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Die Reise zum Ich

Die Reise zum Ich

Titel: Die Reise zum Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Naranjo
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beiden Fälle hier noch erwähnt habe, so deshalb, weil ich anderen das gleiche Vertrauen in Harmalin vermitteln möchte, das ich nach anfänglicher Skepsis nun selbst besitze, ein Vertrauen, das sich auch anderen Therapeuten
    mitteilen und sich zum Wohl weiterer Patienten in ähnlicher
    Situation auswirken sollte. Wir Psychiater neigen dazu, dem
    Wert des verbalen Ausdrucks zu sehr zu vertrauen und den des
    motorischen Ausdrucks, wie er sich bei diesen Patientinnen
    gezeigt hat, zu unterschätzen. Wir pflegen das psychomotorische Erregung zu nennen. Wenn es auch verhältnismäßig selten zu rein motorischem Ausdruck kommt, halte ich es doch für
    wichtig, von ihm zu wissen, da er auf die nicht-verbale Dimension jeglicher Drogenerfahrung, wenn nicht gar jeder therapeutischen Sitzung, ein Licht wirft.
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    5. Kapitel
    Ibogain - Wachtraum und Wirklichkeit
    Ibogain ist eines von zwölf Alkaloiden, die man aus der Wurzel
    einer westafrikanischen Pflanze, Tabernanthe iboga, isolieren
    kann. Vagen Berichten zufolge wurde es im Kongo vorwiegend
    als Stimulans benutzt, und als solches wird es auch bei de ropp in
    Drugs and ihe Mind angeführt. Und ebenfalls als Stimulans
    fand es vor einigen Jahrzehnten Eingang in die französische
    Medizin, (gerschoms Feststellung, daß Ibogain ein Inhibitor
    [Hemmstoff] für MAO [Monoaminoxidase] ist, dürfte eine Erklärung für seine Anwendung nach klassischer Methode bieten und beweist, daß es - schon lange vor dem Auftauchen von
    Iproniazid, Tofranil und so weiter - das erste Antidepressivum
    dieser Art der Schulmedizin ist.)
    Im Juli 1966 legte ich bei einer Tagung über psychedelische
    Substanzen, die richard baker (Roshi) in San Francisco für die
    Universität von Kalifornien organisiert hatte, einen Bericht
    über meine ersten Versuche mit dem Alkaloid in Verbindung
    mit der Psychotherapie vor, in dem ich die halluzinogenen
    Wirkungen bei größeren Ibogaindosen beschrieb. Seitdem ist
    es im gleichen Zusammenhang von einer zunehmenden Anzahl
    von
    Psychiatern,
    vornehmlich
    in
    Südamerika,
    angewandt
    worden.
    Meinem hiesigen Bericht an dieser Stelle habe ich die Aufzeichnungen von vierzig therapeutischen Gruppensitzungen mit dreißig Patienten zugrunde gelegt, bei denen ich entweder lbo-gäin oder reinen Iboga-Extrakt benutzte, sowie von zehn Sitzungen mit einer anderen Gruppe, bei der ich Iboga-Extrakt in Verbindung mit dem einen oder anderen Amphetamin anwandte. Meine allgemeinen Angaben stützen sich zudem auf eine breite Skala nicht dokumentierter Erfahrungen, die mir zu
    statistischen Zwecken dienten. Teils handelte es sich dabei um
    Erfahrungen mit weiteren Patienten, teils um Informationsmaterial aus medizinischen Konferenzen mit meinen Kollegen an der Universität von Chile. Die Anzahl der in meiner Gegenwart
    durchgeführten Behandlungen oder von solchen, deren Verlauf
    mir indirekt bekannt wurde, beträgt annähernd einhundert.
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    Was die physischen Wirkungen betrifft, verursachen weder
    Ibogain
    noch
    Harmala-Alkaloide
    eine
    Pupillenerweiterung
    oder ein Ansteigen des Blutdrucks, wie bei den LSD-ähnlichen
    Halluzinogenen oder den Amphetaminderivaten MDA und
    MMDA der Fall. Auch ähnelt das Ibogain dem Harmalin insofern, als es öfter als alle anderen psychoaktiven Chemikalien, Alkohol ausgenommen, Gleichgewichtsstörungen und Erbrechen hervorruft.
    Angesichts des häufigen Auftretens dieser Symptome ist es
    ratsam, dem Patienten die Droge bei leerem Magen zu verabreichen und bei der ersten Sitzung nicht mehr als 4 mg per Kilo Körpergewicht. Meiner Meinung nach liegt die ideale Dosierung zwischen 3 und 5 mg per Kilo, je nachdem, wie der einzelne individuell auf die Droge anspricht. Wird die Dosis
    oral in einer Gelatinekapsel eingenommen, zeigen sich die
    Symptome etwa nach fünfundvierzig bis sechzig Minuten. Sie
    können acht bis zwölf Stunden anhalten, und manche Patienten
    berichteten von subjektiven Nachwirkungen, die sie sogar noch
    nach vierundzwanzig Stunden (20 Prozent), sechsunddreißig
    Stunden (15 Prozent) oder noch länger (5 Prozent) spürten.
    Doch selbst in diesem Fall befindet sich der Patient gewöhnlich
    sechs bis acht Stunden nach Einsetzen der Drogenwirkung
    wieder in seinem Normalzustand. In der Mehrzahl beendete ich
    die Sitzung nach sieben Stunden oder schon eher und ließ den
    Patienten in entsprechender Gesellschaft zurück. Zur Verhütung von Übelkeit kann auch Dramamin benutzt werden, entweder bei der ersten Sitzung oder auch

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