Die Reise
weiter hinten plärrte ein Kleinkind. Ich drehte mich in die Richtung. Wie lange mochte es schon weinen? Unser Gespräch hatte mich ganz in Beschlag genommen. Noch vor drei Jahren hätte das Geräusch mich verrückt gemacht, aber seit ich selbst ein Kind hatte, war ich um einiges geduldiger geworden. Die Mutter stand auf und ging mit dem Kind nach hinten. Ich wandte mich wieder Jay zu.
Er fuhr fort. »Das ist überhaupt nicht dasselbe. Das ist das Gegenteil. Beim Frommwerden geht es vor allem um äußerliche Dinge: Tu dies, lass jenes, geh in die Kirche und nicht ins Kino. Was
ich
meine, ist, dass jemand von innen heraus ein neuer Mensch wird. Wenn Sie sich für Jesus öffnen, gibt Gott Ihnen ein nagelneues Innenleben, einen neuen Geist, der sauber ist.«
»Sie meinen, so etwas wie eine neue Einstellung?«
»Nein, einen kompletten neuen Geist. Ihr ganzes Ich wird verwandelt. Ihr alter Geist war tot für Gott, er konnte nicht mit ihm in Verbindung treten. Sie brauchen buchstäblich einen neuen Geist, einen, der auf Gott ausgerichtet ist. Wenn Sie diesen Geist bekommen, zieht Gott sozusagen bei Ihnen ein. Er wohnt in Ihrer Seele und tritt auf der tiefsten Ebene in Kontakt zu Ihnen – einer Ebene, wo Sie seine Stimme hören können.«
»Und Sie behaupten, dass das das ist, was Nick gerade erlebt?«
»Ja.«
»Aber was bedeutet das denn konkret? Nick hört doch keine Stimmen vom Himmel, oder?«
»Nein, natürlich nicht. Das braucht er auch nicht. Gottes Geist kann direkt mit ihm kommunizieren; meistens tut er das über Gottes geschriebenes Wort.«
»Die Bibel?«
»Ja.«
»Und was passiert da genau, wenn jemand diese Beziehung zu Gott bekommen hat? Was sagt Gott diesen Menschen so?«
»Zum Beispiel das, was ich da vorhin geschrieben habe.«
»Dieses Gedicht? Sie sagten doch eben, dass Ihr Vater das geschrieben hat.«
»Gott ist mein Vater.«
Was sollte das nun wieder heißen? Aber gut. »War dieses Gedicht aus der Bibel?«, fragte ich.
»Ja.«
»Ich habe immer gedacht, die Bibel ist so eine Paragrafensammlung, die einem vorschreibt, wie man anständig zu leben hat und so.«
»Dann haben Sie ihre Botschaft gründlich missverstanden.«
Er langte nach seinem Kugelschreiber und schrieb wieder etwas auf seinen Block. Ich schaute ihm zu. Als er fertig war, reichte er mir den Block. »Sieht das hier wie eine Paragrafensammlung aus?«
Ich las:
Ich will sie locken und will sie in die Wüste führen
und freundlich mit ihr reden.
Siehe, in meine Hände habe ich dich gezeichnet.
Wie sich ein Bräutigam freut über die Braut,
so wird sich dein Gott über dich freuen.
Alsdann wirst du mich nennen »Mein Mann«.
Ich will mich dir verloben für alle Ewigkeit.
In Treue will ich mich mit dir verloben.
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Ich sah zu ihm hoch. »Das steht in der Bibel?«
»Ja. Gott möchte Ihnen persönlich diese Worte sagen. Er möchte sie Ihnen sagen, wenn Sie die Bibel lesen. Er möchte sie Ihnen zuflüstern, wenn Sie durch Ihren Alltag gehen. Wenn Sie zur Ruhe kommen und Ihre inneren Ohren öffnen, möchte er Ihrem Herzen all diese Dinge sagen, und noch so viel mehr. Genauso hat Jesus auf dieser Erde gelebt; er horchte auf die Stimme seines Vaters.«
»Wollen Sie damit sagen, dass ein Christ die ganze Zeit still in der Ecke sitzt und zuhört?«
»Nein, das nicht. Das Leben mit dem Gott, der Sie liebt, hat viele Aspekte. Letztlich läuft alles darauf hinaus, dass Sie Gott und Ihre Mitmenschen lieben. Aber genau das kann niemand wirklich. Nur Gott kann das. Deswegen kommt er ja in die Menschen hinein, um sein übernatürliches Leben durch sie zu leben. Ein Leben der Liebe – das ist eigentlich nichts anderes, als dass man ein Kanal für Gottes Liebe wird.«
»Und das wird man dadurch, dass man Gott zuhört?«
»Zum großen Teil, ja. Ihr Herz wird dann anders, wenn Sie Gottes Herz entdecken. Wenn Sie hören, wie sehr er Sie liebt, Ihnen vergibt, Sie annimmt und sich über Sie freut und Ihnen einen festen Platz in seiner Familie reserviert hat. Wie wäre das, wenn Sie an einem Ort wohnen könnten, wo Sie täglich diese Botschaft hören?«
»Das wäre nicht schlecht.«
»Nun, diesen Ort können Sie haben. Sie finden ihn in Jesus Christus, wenn Sie an ihn glauben.«
Ich dachte an die Botschaften, die ich in meinem Alltag hörte: Sei die perfekte Mutter, sei die perfekte Ehefrau, sieh zu, dass du es in deinem Beruf zu etwas bringst
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