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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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stürmte in den offenen Hof, ohne den Gesang einiger echsenähnlicher Puouts am Haupttor zur Kenntnis zu nehmen. Sie trug immer noch dieses läppische Gewand. Etienne blickte nicht von seiner Arbeit auf. Er war damit beschäftigt, sich die Vorräte anzusehen, die ihm einige ernstblickende Tsla geliefert hatten.
    »Etienne, das ist kindisch. Du weißt, daß ich es nicht mag, wenn du plötzlich kindisch wirst.«
    »Ja, ich weiß, und ein Ultimatum haßt du noch viel mehr.«
    »Ja, weil ein Ultimatum die schlimmste Manifestation von kindischem Verhalten ist. Ich dachte, gestern abend sei alles entschieden worden.«
    »Entschieden zu deiner Befriedigung. Aber nicht zu meiner. Ich reise ab!« Er zerrte heftig an den Lederriemen eines Rucksacks.
    Sie seufzte tief. »Ich habe dir gesagt, meine Arbeit hier würde gerade erst anfangen und ich würde gerade erst beginnen, wirkliche Fortschritte im Verständnis dieser Kultur und dieser Leute zu machen.«
    »Schön. Das verstehe ich.« Er überprüfte ein weiteres Bündel. Homat und der Rest der Träger kamen jetzt schläfrig aus dem Gästeflügel. Sie fröstelten in der Kälte des frühen Morgens. Um diese frühe Stunde waren nur wenige Tsla unterwegs, und die Sonne lugte gerade erst über die Ostwand des Canyons.
    »Bleib du hier, Lyra! Du brauchst nicht mit mir hinunterzusteigen. Wenn alles wie geplant läuft, bin ich in sechs Monaten wieder hier und hole dich ab. Bleib ruhig hier und meditiere wie eine Verrückte!«
    »Du kannst nicht allein nach Norden gehen«, wandte sie ein. »Zwei ist das absolute Minimum, das für eine solche Expedition zugelassen ist.«
    »Dann wird eben von diesem Punkt an die Expedition ohne Genehmigung fortgesetzt, denke ich. Homat hat genug gelernt, um mich unterstützen zu können. Ist das nicht so, Homat?«
    Der Blick des Mai wanderte vorsichtig von Etienne zu Lyra und wieder zurück, und er fand einen Grund, sich das Bündel vorzunehmen, das am weitesten von den beiden entfernt lag.
    Etienne machte sich an einem weiteren Bündel zu schaffen, aber Lyra stellte sich ihm in den Weg. »Hör auf damit, Etienne! Hör sofort auf! Ich bin jetzt nicht in der Stimmung, mich mit dir zu streiten.«
    »Warum nicht?« fragte er sarkastisch. »Habe ich deine Morgenandacht gestört? Und weil wir schon gerade von kindischen Handlungen reden - wie würdest du jemanden definieren, der acht Jahre höhere Erziehung vergißt und zum Eingeborenen wird, und das trotz zwanzig Jahren harter Arbeit im Feld, die nachhaltig beweist, daß solche Aktivitäten einer ordentlichen Forschungsarbeit abträglich sind?«
    »Ich habe dir schon erklärt, daß die Tsla eine einmalige Rasse sind und spezielles Studium verdienen. Manchmal ist es notwendig, Vorschriften etwas zu beugen, um die besten Ergebnisse zu erzielen.«
    »Nun, soweit es mich betrifft, ist das nicht notwendig.« Er machte eine weitausholende Handbewegung, die die sie umgebenden Gebäude einschloß. »Aber mach du nur zu! Bleib hier und genieße die Zeit! Vergrab dich in Eingeborenensitten und Gebräuchen! Atme primitive Weisheit ein! Schließ dich der hiesigen Religion an! Werde eine Tsla-Nonne, wenn es eine solche Institution hier gibt - mir ist das egal! Ich habe dir nie Zügel angelegt, Lyra, trotz deinem Gerede von einem Ultimatum.
    Was mich betrifft, so habe ich vor, die Quelle des Skar-Flusses ausfindig zu machen und seine Geschichte und Geologie von dort bis zum Morast des Skatandah zu studieren. Auf halbem Wege dieser Forschungs- und Entdeckungsreise werde ich hier Halt machen und dich abholen.«
    »Etienne!«
    »Was?« Er ging um sie herum und beugte sich demonstrativ über das Bündel.
    »Etienne, du weißt, daß ich dich nicht ohne mich gehen lassen kann.«
    »Warum nicht? Was ist mit deinem wichtigen Forschungsprogramm?«
    »Wir sind ein Team, Etienne. Wir ergänzen einander. Keiner von uns beiden kann alleine gut arbeiten!«
    »Nun, dann werden wir uns eben irgendwie anpassen müssen - oder nicht?«
    »Nein«, sagte eine andere Stimme. Etienne runzelte die Stirn und blickte zum Eingang. Er und Lyra hatten ihre Auseinandersetzung in Tsla geführt und gewohnheitsmäßig die hiesige Sprache benutzt.
    Der Cheftröster und Erste Gelehrte von Turput stand unter dem Bogen des Eingangstors. Dies war das erste Mal, daß Etienne ihn zu Gesicht bekam. Das hohe Alter des Tsla manifestierte sich in den silbernen Streifen, die sein Gesicht beherrschten, und in dem runzeligen Fleisch seiner bloßen Unterarme. Tyl

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