Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)
werde es halten.«
»Du bist ein Idiot«, meinte sie nur, drehte sich um und stelzte ohne weitere Erklärung davon.
»Da verstehe einer die Frauen«, brummelte Martin und sah ihr nach, bis sie aus der Seitengasse verschwunden war. »Ich wette die kommt zurück … wenn sie nicht ein Schremp schnappt.« Doch was sollte er jetzt tun? Er hatte keine Ahnung, wo er einen Dampfkoffer herbekommen konnte. »Vielleicht weiß es der Mechanische im Laden«, sagte er sich und stieg wieder durch die aufgebrochene Tür. Der Roboter lag immer noch dort, wo sie ihn verlassen hatten. Martin hatte den Eindruck, die Lache der blauen Flüssigkeit, die aus seinem Kopf tropfte, sei größer geworden.
»Ich bin zurückgekommen, um dich etwas zu fragen, Mechanischer.«
»… IIIch dachte, ihr würdet nicht mehr wiederkommen. Die Hybride ist fort, nicht wahr? Sie will mir nicht helfen und meint, den Weg aus der Stadt selbst zu finden.«
»Sie wird wiederkommen«, wiegelte Martin ab, »Frauen sind manchmal recht seltsam. In der Zwischenzeit werde ich einen Methusalem für dich finden. Vielleicht kannst du mir einen Tipp geben und sagen, wo ich danach suchen muss?«
»… DDDu musst ein Außenweltler sein. Sonst wärst du mit ihr gegangen. Wenn wir Glück haben, findest du einen Dampfkoffer hier im Gebäude. Einen, den die Menschen übersehen haben, als sie die Stadt verließen.«
»Wo muss ich danach suchen?«
»… IIIch würde im Untergeschoss beginnen. Hinten im Geschäft führt eine Tür in ein Treppenhaus.«
»Gut, ich mache mich sofort auf den Weg.« Martin marschierte durch die Reihen der Regale in den hinteren Teil des Ladens, doch nach einigen Schritten stoppte er und ging nochmals zurück:
»Ich weiß aber nicht, wie so ein Methusalem aussieht?«
»… Wwwie ein großes Schneckenhaus auf Rädern. Damit der Mechanismus in Gang kommt, musst du die Feder auf der Seite aufziehen.«
»Er wird nicht überleben«, murmelte der Roboter zu sich selbst, als Martin weg war.
Die Metalltür war unverschlossen. Als Martin das Treppenhaus betrat und einen Blick über das Geländer warf, wurde ihm schwindlig. Das Gebäude musste über unzählige Untergeschosse verfügen. Er konnte das Ende der Treppe im schummrigen Licht der wenigen Glühbirnen nicht ausmachen. Wie sollte er in diesem dreidimensionalen Labyrinth jemals einen Dampfkoffer finden? Fast wäre er entmutigt umgekehrt, doch dann dachte er an sein Versprechen. Er durfte den Mechanischen nicht im Stich lassen. »Ein Mann, ein Wort«, hatte sein Vater immer gesagt. Er war ein prinzipientreuer Mann gewesen.
Als er im ersten Untergeschoss ankam, war auch hier die Tür unverschlossen. Doch dahinter herrschte Dunkelheit, die Beleuchtung war ausgeschaltet. Vergeben suchte er nach einem Lichtschalter. Es schien keinen zu geben, auf jeden Fall nicht in der Nähe der Tür.
»Dann versuchen wir es eben eine Etage tiefer«, sagte er und ging zurück ins Treppenhaus. Doch das nächste Stockwerk hatte auch kein Licht. Auch die nächsten zwanzig oder waren es einundzwanzig Stockwerke? Martin hatte aufgehört zu zählen und er begann sich zu fragen, ob es überhaupt noch einen Sinn machte, immer weiter in die Tiefe vorzustoßen. Zumal die Treppe immer schlechter beleuchtet war, je weiter er in den Untergrund des Gebäudes vordrang. Immer mehr Glühbirnen waren defekt. Trotzdem stieg er weiter nach unten. Inzwischen war sein Forscherdrang erwacht. Wie weit würde die Treppe noch führen und was war ganz unten? Noch war das Ende des Treppenhauses nicht zu sehen, wenn er über das Gelände nach unten blickte. Doch plötzlich hörte er ein summendes Geräusch. Er blieb stehen und lauschte. Es kam von unten. Irgendwo dort unten lief eine Maschine. Vielleicht der Generator für den Strom? In diesem Fall müsste es wohl eine Dampfmaschine sein, überlegte er. In dieser seltsamen Welt schien Dampf die einzige treibende Kraft zu sein.
»Das ist gar nicht so abwegig«, sagte er zu sich selbst, »schließlich wird sogar auf der Erde der Strom in Atomkraftwerken mit Dampfturbinen erzeugt.« Vorsichtig stieg er weiter die Treppe hinunter, darauf bedacht, selbst keine Geräusche zu erzeugen. »Wer weiß, was dort unten lauert«, flüsterte er.
Das Summen ließ sich klar lokalisieren. Es kam aus einem Raum, drei Etagen tiefer. Erstaunt stellte er fest, dass dies auch das letzte Untergeschoss war. Er hatte endlich das Ende der Treppe erreicht. Unter ihm war nichts als schwarzer rauer Fels.
»Darum habe
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