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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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und lehnte den Kopf gegen die Knie. Ihre ruhige Entschlossenheit, sich an so viele ihr unbekannte und zum Teil unverständliche Dinge zu gewöhnen und sich anzupassen, machte es mir noch schwerer.
    »Pervica«, begann ich hilflos – und hielt ein.
    Sie strich mir das Haar aus dem Gesicht und ließ die schmale, feste Hand auf meiner Schulter ruhen. »Es tut mir leid«, sagte sie sanft. »Ich weiß, du bist kein Römer. Ich erwarte auch nicht, daß du ein Römer wirst, wirklich nicht, aber es ist für mich nicht leicht, mich an … an so vieles auf einmal zu gewöhnen.«
    »Das ist es nicht! Pervica, ich habe einen Fehler gemacht, als ich dich bat, mich zu heiraten.«
    Alle Freude in ihr erlosch in einem einzigen Augenblick; sie starrte mich blicklos an, wie vom Blitz geblendet, ihr Gesicht war kalkweiß vor Entsetzen. Ich nahm ihre beiden Hände und sagte: »Höre mir zu, Pervica. Ich habe Feinde. Ich wußte, daß mein Leben bedroht ist, aber ich war zuversichtlich, daß sie mich hier nicht erreichen könnten, in meinem Lager, mitten unter meinen eigenen Männern. Ich dachte, niemand würde unschuldige Personen da hineinziehen, niemand würde von dir wissen oder sich um dich kümmern, du würdest auf dem Land in Sicherheit sein; aber ich sehe jetzt, daß ich im Irrtum war und daß ich dich in Gefahr gebracht habe. Schau her« – ich zog die Bleirolle heraus, die ich in meinen Gürtel gesteckt hatte –, »Facilis hat mir dies letzte Nacht gezeigt. Es wurde im Mund eines Mannes gefunden, der in einem heiligen Hain ermordet worden war.« Sie nahm es zögernd und rollte es auf, dann starrte sie blind ins Leere.
    »Es ist mein Name«, erklärte ich.
    »Ich kann lesen«, erwiderte sie scharf. »Willst du mit all dem sagen, daß du doch nicht den Wunsch hast, mich zu heiraten?«
    »Sei nicht töricht. Ich wünschte es so sehr, daß ich vergaß, zu denken und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Ich war ohne Verstand und habe einen schweren Fehler gemacht. Du darfst nicht als meine Verlobte auf deine Farm zurückkehren. Entweder müssen wir sofort heiraten, oder du mußt so tun, als hätten wir uns gestritten, du mußt sagen, die Verlobung sei gelöst, und wie verärgert nach Hause zurückkehren.«
    »Und welches von beidem würdest du vorziehen?« Ihr Gesicht hatte wieder etwas Farbe bekommen, und in ihrer Stimme war ein Anflug von Ärger zu spüren.
    »Ich würde es vorziehen zu heiraten, natürlich. Dann würde ich dir eine bewaffnete Eskorte zur Flußau-Farm mitgeben, du könntest deine Leute an einen sicheren Ort schicken und dann hierher zurückkehren.«
    Sie sah mir prüfend ins Gesicht, dann entspannte sie sich allmählich. Sie ließ die Bleitafel auf den Teppich neben meine Füße fallen und starrte sie an.
    »Ist dies nicht doch bloß etwas, das einer von den Kaledoniern gemacht hat?« fragte sie fast flehend. »Du warst der Anführer der Truppen, die so viele von ihren Männern getötet haben, und vielleicht haben sie dir deshalb Blutrache geschworen. Sie werden immer siegreiche feindliche Kommandeure verfluchen. Das Ding sieht unheimlich aus, aber solltest du es so ernst nehmen?«
    »Es wurde in der Nähe von Corstopitum gefunden, nicht auf kaledonischem Gebiet. Und ich denke, ich weiß, wer es gemacht hat.«
    Ich erzählte ihr alles, was ich über Aurelia Bodica gehört hatte, alles, was ich erlebt hatte und was ich vermutete, von dem Tag an, als ich zum erstenmal britannischen Boden betrat, bis zu diesem Augenblick. Ich erzählte rasch und mit steigendem Ärger, und sie hörte ruhig und still zu. Als ich geendet hatte, bedeckte sie ihr Gesicht mit den Händen.
    »Es tut mir so leid!« sagte ich unglücklich. »Ich hätte dich nicht in diese Geschichte hineinziehen dürfen, ich werde mir nie verzeihen.«
    »Ich wußte es«, sagte sie leise. »Als wir dich ins Haus brachten, war dein Gesicht mit Schlamm bedeckt – aber Cluim behauptete mit Bestimmtheit, du hättest auf dem Rücken im seichten Wasser gelegen, als er dich fand. Ich wußte, jemand hatte versucht, dich zu ermorden. Aber ich wollte es nicht wahrhaben, ich wollte, daß du lebst und ich keine Angst um dich haben mußte. Aber ich wußte alle wußten es –, daß die Kaledonier zu dem Überfall ermutigt worden waren, und als ich herausfand, daß du es warst, der sie zurückgeschlagen hatte, wurde mir der Zusammenhang klar – nur wollte ich es nicht sehen. Dies«, sie stieß die Bleirolle mit dem Fuß ärgerlich zur Seite, »ist eine gemeine,

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