brille mit runden Gläsern saß auf ihrer Nase, die obligaten Goggles auf dem Zylinderhut. Sie trug ein violettes Korsett mit einem weißen Rüschenkragen unter einem braunen Cape, dazu einen kurzen weinroten Rock und verzierte Strümpfe. Ihre Füße steckten in schwarzen Schnürstiefeln mit hohen Absätzen. Das war doch…
    »Isabelle, meine Stiefmutter«, entfuhr es ihm. Dann murmelte er: »Das ist unmöglich.«
    »Deine Stiefmutter ist hier?«, fragte Eliane.
    »Ja, ein Irrtum ist ausgeschlossen. Diese Frau dort unten auf der Terrasse ist Isabelle. Was soll ich bloß tun. Soll ich mich bemerkbar machen?«
    »Lieber nicht, es könnten auch andere auf uns aufmerksam werden.
    »Ob sie vor den Mechanischen nach Stonehenge geflohen ist oder vielleicht gar gekommen ist, um mich zu suchen?«
    »Das werden wir versuchen herauszufinden. Die Terrasse dort unten ist kein öffentlich zugänglicher Ort. So, wie ich das sehe, gehört sie zu einem Hotel. Auf dem Schild am Geländer steht Dampfblick «
    »Können wir nicht gleich hinunter gehen und sie aufsuchen?«
    »Nein, zuerst brauchen wir ein sicheres Quartier.«
    Sie setzten ihren Weg fort, der sie ins Innere der Stadt führte. Scheinbar wahllos zog Eliane mit ihm durch verwinkelte Gassen, die durch unzählige Glühlampen erhellt wurden. Die Straßen waren von Läden gesäumt, die alle möglichen Waren anboten. Ihre Auslagen erinnerten Martin an die Oberstadt von Stahldorf. Dort hatte es ähnlich ausgesehen. Unauffällig spazierten sie in der Masse von Fußgängern mit. Niemand schenkte ihnen Beachtung, ob Mensch oder Mechanischer. Schließlich betrat Eliane durch eine unscheinbare hölzerne Tür eines der aneinandergebauten Gebäude. Nach welchen Kriterien sie den Eingang ausgewählt hatte, konnte Martin nicht erkennen. Vielleicht war sie schon einmal hier gewesen. Doch das Rätsel löste sich sofort. Es war ein Pub. Ein verwinkelter Raum mit niedriger Decke und vielen kleinen Nischen. Sie setzten sich in eine der Nischen an einen Tisch. Wie der Blitz kam ein mechanischer Kellner herbei gerollt.
    »Milady, mein Herr, was darf ich Ihnen bringen?«
    »Zweimal Eiskristall bitte«, antwortete Eliane. Als der Kellner gegangen war, sagte sie: »Keine Sorge, das ist ein gutes Bier.« Dann senkte sie ihre Stimme und flüsterte: »Die Pistolen, die ich von den beiden Männern eingesammelt habe, sind übrigens etwas Besonderes.«
    Martin schaute sie fragend an.
    »Du hast sicher bemerkt, dass sie nur halb so groß sind wie die kleinen Ætherpistolen der Piraten. Aber sie sind viel gefährlicher. Man nennt sie Nagler und sie verschießen winzige vergiftete Pfeile mittels Druckluft. Gleich, wo du getroffen wirst, du wirst sofort gelähmt und der Tod tritt innert Sekunden ein.«
    »Eine schreckliche Waffe, aber was willst du damit sagen?«
    »Es gibt nur eine einzige Organisation auf diesem Planeten, welche über derartige Waffen verfügt, und die kommt nicht aus Stonehenge.«
    »Eine Verbrecherorganisation?«
    »Nein, der Geheimdienst der Kaiserin von Orb.«
    Martin lief es kalt den Rücken hinunter. In welch düsteren Machenschaften waren sie hier geraten?
    »Wie kann das sein? Der Kurier ist doch auch ein Abgesandter der Kaiserin und sie haben sich gegen ihn gestellt. Offenbar verfolgen in Orb nicht alle die gleichen Ziele. Aber was ist mit uns? Wir wollen doch auch nach Orb. Geraten wir dort nicht in eine Schlangengrube?«
    »Gerade deswegen müssen wir so schnell wie möglich nach Orb. Es scheint eine Intrige in Gang zu sein, deren Ausmaß wir noch nicht überblicken können. Vielleicht

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