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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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wären.«
    Martin wollte protestieren, doch die Rothaarige kam ihm zuvor: »Der Geheimdienst der Kaiserin hat in Victoria keine Kompetenzen. Ich hoffe, Sie sind sich bewusst, dass Ihr Eindringen in die Räume der Stadtverwaltung und Ihr Handeln einen feindseligen Akt darstellen.« Dann wandte sie sich an die zierliche Frau hinter dem Schreibtisch und sagte: »Eleonore, bitte verständigen Sie die Stadtwache. Sie soll diese Herren festsetzen.«
    Der Herr mit dem Monokel räusperte sich.
    »Milady, die Stadtwache ist zurzeit nicht in der Lage einzugreifen, und ich möchte Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit bitten, sich wieder in Ihr Büro zurückzuziehen.« Und zu Martin gewandt sagte er: »Kommen Sie! Eine falsche Bewegung und Sie sind ein toter Mann.«
    Die beiden Schwarzgekleideten nahmen Martin in die Mitte und zielten mit den Naglern auf ihn. Bevor sie losmarschierten, griffen sie in seine Manteltaschen und behändigten die Nagler und die restlichen vier Granaten. Der ältere Herr mit dem Monokel drehte sich zu den beiden Frauen um und sagte:
    »Wie Sie sehen, trug dieser Verbrecher drei Pistolen und vier Granaten bei sich. Das sollte Ihnen zu denken geben. Bitte richten Sie dem Stadtverwalter meine besten Grüße aus.«
    »Ich bin die neue Stadtverwalterin«, sagte die rothaarige Dame im blauen Kleid.
    Der Mann mit dem Monokel lüftete seinen Zylinder und deutete in Richtung der rothaarigen Lady eine Verbeugung an.
    »Umso besser. Milady, es war mir eine Ehre, Sie kennengelernt zu haben.«
    Mit Martin in der Mitte, verließen sie das Büro durch eine zweiflügelige, gläserne Tür und stiegen rasch die angrenzende Treppe hinunter.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Martin. »Ich bin kein Pirat und das wissen Sie genau.«
    »Natürlich, aber Sie sind ein Risiko.«
    Durch eine unscheinbare Eisentür gelangten sie in einen Stollen, der so niedrig war, dass Martin den Kopf einziehen und seine Entführer ihre Hüte abnehmen mussten. Dann ging es über Treppen und durch ein Labyrinth von Korridoren zu einem Aufzug, der wohl noch aus der Gründerzeit der Stadt stammte. Das Absperrgitter war verrostet und der hölzerne Boden der Kabine abgewetzt. Der Lift setzte sich mit einem Knirschen in Bewegung, als wäre er schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb gewesen, und ihre Fahrt nach unten wurde von Ruckeln und Schleifgeräuschen begleitet. Es gab kein Licht in der Kabine und einer der Geheimdienstler betätigte eine Dynamohandlampe.
    »Ich habe nichts verbrochen«, versuchte es Martin nochmal. Doch keiner der drei antwortete darauf. Nach einer langen Fahrt im Aufzug gelangten sie in eine dunkle Kammer ohne Licht. Eine rostige Metalltür führte in ein Treppenhaus, in dem es auf schmalen Stufen in engen Windungen nach unten ging. Martin hatte schon ganz weiche Knie von der Treppe, als sie endlich durch eine weitere Metalltür in einen breiten Korridor gelangten mit dunkelblauen Wänden aus einem unbekannten Metall und hübschen Leuchtern, in denen elektrisches Licht brannte. Die drei Herren blickten misstrauisch nach links und rechts, doch es war niemand unterwegs.
    »Machen Sie keine unbedachte Bewegung, wenn uns jemand begegnen sollte. Es könnte Ihre letzte sein«, sagte der Herr mit dem Monokel. »Bleiben Sie ganz unauffällig.« Seine beiden Bewacher verdeckten die Nagler, die auf ihn gerichtet waren, mit Zeitungen.
    Es war das erste Mal auf Tiffany, dass Martin eine Zeitung sah. Nur zu gerne hätte er gelesen, was darin stand.
    Sie marschierten mit ihm in der Mitte nach links den Korridor entlang. Auf der rechten Seite tauchten in regelmäßigen Abständen mit Ornamenten verzierte Türen aus dunklem Holz auf. Sie waren alle vierstellig nummeriert. Der Korridor verlief nicht schnurgerade, manchmal ging es ein paar Treppenstufen hinunter, dann wieder hinauf, oder er bog nach links ab, um dann nach einer Weile wieder zurückzuschwenken, so als würde er einem Hindernis ausweichen. Als weiterhin niemand auftauchte, entspannten sich seine Entführer sichtbar.
    »Wir sind bald da«, erklärte der Herr mit dem Monokel. Er wirkte zufrieden.
    Doch kaum hatte er das gesagt, schwang eine der nummerierten Türen vor ihnen auf und vier Männer mit Schlapphüten und dunkelbraunen Mänteln stürmten in den Gang. Seine Begleiter stoben auseinander und ließen ihn in der Mitte des Korridors stehen. Sofort entbrannte eine wüste Schießerei. Alle Beteiligten feuerten ausschließlich mit Naglern und die winzigen Giftpfeile schwirrten in

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