Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
skrupelloses Machtstreben nicht unterschätzen. Er ist ein arroganter Mann, der kein Risiko scheut. Nach diesem Fest soll er mit dem Zweiten Drachen, seinen Gefolgsleuten, in Condercum stationiert werden; wenn er erführe, daß du seiner Dame Schwierigkeiten machst, würde er dich bedenkenlos zuerst töten und sich hinterher Erklärungen für die Behörden ausdenken.«
    »Er ist kein Brite. Spricht er überhaupt Britisch? Nein? Dann wird er keine Ahnung haben, was auf dem Lande vorgeht. Und die Menschen, mit denen ich zu sprechen beabsichtige, werden meinen Namen nicht preisgeben. Selbst wenn sie nicht helfen, werden sie nicht wollen, daß ich getötet werde; und wenn sie helfen, werden sie die Verantwortung für alles, was sie tun, selbst tragen, so wie sie auch das Verdienst allein für sich beanspruchen.«
    »Du kannst nicht auf deine Farm zurückkehren und … und für mich spionieren. Das kannst du nicht. Du wirst getötet werden.«
    »Ich kann, ich will, und nichts wird mir zustoßen. Ich denke nicht daran, mein Eigentum aufzugeben und die Menschen im Stich zu lassen, die von mir abhängig sind. Du kannst das nicht von mir erwarten. Würdest du es an meiner Stelle tun? Und ich werde nicht wie ein Gepäckstück in deinem Wagen sitzen, während du Risiken eingehst und schreckliche Fehler machst, weil du Dinge nicht weißt, die ich leicht entdecken könnte. Ich bin Britin. Ich habe mehr Rechte in dieser Sache als du.«
    Ich stand auf, ging ein paar Schritte hin und her und schlug ohnmächtig mit der Hand gegen die Wagenwand. »Und wenn du getötet wirst?«
    »Und wenn du getötet wirst? Das ist eher möglich. Ich bin für sie unwichtig. Du bist es, hinter dem sie her sind.«
    »Ich habe fünfhundert Mann unter meinem Kommando, und darunter dreißig, deren Hauptaufgabe es ist, mein Leben und meine Ehre zu schützen. Und selbst wenn sie scheitern, ich kann meinem Tod ins Auge sehen.«
    Sie schloß einige Sekunden lang die Augen, dann sah sie mich fest an. »Verstehst du nicht?« fragte sie. »Vielleicht könntest du deinem Tod ins Auge sehen – aber ich könnte es nicht. Ich habe meinen Mann nie geliebt. Ich mochte ihn, ich gehorchte ihm willig, weil er mich liebte, aber ich konnte ihm nie Achtung oder Liebe geben. Als er starb, dachte ich, ich würde mein ganzes zukünftiges Leben in Unabhängigkeit verbringen. Ich war ganz zufrieden – bis ich in meinen Stall ging und dich dort stehen sah mit Wildfeuer, der aus deiner Hand fraß. Da wußte ich, daß ich überhaupt noch nie lebendig gewesen war. Es ist mir gleich, wenn ich jetzt sterbe, aber ich werde nicht ohne dich leben.«
    Ich ging zurück und kniete mich vor ihr hin. »Pervica, bitte! Du hast gesehen, was ich mit Wildfeuer gemacht habe. Er fängt an, mir zu vertrauen, er kommt zu mir, um Schutz vor der Kälte zu finden, er erwartet, daß ich ihm sein Futter gebe. Wenn er zu mir käme und ich schlüge ihn, wem würde er dann vertrauen? Stirb nicht, Pervica. Es würde mich zerstören.«
    Sie legte die Arme um meinen Hals. »Ich werde nicht sterben«, sagte sie ernst. »Aber ich werde nicht tun, was du verlangst.«

 

    12
    Pervica kehrte an diesem Nachmittag in genau der Situation nach Hause zurück, die mir am wenigsten zusagte – offiziell mit mir verlobt, gewillt, bis zu dem für die Hochzeit festgesetzten Datum ihr Leben wie bisher weiterzuführen, und fest entschlossen, Nachforschungen bei den mit ihr befreundeten Druiden zu betreiben. Ich stellte ihr einen Wagen für die Fahrt zur Verfügung und begleitete sie mit meiner Leibwache bis zur Flußau-Farm. Alle Einwendungen, die ich noch vorbrachte, waren vergeblich gewesen und hatten sie nur verärgert. Sie hatte, was schon Longus aufgefallen war, einen eisernen Willen, und sie haßte es, tyrannisiert oder eingeschüchtert zu werden. Mir war klargeworden, daß ich mich zu sehr von meinen schlimmen Erinnerungen hatte leiten lassen und meine Argumente sie wohl deshalb nicht überzeugt hatten.
    Als ich mich auf der Farm von ihr verabschiedet hatte, ritt ich mit der Geschwindigkeit einer Gewitterwolke nach Cilurnum zurück. Ich brachte Marha ein Opfer dar und betete um seinen Schutz. Dann suchte ich Kasagos auf und ließ ihn die Weissagungsruten lesen, aber ihre Botschaft war undeutlich und unbefriedigend. Ich fuhr meine verblüfften Leibwächter grundlos an, ignorierte die besorgten Fragen meiner römischen und sarmatischen Freunde und ging fort, um mit meinen Pferden zu arbeiten.
    Die Nachricht von dem

Weitere Kostenlose Bücher