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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Wenn sie versuchte, ihn in ihre Diskussionen hineinzuziehen, brauchte er ja bloß anzufangen, begeistert über die hohe Pyroxin-Konzentration in den hiesigen Metamorphen zu reden, dann würde sie ihn ganz schnell in Ruhe lassen.
    Seinem Wort getreu wie stets gelang es Tyl, Lyra die Erlaubnis für eine Audienz mit dem Cheftröster zu beschaffen. Von da an bekam Etienne seine Frau, sah man einmal von den Mahlzeiten ab, nur noch sehr selten zu Gesicht. Er selbst vertiefte sich in seine eigenen Feldstudien und erstellte einen kompletten Bericht über den Aurang-Canyon und seine Formationen, schätzte das Alter der einzelnen Gesteinsschichten ab und kehrte einige Male zurück, um die Macht und die Majestät der Cuparaggai-Fälle zu bestaunen.
    Erst einige Wochen später, während eines ihrer immer seifender werdenden Zusammentreffen in ihrem Zimmer, machte er wieder eine Bemerkung über die viele Zeit, die sie mit ihren Gastgebern verbrachte, und seine Bemerkung wurde nicht etwa von etwas, was sie sagte, ausgelöst, sondern von ihrem Aussehen.
    »Wo hast du dieses Kleid her?« Er starrte sie an und gab sich Mühe, nicht laut zu lachen.
    Lyra vollführte eine langsame Pirouette. Das grellbunt gestreifte, lockere Gewand und der Umhang wirbelten lose um sie herum.
    »Tyl hat es mir gegeben. Mii-an hat es bestellt. Anscheinend hat er eine sehr hohe Meinung von mir. Wir haben Informationen ausgetauscht, mußt du wissen. Er lehrt mich, und ich lehre ihn. Mii-an lebt nur für das Teilen von Wissen.«
    »Freut mich, daß ihr beide so gut miteinander zurechtkommt. Aber wirklich, Lyra - Eingeborenenkleidung?«
    »Was paßt dir daran nicht? Es hält mir den Wind ab, ist während der Nacht ebenso warm wie meine langen Ärmel und untertags kühler. Ungeheuer praktisch. Die Schulterpartie mußten sie für mich etwas umgestalten. Wir haben nicht diese Krümmung der Wirbelsäule, und meine Arme sind länger. Aber ansonsten ist es so zeltähnlich, daß nur wenig geändert werden mußte. Mii-an hat darauf bestanden.«
    »Nett von dem alten Knaben. Was für Entdeckungen hast du denn gemacht?«
    »Alles, was ich bis jetzt gelernt habe, bestätigt nur, was ich schon ursprünglich vermutete. Die Tsla sind die soziologisch am weitesten fortgeschrittene Rasse, die man in ihrer Klasse bisher entdeckt hat. Sie unterhalten keine stehende Armee, keine Polizei, und alle Bürger tragen an den seltenen Gelegenheiten, wo das notwendig ist, Waffen.«
    »Überhaupt kein Verbrechen in einer so primitiven Gesellschaft?«
    »Da hast du es wieder mit deinen Vorurteilen über das, was primitiv ist, Etienne. Natürlich gibt es hin und wieder Verbrechen; das erledigen die Tröster und Berater. Sie behandeln den Schuldigen wie einen Patienten, nicht wie einen Verbrecher. Heilung und nicht Strafe. Der Erste Gelehrte sagt, in jedem sei Perfektion.«
    »Dich natürlich eingeschlossen.«
    »Mich eingeschlossen.« Sein Sarkasmus prallte wirkungslos an ihr ab. »Und dich eingeschlossen. Und die Mai und die Na eingeschlossen.« Und dann sagte sie etwas, was ihn dazu veranlaßte, sich aufzurichten und scharf hinzuhören.
    »Etienne, ich glaube, die Tsla könnten in schwachem Maße telepathisch sein.«
    »Nun, das wäre wirklich eine Entdeckung, die man hinausschreien müßte. Es gibt keine bekannten telepathischen Rassen, nur ab und zu einzelne Mutanten. Was bringt dich zu dieser Meinung?«
    »Ihr erstaunliches Wahrnehmungsvermögen. Sie scheinen instinktiv zu erfassen, was ich sagen werde, noch ehe ich es ausspreche.«
    Seine erste Erregung legte sich. »Weshalb meinst du, daß es mehr als nur das ist?«
    Plötzlich schien ihr das, was sie sagte, unbehaglich zu werden. »Zum einen hat Tyl mehr als einmal gemeint, er glaube nicht, daß wir beide, du und ich, besonders gut miteinander zurechtkommen.«
    Etienne lachte laut auf.
    »Und darauf baust du eine solche Annahme? Man braucht wirklich kein telepathischer Eingeborener zu sein, um zu sehen, daß du und ich uns nicht gerade wie das ideale Paar verhalten. Ich bin sicher, daß du dieses Wissen auch mit diesem Mii-an geteilt hast, und der hat es an Tyl weitergegeben.«
    »Du willst die Möglichkeit einfach nicht in Betracht ziehen, nicht wahr?«
    »Möglichkeit? Zeig mir einen echten Beweis für Telepathie, und ich werde die Möglichkeit in Betracht ziehen! Ich fange wirklich allmählich an, mir über dich Sorgen zu machen, Lyra.«
    »Spar dir die Mühe!« Sie wandte sich zum Gehen. »Ich hätte gleich wissen müssen,

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