Die Reiter der Sarmaten
geschickt wurden …«
Er blieb stehen und drehte sich um. »Du weißt, wer sie geschickt hat?« fragte er, plötzlich sehr interessiert.
Ich schüttelte den Kopf. »Aber hör zu, Siyavak. Wer immer sie geschickt hat, wußte, wie man Weissagungsruten macht und in ein Muster bringt. Aber auf der letzten Rute waren Schriftzeichen der Briten angebracht, um die Botschaft deutlich zu machen. Der Absender ist also Brite, aber vertraut mit den Bräuchen unseres Volkes. Außerdem war der Absender in der Lage, die Botschaft in das Lager Condercum zu schaffen, ohne daß die römischen Offiziere und Wachen es bemerkten. Der Absender war also kein Kaledonier, obwohl er mit ihnen in Verbindung stand, sondern wahrscheinlich eine Person von einiger Bedeutung in der römischen Armee. Und der Bote, der sie Gatalas brachte, hat gesagt, sie komme von Eburacum. Die Dame Aurelia Bodica war in Eburacum. Sie ist eine Britin von königlicher Abstammung und die Gemahlin eines römischen Legaten. Und sie hat oft mit Arshak gesprochen und könnte leicht von ihm oder seinem Weissager gelernt haben, wie eine solche Botschaft erstellt wird. Sie hat sich schon auf dem Weg von Dubris hierher für diese Dinge interessiert.«
Er stieß zischend den Atem aus. »Sie hatte keinen Grund, so etwas zu tun! Warum sollte sie meinem Herrn den Tod wünschen?«
»Wenn sie mit dir gesprochen hat, weißt du das besser als ich. Ist eine Meuterei gegen die Römer etwas, das ihr gefallen würde?«
Siyavak kam zurück. »Warum?« fragte er finster. »Sie ist die Gemahlin eines Legaten. Warum sollte sie den Wunsch haben, Kaledoniern zu helfen, in römisches Gebiet einzufallen?«
Das war auch mir ein Rätsel, und es beunruhigte mich. Sie war eine ehrgeizige Frau – aber sicherlich hatte die Gemahlin eines Legaten bereits eine sehr einflußreiche Position, und bot ihr die Förderung der Karriere ihres Mannes nicht auch viel Spielraum für die Entfaltung ihres eigenen Ehrgeizes? Statt dessen hatte ich von Anfang an den Eindruck gehabt, sie wollte uns zur Durchsetzung ganz persönlicher Ziele benutzen. Warum?
»Ich weiß nicht, warum«, räumte ich ein. »Ich habe keinen Beweis, daß sie es war, die Gatalas die Botschaft geschickt hat, und ich habe dir schon zuviel gesagt, was ich nicht beweisen kann. Aber ich denke, ich kann erraten, was sie zu dir gesagt hat. Wahrscheinlich hat sie dich beglückwünscht, dir ihren Beistand in Eburacum versprochen, dir dann gesagt, daß die Briten die natürlichen Verbündeten unseres Volkes sind, viel eher als die Römer. Und als du ihr zustimmtest und sie sah, daß du die Römer haßt, hat sie angedeutet, wir müßten ja nicht immer Feinde der Briten bleiben, sondern könnten uns mit ihnen gegen einen gemeinsamen Feind zusammentun. Zweifellos hat sie dir erzählt, daß ich ganz und gar auf die römische Seite übergewechselt sei, und du solltest mir nicht trauen.« Ich hatte ins Schwarze getroffen. Sein Stirnrunzeln verschwand, ein Ausdruck der Bestürzung breitete sich über sein Gesicht. »Und du bist es nicht?«
Es schmerzte, daß er das so bereitwillig geglaubt hatte, und ich antwortete ihm persönlicher und leidenschaftlicher, als ich es sonst wohl getan hätte. »Ich will dir sagen, auf welcher Seite ich stehe. Ich stehe auf der Seite des Sechsten Drachen. Ich stehe auf der Seite meiner eigenen Leute. Sie sind mir bei Stoßtrupps gegen die Römer gefolgt, sie sind mir in den Krieg gefolgt. Jetzt ist alles, was wir bei unseren Überfällen auf römisches Gebiet gewonnen haben, verloren wie der Krieg, und wir sind für unser eigenes Volk tot. Aber sie mußten mir immer noch folgen, über den Ozean auf eine Insel. Alles, was wir besaßen, ist uns für immer genommen, aber solange wir leben, sind sie an mich, bin ich an sie gebunden. Ich werde mein Äußerstes für sie tun, wenn ich auch nicht zurückholen kann, was wir verloren haben. Wenn das Romanisierung bedeutet, werde ich mich den Römern angleichen, soweit es nötig ist. Ich habe nicht weniger Grund, die Römer zu hassen, als irgendeiner von euch, aber Haß ist kein guter Ratgeber. Die Ehre und das Leben meiner Leute hegen in meinen Händen, ich ziehe es vor, ihre Sicherheit zu verteidigen, statt mich an einem Feind zu rächen – besonders an einem Feind, dem zu dienen wir alle auf das Feuer geschworen haben.«
»Aber wenn wir ein Bündnis gegen die Römer schließen könnten?« fragte Siyavak, der jetzt flüsterte. »Ein Bündnis, das Erfolg verspricht?«
»Mit
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