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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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hatte, war nicht weniger deprimierend. Ich versuchte, Kraft zu sammeln, um das eine oder andere zu tun, als ich ein höfliches Hüsteln hörte; ich hob den Kopf und sah Eukairios vor mir stehen.
    Ich lächelte, so froh, ihn zu sehen, daß ich selbst überrascht war. Er lächelte zurück. So hatte ich ihn vorher noch nie lächeln gesehen, es verwandelte sein graues, vergrämtes Gesicht völlig.
    »Ich begegnete Banaspados in der Stadt«, sagte er, »und erfuhr von ihm, daß er Euch hier treffen soll; daher bin ich gekommen, um mich bei Euch zu melden. Ich freue mich sehr, Euch wiederzusehen, Herr; wir hatten befürchtet, Ihr wäret nicht mehr am Leben.«
    »Die Götter sind gütig zu mir gewesen«, erwiderte ich. »Aber wo hast du gesteckt? Im Haus des Kommandanten konnte mir niemand Auskunft geben.«
    »Ich bin bei einem Freund in der Stadt untergekommen. Aber ich habe meine Sachen zusammengepackt, als ich von Eurer Ankunft erfuhr, und bin bereit zum Aufbruch, wann immer Ihr es wünscht.«
    »Bereiter, als ich es bin, Eukairios. Ich bin sehr müde.«
    »Ihr seht völlig erschöpft aus, Herr, wenn ich das sagen darf. Soll ich zum Haus meines Freundes zurückgehen? Ich nehme an, Ihr habt eine ständige Einladung, im Haus des Kommandanten zu wohnen.«
    »Ich schon, aber meine Leibwache nicht. Und mit all diesen Truppen hier ist die Stadt völlig überfüllt. Man würde ihnen vielleicht Unterkünfte zuweisen, die sie mit Bediensteten teilen müßten, und das würden sie als Beleidigung empfinden. Nein, es ist besser, heute abend zurückzureiten. Ich muß mich nur noch nach meiner Rüstung umsehen. Wir können aufbrechen, sobald die anderen eintreffen.«
    Eukairios setzte sich vorsichtig neben mich auf das Stroh. »Banaspados hat Eure Ausrüstung aus dem Arsenal geholt, Herr. Er sagte es mir, als ich ihn eben in der Stadt traf. Warum geht Ihr nicht irgendwohin, wo Ihr Euch etwas ausruhen könnt?«
    Ein vernünftiger Vorschlag. »Warum irgendwohin gehen?« sagte ich und lehnte mich ins Stroh zurück.
    Eukairios antwortete mit seinem kurzen, nervösen Lachen, und ich sah ihn fragend an.
    »Eure Vorstellung von dem, was Würde und Ehre verlangen, sind so ganz anders als die eines Römers«, erklärte er. »Ein vornehmer Römer wird vielleicht ein Dutzend Beleidigungen einstecken, auf die ein Sarmate mit dem Schwert antworten würde, aber die Vorstellung, er könnte sich in einem Stall ausruhen, wäre ihm unerträglich.«
    »Das ist es also, wozu Häuser da sind?« fragte ich. »Würde, Ehre?«
    »Und Bequemlichkeit.«
    »Für manche.« Ich dachte an Pervica, ihr Haus und ihren Stall, und mußte lachen. Dann erzählte ich Eukairios von der Farm und von meinem Plan für die Pferde. »Was meinst du? Würde sie interessiert sein?« fragte ich ihn.
    »Wenn der für die Pferde angesetzte Preis gut ist, könnte ich es mir durchaus vorstellen«, antwortete er. Ich sah, wie er im Kopf kalkulierte: Kosten des Pferdefutters, Kosten für Pflege, für Veterinär; Bruttoeinkommen aus der Aufzucht der Fohlen bei wahrscheinlich anzusetzendem Preis; Nettoertrag. »Es würde ein gutes ständiges Einkommen sein«, war der Schluß, den er zog. »Und es böten sich auch Möglichkeiten für zusätzliche Einnahmen, denn warum sollten die Beamten der Heeresverwaltung, wenn sie dort ein und aus gehen, nicht auch die Wolle der Schafe und andere Farmprodukte kaufen? Ja, eine Farmerin, die nüchtern denkt und ihre Chancen wahrzunehmen bereit ist, würde sicher sehr interessiert sein.«
    »Gut.«
    Wir schwiegen ein paar Minuten, ich mit halb geschlossenen Augen ins Stroh zurückgelehnt, Eukairios saß steif mit untergeschlagenen Füßen. Dann sagte der Schreiber zögernd: »Ich war froh zu hören, daß es Euch gelungen ist, die Situation in Condercum zu entspannen. Darf ich … darf ich fragen, was den Aufruhr dort verursacht hat?«
    Ich erklärte es ihm. Als ich zu den Markierungen auf der Rute kam, hielt er den Atem an. »Ich habe … etwas darüber gehört. Ich hatte vor, mit Euch zu sprechen, sobald Ihr zurück wart – aber Ihr kamt nicht. Ich habe mir große Sorgen gemacht, Herr, aber ich konnte nur für Eure Sicherheit beten. Wie sahen diese Zeichen aus?«
    Ich setzte mich auf. Es hörte sich an, als ob er etwas wüßte. »Nicht wie römische Schriftzeichen«, antwortete ich. »Die Linien waren nicht miteinander verbunden, und es gab keine Rundungen. Sie waren mehr wie Stöcke.«
    »So ähnlich?« fragte er, beugte sich vor und malte mit dem

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