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Die Reise zum Ich

Die Reise zum Ich

Titel: Die Reise zum Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Naranjo
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sie gespannt. Eines der beiden hat einen gewaltigen Schädel, wie ein Elefant - ein bißchen komisch -, und von seiner Brust
    hängen
    verschlungene
    pflanzenähnliche
    Gebilde
    herab.
    Wenn das Tier sich bewegt, beginnen auch sie zu baumeln.
    Ich finde es komisch und widerlich zugleich.
    ›Ahmen Sie es nach. Seien Sie selbst dieses Tier«, sagt
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    der Doktor. Ich merke, daß ich dazu nicht fähig sein werde.
    Ich lege meine Beine aneinander und versuche es, doch es
    gelingt mir nicht. Ich wehre mich dagegen, ich will nicht, ich
    kann nicht. Ich zittere. Das ist unmöglich. Ich fühle, er will,
    daß ich tanze. Hat er es gesagt, oder bilde ich mir das nur ein?
    Ich will nicht tanzen. Mir ist nicht danach. Er besteht darauf:
    ›Seien Sie selbst dieses Zittern.‹ Schließlich versuche ich zu
    gehorchen. Ich hebe die Arme und schicke mich drein,
    komme was da wolle. Ich beginne zu zittern und fühle, daß
    meine beiden Arme eine Flamme bilden; sie strahlen Licht
    aus. Eine Energie von oben setzt sie in Bewegung, fügt sie
    zusammen, und nun drehen und drehen sie sich wie elektrifiziert, ich habe nicht die Macht sie zu stoppen . . . Meine Arme brennen. Sie sind Feuer und drehen sich weiter. Ich
    falle zu Boden, die Arme noch immer hoch gereckt, und nach
    und nach hören sie auf, sich zu drehen und fallen herab,
    während mich ein unendlicher Friede erfüllt. Ein süßer, stiller Friede . . .
    Ich fühle, daß ich ohne Worte verstehe, was ich zuvor nicht
    wußte. Dies ist Bewußtheit. Größer und tiefer als je zuvor.
    Ich begreife viele unaussprechliche Dinge. Ich habe noch
    nicht gewußt, wie man liebt. Ich habe gelebt, ohne zu leben.
    Ich sehe meinen kleinen Verstand als Bruchteil meines ich
    bin. Verstehen, Bewußtsein - es ist ein und dasselbe. Es gibt
    keine Worte, nur unendliches Verstehen in jenem zeitlosen
    Augenblick.«
    Dies ist ein typisches Beispiel für die Welt des Ibogain, für ihre
    helle wie ihre dunkle Seite: der weiße Lichtstrahl und die Hölle
    mit den Ungeheuern, die Sonne, der schwarze Teich und das
    verborgene Krokodil. Außerdem sehen wir himmlische und
    höllische Szenen im Wechsel: Der anfängliche Wutausbruch
    (sie meinte, er sei wie eine Vulkaneruption gewesen) wird von
    einer lichtvollen Episode abgelöst. Freudig beginnt sie, mit den
    Händen auf den Fußboden zu klopfen, doch dann treten die
    Neger auf. Lange vermag sie die Furcht vor dem Unbekannten
    und Primitiven nicht zu ertragen; die Bilder verblassen, und als
    sie zur Ruhe zu kommen versucht, sieht sie Licht durch das
    Fenster des Turms fallen. Auf der Höhe dieser angenehmen
    Episode hat sie das Gefühl, daß sie umhergeht, aufsteht - dann
    bricht Dunkelheit herein. Diesmal nimmt der Prozeß nicht von
    selbst ein Ende. Sie wendet sich ab, hält nicht durch. Die
    Nichtvollendung der Erfahrung scheint sie zu einer anderen
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    düsteren Szene zu führen, als wäre da etwas, das sie nur im
    Dunkel assimilieren könne. Jetzt scheint das Schlimmste vor
    über zu sein, oder aber sie ist desensitiviert gegen die Angst
    dank ihrer Anstrengung, sie durchzustehen. Nun kann sie diesen Monstren wenigstens ins Auge sehen und trotz ihres Widerwillens doch Gleichmut bewahren. Wieder ist es Bewegung, die sie am nachhaltigsten beeindruckt, bei den Negern wie beim
    Hin-und-her-Wechseln des Krokodils. (Die Leuchtfarben der
    Bilder und das »Elektrisiert-Sein« verraten die gleiche Dynamik). Die visuelle Konfrontation scheint jetzt zu Ende, da sie das Untier nun detailliert zu beschreiben und das dadurch
    ausgelöste Unbehagen zu ertragen vermag. Jetzt geht es darum,
    diesem »Monstrum« den angemessenen Platz in ihrem Innern
    zuzuweisen, denn dieses Fabeltier kann nur aus ihrer eigenen
    Realität hervorgegangen sein. Interessanterweise steht Zittern
    hier gleichbedeutend für Tanzen. Und offensichtlich ruft der
    Akt des Zitterns beziehungsweise Tanzens lebhaften Widerstand bei ihr hervor. Schließlich gibt sie nach; ich sage »nachgeben«, weil sie sich in diesem Augenblick nicht mehr als vorsätzlich handelnd oder ausagierend empfindet, sondern als passiv von einem regelrechten Drang bewegt. Und in dem Augenblick, da sie zu zittern beginnt, erfolgt der Übergang aus der Welt der Chimären in die des Lichts, das nun ihrem eigenen
    Leib entspringt.
    Das Gefühl der Wut bei Einsetzen der Drogenwirkung, das
    sinnliche Trommeln der Primitiven, das Krokodil mit seinen
    elektrisierten Bewegungen und das sprunghafte Ungetüm, sie
    alle verweisen in

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